Ein Seemann tauscht mit nichts auf der Welt  

erstellt am
22. 05. 07

Autographen-Auktion am 20. Juni 2007 im Wiener Dorotheum
Wien (dorotheum) - "CU" (see you; bis bald) oder glg (ganz liebe Grüsse), so sieht die schnelle Kommunikation von heute zumeist aus. Gesendet über SMS, dem short message service, das allen Inhalt der Welt in 126 Zeichen packen soll und will. Da ist es nicht weit von Widumihei (Willst du mich heiraten) zu Leila (Liebling es ist leider aus). Wie exotisch anders und spannend muten "Correspondenzen" frühere Zeiten an, seitenlang von Hand geschrieben, persönlich und authentisch. Liebhaber der attraktiven Sammelsparte "Autographen" bedient das Wiener Dorotheum zweimal jährlich. Am 20. Juni 2007 stehen wieder bedeutende Autographen am Programm, darunter von Größen wie Beethoven oder Goethe.

Insgesamt 34 Seiten umfasst ein Konvolut von vier eigenhändigen Briefen von Kaiser Maximilian von Mexiko (1832 - 1867) an seinen jüngeren Bruder Karl Ludwig. Im Juni dieses Jahres jährt sich der Tag seiner Erschießung in Mexiko übrigens zum 140. Male. Die Briefe des schriftstellerisch begabten und kunstsinnigen Maximilian, mit gesamtem Titel "Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich" bezeichneten Habsburgers, zeugen unter anderem von brüderlicher Rivalität. Der zum Zeitpunkt der Korrespondenz erst 22jährige Maximilian, damals bereits zum Oberbefehlshaber der k. k. Kriegsmarine ernannt, schreibt seinem in Lemberg weilenden Bruder etwas wehleidig: "…du bist Herr deiner Zeit, das ist man in Schönbrunn nicht wenn man noch seine Gesundheit pflegen und durch Luftbäder kräftigen muss". Er gehe durch eine "herbe Schule der Demütigungen", sein Bruder, schreibt Maximilan, habe "ein leichtes Spiel, dir werden die Wege gebahnt". Patriotisch wolle er seinem "angebeteten Kaiser" (Franz Joseph, Anm.) dienen, er, Maximilian, sei bloß "Corvetten-Capitän". Er ist es offenbar durch und durch: "und ein Seemann tauscht mit nichts auf der Welt" (Rufpreis 5.000 Euro).

Ein perfektes Motto auch für Wilhelm von Tegetthoff (1827 - 1871), seines Zeichens Admiral der österreichischen Kriegsmarine. Anlässlich des Sieges über Italien bei der Seeschlacht von Lissa 1866 wurde Tegetthoff das Ehrenbürgerdiplom der Stadt Wien verliehen. Die dreiseitige bedeutende Pergamenturkunde, kalligraphiert, goldgehöht und mit diversen Bildmotiven bemalt, wird mit 600 Euro gerufen.

Ein eigenhändiger, dreiseitiger Brief aus dem Jahre 1813 von Ludwig v. Beethoven an Gräfin Maria Eleonora Fuchs zeugt von den Nöten eines um Intervention bittenden Künstlers sowie gibt ein Bild einer einsamen, leidenden Persönlichkeit. Beethoven begründet seine Absage einer Einladung: "Mit einem überall zerrissenen Herzen auf sich selbst zurück gewiesenen Menschen ist in Gesellschaft nichts anzufangen". Beethoven-Autographen sind extrem selten, der hervorragende Erhaltungszustand macht das Dokument zudem besonders wertvoll (Rufpreis 20.000 Euro).

Von ganz anderen Nöten geplagt ist Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe. Durch einen vierseitigen Brief an Friedrich von Gentz will er bei Metternich erwirken die Gesamtauflage seiner Werke vor unlauterem Nachdruck schützen zu lassen. Das Autograph ist somit eines der ersten Dokumente in Sachen Urheberrecht. Goethe war übrigens erfolgreich in seinem Unterfangen, seine Werke wurden urheberrechtlich geschützt (Rufpreis 5.000 Euro).

Wilhelm Furtwängler (1886 - 1954) gilt als einer der bedeutendsten Dirigenten aller Zeiten. Weniger bekannt ist seine Tätigkeit als Komponist. Ein eigenhändiges Musikautograph entführt in die Klangwelt des Jahrhundert-Talents (Rufpreis 12.000 Euro).

Weitere klingende Namen der Vergangenheit rufen sich mittels Autographen ins Gedächtnis, etwa Gustav Mahler, Richard Strauss, Johann Strauss Sohn, Richard Wagner, Carl Maria von Weber, Peter Rosegger, Karl VI. oder Maria Theresia.

Auktion: Autographen 20. Juni 2007
Informationen:
http://www.dorotheum.at
 
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