Stadt Wien setzt neue Akzente für Kunst im öffentlichen Raum  

erstellt am
22. 05. 07

Mailath, Schicker und Ludwig präsentieren neue Organisation und zukünftige Projekte
Wien (rk) - Der Fonds Kunst im öffentlichen Raum (KÖR) wurde im Jahr 2004 durch die Geschäftsgruppen Kultur, Stadtentwicklung und Wohnen gegründet. Sein Ziel ist die Anhebung der Qualität von Kunst im öffentlichen Raum, ihre Förderung, Dokumentation und Vermittlung. Die Mittel für den Fonds kommen aus jenen Geschäftsbereichen der Stadt Wien, die öffentliche Bauvorhaben realisieren (Wohnbau bzw. Stadtentwicklung), und betragen rund 800.000 Euro jährlich. Auf den Erfahrungen und Erfolgen der ersten Funktionsperiode aufbauend (2004 - 2007) erfolgte nun die Umwandlung in eine GesmbH. Mit dieser neuen Organisationsstruktur soll eine effiziente Durchführung und Internationalisierung erreicht werden und neue Zielvorstellungen formuliert und umgesetzt werden.

"Kunst kann auch abseits von Museen und Ausstellungshäusern erlebt werden. Kunstwerke im öffentlichen Raum sollen zur Auseinandersetzung mit moderner Kunst anregen, für dieses Thema sensibilisieren und den Dialog fördern," erklärt Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. "Kunstprojekte tragen viel zur qualitätvollen Gestaltung des öffentlichen Raums bei, erhöhen die Lebensqualität der Menschen und sind wichtige Impulsgeber bei der Stadtentwicklung. Dementsprechend wichtig ist es, zeitgerecht die Kunst in die Planung zu integrieren", betont Planungsstadtrat Rudi Schicker. "Wohnen und Kunst sind untrennbar miteinander verbunden. Wo Menschen leben, lebt auch die Kunst - und die Kunst muss auch öffentlich erlebbar sein. Diese Tradition wird auch heute von bedeutenden Wohnbauträgern gelebt und mit neuen Formen der zeitgenössischen Kunst - gerade auch im geförderten Wohnbau - fortgeführt", so Wohnbaustadtrat Michael Ludwig.

Highlights aus der ersten Periode
Kunst im öffentlichen Raum ist in Wien seit Jahren ein wesentliches Mittel der ästhetischen Kommunikation und hat neben temporären Installationen auch zahlreiche permanente Werke an markanten Begegnungsorten der Stadt hervorgebracht: Unter Einbindung zahlreicher Jugendlicher und der Künstlerinnen Christine und Irene Hohenbüchler entstand die "Wand der Sprache" am Schwendermarkt, die auf das Aufeinandertreffen unterschiedlicher sozialer Schichten, Kulturen und Sprachen in Rudolfsheim-Fünfhaus hinweisen soll. Ein Riesenerfolg war der "add on. 20höhenmeter", eine temporäre, begehbare Gerüstskulptur am Wallensteinplatz, die von 17.000 BesucherInnen besichtigt wurde. Das Kunstprojekt hat wesentlich zur nachhaltigen Aufwertung des Platzes beigetragen. Der Dachgarten am Tiefspeicher der wienbibliothek wurde vom Künstlerpaar Lois und Franziska Weinberger gestaltet und mit dem renommierten Bauherrenpreis 2006 ausgezeichnet. Um die Geschichte des Volkertviertels zu thematisieren, wurden im Sommer 2006 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zehn Kunstprojekte initiiert ("Geschichte(n) vor Ort"). Eines der größten und bedeutendsten KÖR-Projekte war die Realisierung von "Pi", einer Medieninstallation des kanadischen Künstlers Ken Lum in der Karlsplatz Westpassage. Der KÖR unterstützt aber auch kleine, weniger spektakuläre Projekte, die zur Stärkung der Bezirks- und Grätzelidentität beitragen, wie etwa die Projekte "Delete", "Gürtel ON EAR" oder Schaufenster-Geschichten.

Informationen: http://www.publicartvienna.at/

Zukünftige Vorhaben
Derzeit wird an der Umsetzung des "Rosa Platzes" gearbeitet, der im Vorjahr als Ergebnis eines internationalen Wettbewerbs der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Das Mahnmal für schwule und transgender Opfer des Nationalsozialismus wird nach Plänen des österreichischen Künstlers Hans Kupelwieser am Morzinplatz errichtet. Mit dem Mahnmal setzt die Stadt ein Zeichen des Erinnerns an ein tabuisiertes und verdrängtes Kapitel. Wien ist neben Amsterdam die einzige Stadt in Europa, die ihrer schwulen und transgender Opfer mit der Errichtung eines Mahnmals gedenkt. Des weiteren seien stellvertretend für die Ausrichtung der zukünftigen Projekte des neuen KÖR folgende drei Beispiele angeführt: Die Aufstellung der Skulptur "Gerngrosssäule" von Franz West in der Rahlgasse (6. Bezirk) ist bereits für Ende Juni 07 geplant. Das Zielgebiet rund um die Verlängerung der U2 in der Leopoldstadt bietet die Chance, eine Kunstmeile zu errichten (Viertel Zwei). Im Meidlinger Kabelwerk sind Arbeiten der Künstler Joep van Lieshout und Maria Hahnenkamp geplant. "Darüber hinaus ist es mir ein Anliegen, Projekte an strategisch bedeutenden Orten mit den Bezirken umzusetzen," so die neue Projektkoordinatorin Ricky Renier.

Neue Organisation - mehr Effizienz
Die Neuorganisation des KÖR als GesmbH soll nun dazu beitragen, noch effizientere Interventionen zu gewährleisten und Kunst als integralen Bestandteil urbaner Entwicklungsstrategien im kommunalen Selbstverständnis zu verankern. Die drei zentralen Punkte von KÖR neu sind Urbanisierung, Internationalisierung und Ausgliederung. Die Jury, die über Projekte im öffentlichen Raum entscheidet, ist international besetzt und bringt Expertise aus anderen Metropolen mit, die zum Teil schon längere Erfahrungen mit Kunst im öffentlichen Raum haben als Wien. Durch die Internationalisierung sowohl der Jury wie des gesamten Projektes soll eine größere Variationsbreite der durchgeführten Aktionen sichergestellt werden, d. h. Vernetzung mit Organisationen in anderen Kommunen, die ähnliche Zielsetzungen verfolgen (München, Hamburg), Abhaltung eines Jour fix, Vorstellung von Modellen aus anderen Städten/ Ländern.

Die für drei Jahre bestellte Jury (2007 - 2010) setzt sich folgendermaßen zusammen:

* Anda Rottenberg (Beauftragte Museum Moderner Kunst Warschau)
* Adolf Krischanitz (Architekt Wien)
* Tobias Bezzola (Kurator, Kunsthaus Zürich)
* Berthold Ecker (Leiter Referat bildende Kunst, MA7)
* Sabine Oppolzer (Journalistin ORF Wien; Ersatzmitglied)

Als Projektkoordinatorin wurde die Kuratorin Ricky Renier, ebenfalls für drei Jahre, bestellt. Ricky Renier wurde 1961 in Linz geboren und studierte Kunstgeschichte und Publizistik an der Universität Salzburg. Ricky Renier hat sich in den letzten Jahren einen herausragenden Ruf in der Kunstwelt erworben und zeichnet sich durch große Fachkenntnis vor allem auch im Bereich der Kunst im öffentlichen Raum aus. Ricky Renier ist mit der internationalen Kunstwelt wie auch mit der lokalen Kulturszene bestens vertraut. Sie führte einige Jahre eine Galerie in Chicago; in Wien war sie als Kuratorin und Referentin für Gegenwartskunst am MAK tätig.
 
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