Nordico bittet zu Tisch  

erstellt am
11. 06. 07

Zwei Ausstellungen über antike Ess- und Trinkkultur
Linz (nordico) - Gleich zwei Ausstellungen im Erdgeschoß des Nordico informieren ab 12. Juni über die Ess- und Trinkkultur in der Antike: der Einzug des mediterranen Koch- und Essstils der Römer in unseren Breiten sowie die Ess- und Trinkkultur des spätantiken Ägyptens werden BesucherInnen bis September anhand von Funden und Rezepten auf Papyri vor Augen geführt.

Die römische Küche
Was in der römischen Antike im Voralpenland entlang der Donau gegessen wurde, wieweit damals der mediterrane Koch- und Essstil Einzug gehalten hat oder was aus den einheimischen kulinarischen Traditionen der vorrömischen Zeit geworden ist, darüber gibt die erste Ausstellung „Kulinarisches aus dem römischen Alpenvorland“ Auskunft. Am Nordfuß der Alpen kam es damals zu einem so genannten Krieg der Küchen, bei dem die mediterrane Ernährungsweise die einheimische bodenständige Küche zurückgedrängt, aber nicht verdrängt hat. Die küchengeschichtliche Situation erinnert an heute. Seit den 1950er Jahren hat es einen erneuten Vorstoß der mediterranen Küche in den Norden gegeben, der zu sehr ähnlichen Effekten geführt hat wie der römische.

In der Ausstellung sind Mörserstößel mit phallusförmigem Griff – ein bisher einzigartiges Stück aus Carnuntum -, ein bronzenes Handwaschbecken zum Herumreichen bei Tisch aus Salzburg oder römische Erbsen, eine Dattel und Obststeine, darunter ein Obstrestefund aus dem römischen Linz zu sehen. Auch Mitteleuropas älteste Fischkonserve, eine komplett erhaltene Amphore aus Salzburg mit Resten ihres Inhalts, zählt zu den Exponaten.

Die Ausstellung kam mit Unterstützung in- und ausländischer Museen zustande. Aus dem antiken Carnuntum, aus Wels und Salzburg konnten teils seltene Objekte übernommen werden. Auch die Museen von Gauting, Passau und Straubing stellten aufschlussreiche Fundstücke aus dem rätischen Anschlussgebiet bereit.

Ess- und Trinkkultur Ägyptens
In der zweiten Ausstellung dokumentieren Schriftzeugnisse die spätantike Ess- und Trinkkultur Ägyptens, darüber hinaus aber auch wesentliche Aspekte des Handels mit Lebensmitteln und deren Verkauf. Sie stammen aus dem einmaligen Fundus der Papyrussammlung der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien, die mit zirka 180.000 Objekten zu den umfangreichsten der Welt zählt.

Die rund 25 ausgestellten Papyri beziehen sich auf den Verbrauch von Mehl, den Empfang von Sesam, auf Ölproduktion und Öllieferung, auf Bier und Biersteuer. Daraus wird auch ersichtlich, dass dieses Getränk eine wichtige Rolle im Altertum Ägyptens gespielt hat. Außerdem sind Aufzeichnungen über Fleisch, Fisch und Obst, von Lebensmitteln und Küchengeräten zu sehen. Zu den weltweit exklusivsten Stücken zählen zwei von der Universtität Heidelberg entliehene Papyri, die als antike Kochbücher zu betrachten sind. Lenden-, Fleisch- und Schinkenstücke werden darin in griechischer Sprache samt Zutaten genannt.

Die Ausstellungen können Montag bis Freitag von 10 Uhr bis 18 Uhr, an Donnerstagen bis 21 Uhr, Samstag und Sonntag von 13 Uhr bis 17 Uhr besichtigt werden. Zur Ausstellung sind in der Reihe „Linzer Archäologische Forschungen“ zwei Sonderhefte erschienen. SH 39: „Kulinarisches“ (Preis 9,80 Euro) und SH 40 „Nahrung im Altertum“ – Auswahlbibliographie (Preis 4,60 Euro).
 
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