Werbung für mobiles Internet überzogen  

erstellt am
29. 06. 07

Kosten und Datenpauschalen je nach Handyanbieter uneinheitlich - Mehrverbrauch über die Pauschale hinaus teilweise empfindlich teuer - Nicht immer KB-genaue Abrechnung
Wien (ak) - Schnell, schneller am schnellsten: "kabellos Surfen ab 0 Euro", "Höllenschnelles, ultraeinfaches Internet" "oder "einfach anstecken und lossurfen". Ein aktueller AK Test von 16 mobilen Breitbandangeboten bei A1, T-Mobile, One und Drei zeigt:

  • Mühsame Konsumentensuche nach dem Netz: GPRS, UMTS, EDGE, HSDPA - wo welches Netz geht, müssen VerbraucherInnnen erst herausfinden. Alle Anbieter haben Netzabdeckungskarten oder Suchhilfen im Web. Der Haken: Die angepriesene schnelle Downloadgeschwindigkeit ist gar nicht überall möglich.
  • Die Tarifpakete haben unterschiedliche Datenpauschalen. Wer drüber ist, zahlt je nach Anbieter und Angebot zehn bis 80 Cent für jedes weitere MB.
  • Aus dem Takt: Verrechnete Downloads entsprechen nicht immer dem tatsächlichen Verbrauch.
  • Drum prüfe, wer sich bindet: Alle Anbieter haben 24 Monate Vertragsbindung, außer ein Angebot bei Drei. Wer auf einen anderen Tarif wechseln will, muss mit bis zu 99 Euro und komplizierten Bedingungen rechnen.
  • Kostenkontrolle für Sicherheit: Alle Anbieter haben für ihre Kunden eine Datentransferabfrage auf ihrer Website.


"In der Werbung klingt alles einfach. Aber im Angebotsdschungel des mobilen Internets ist ein Vergleich für Verbraucher wegen unterschiedlicher Netztechniken, Kosten und Nebenbedingungen eigentlich nicht möglich", sagt AK Konsumentenschützer Harald Glatz. "Die Werbeaussagen müssen daher realistischer werden." Glatz rät: "Prüfen Sie, wie oft Sie im Web surfen und wählen Sie danach das Angebot. Verlassen Sie sich dabei nicht unbedingt auf die angegebene Geschwindigkeit und achten Sie auf Nebenkosten!"

Die AK hat im Juni die mobilen Breitbandangebote von A1 Mobilkom, T-Mobile, One und Drei unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse zeigen:

1) Unterschiedliche Netztechnik - Konsumentencheck nötig
GPRS, UMTS, EDGE, HSDPA - durch die verschiedenen Netztechniken ist auch der Datentransfer unterschiedlich schnell. Wo aber in Österreich welches Netz geht, und welcher Anbieter was für ein Netz hat, müssen die KonsumentInnen erst einmal recherchieren. Alle untersuchten Anbieter haben im Internet Netzabdeckungskarten veröffentlicht oder bieten elektronische Suchhilfen an, etwa durch Eingabe des Wohnortes.

2) Immer andere Kosten und Datenmengen
Die Tarifpakete der Handyanbieter kosten zwischen zehn und 59 Euro im Monat und haben verschieden hohe Datenpauschalen: A1 von 300 MB bis 5 GB; T-Mobile von 500 MB bis 10 GB; One von 250 MB bis 20 GB; Drei von 500 MB bis 30 GB.

Wer im Monat mehr surft, als im Angebot vorgesehen ist, zahlt bei A1, T-Mobile und Drei für jedes weitere MB je nach Anbieter und Angebot zehn bis 80 Cent. One reduziert nach Verbrauch der Pauschale die Transfergeschwindigkeit, oder der Kunde erhöht für fünf Euro sein Transfervolumen.

Die AK hat ausgerechnet: Für eine Datenmenge von zwei GB pro Monat hat der Handynutzer bei optimaler Tarifwahl 19 bis 20 Euro zu zahlen. Zum Vergleich: Wer einen Festnetz-Breitbandanschluss nutzt, muss bei einem monatlichen Verbrauch von zwei GB ebenfalls im günstigsten Fall mit 20 bis 30 Euro rechnen. Ins Auge fällt aber der Preisunterschied bei den Kosten für den Mehrtransfer. Wer sich bei der Nutzung eines Festnetz-Breitbandproduktes verschätzt und seine gewählte Datenpauschale überschreitet, muss mit Zusatzkosten von rund fünf bis sieben Cent pro MB rechnen. Dem Handynutzer kommt der Mehrtransfer oft wesentlich teurer: Die Anbieter verrechnen überwiegend zehn Cent pro zusätzlichem MB.

"Kostenkontrolle ist daher beim mobilen Datentransfer oberstes Gebot", sagt Glatz. Wer eine kostengünstige Einstiegspauschale wählt (zB 300 oder 500 MB) und seinen Datenbedarf grob unterschätzt, kann mit unverhältnismäßig hohen Handykosten konfrontiert sein. "Zwei GB können im ungünstigsten Fall Kosten von rund 170 bis 450 Euro nach sich ziehen", betont Glatz.

3) Nicht im gleichen Takt
In einzelnen 1-KB-Schritten wird nur bei A1 und One abgerechnet. T-Mobile verrechnet den Datenverbrauch in 50-KB-Intervallen und Drei in 51,2 KB-Schritten. "Wie beim Telefonieren ist es auch beim Surfen. Der verrechnete Transfer entspricht nicht exakt dem tatsächlichen Verbrauch", kritisiert Glatz. Eine ungünstige Blockverrechnung kann etwa bei der automatischen Mailabfrage (häufige kurze Onlineverbindungen) besonders nachteilig sein.

4) Alle Anbieter mit langen Verträgen
Die Anbieter sehen überaus lange Vertragsbindungen vor. In der Regel gelten die Verträge 24 Monate lang, Ausnahme der Drei-Tarif 3Data 500MB USIM only mit zwölf Monaten. Innerhalb der Bindungsdauer kann der Vertrag grundsätzlich nicht aufgelöst werden. Wer den Tarif wechseln möchte, muss sich mit komplizierten Nebenbedingungen auseinandersetzen, z.B. befristete Tarifwechselsperren, Unterscheidung, ob Alt- oder Neukunde. Hinzu kommen oft auch noch Tarifwechselentgelte von fünf bis 99 Euro!

So gilt zB bei A1, dass für Breitbandkunden mit "Alttarifen" bei einer Restlaufzeit des Vertrages von mehr als drei Monaten ein Wechsel in ein Tarifmodell mit gleich viel oder weniger inkludierten MB nicht möglich ist. Ein Upgrade, also wenn VerbraucherInnen von einem Tarif mit niedrigem monatlichem Grundentgelt zu einem teuren wechseln wollen, ist bei Zahlung von 99 Euro Wechselentgelt möglich. Neukunden zahlen für einen Downgrade, wenn Kunden von einem Tarif mit teuerem monatlichem Grundentgelt zu einem billigeren wechseln wollen, 49 Euro, wobei während der Mindestvertragsdauer ein Wechsel zum billigsten Tarifmodell nicht möglich ist. Bei Drei kosten Downgrades pro Tarifstufe 70 Euro. T-Mobile verrechnet für Downgrades innerhalb der Mindestvertragslaufzeit 40 Euro. Bei One betragen die Wechselspesen 5 Euro (innerhalb der ersten 12 Monate sind nur Upgrades möglich).

5) Achtung: Freischaltung, Hardware oder Internet-Roaming können teuer werden
Alle Anbieter verrechnen grundsätzlich einmalige Aktivierungsentgelte von bis zu 49 Euro. Bei befristeten Aktionen entfallen in der Regel die Freischaltungskosten.

Bei den Hardwarekosten gilt: Je teurer das Tarifmodell, umso großzügiger die Endgerätestützung. Die Kosten reichen in der Regel von null bis 99 Euro.

Bei A1 muss man zur Zeit etwa mit Preisen von null bis 79 Euro fürs Modem oder die Datenkarte rechnen. Derselbe Betrag wird nochmals fällig, wenn vor Ablauf von 24 Monaten der Vertrag beendet wird. Bei T-Mobile bewegen sich die Kosten in der Regel ebenfalls zwischen null und 79 Euro. One verrechnet null bis 99 Euro für das Endgerät. Bei Drei fällt tarifabhängig ein Gerätepreis in der Bandbreite von drei bis 99 Euro an.

Kostenfalle Internet-Roaming: Bei A1, T-Mobile und One kann das inkludierte Datenvolumen im Ausland nicht aufgebraucht werden. Im Ausland gelten Tarife, die mitunter viel teurer sein können als im Inland. Ausnahmen gibt es bei Drei: In bestimmten Partnerländern, z.B. Italien, kann das Pauschale verbraucht werden.

6) Mehr Sicherheit durch Kostenkontrolle
Alle Anbieter haben für ihre Kunden eine Datentransferabfrage auf ihrer Website. Laut Anbieterauskunft würden "zeitnahe" Aktualisierungen, also innerhalb weniger Stunden, erfolgen. T-Mobile bietet zusätzlich eine Abfrage per SMS an.

 
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