LH Durnwalder zu Wien-Besuch Napolitanos und Begnadigungen  

erstellt am
29. 06. 07

Bozen (lpa) - "Als durchaus positiv" hat Landeshauptmann Luis Durnwalder den Ausgang des Wien-Besuchs des italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano bezeichnet. Mit Bedauern hat Durnwalder allerdings zur Kenntnis genommen, dass der Weg der Begnadigung nicht allen ehemaligen Südtirol-Aktivisten der 60er Jahre offen stehen soll.

Es ist vor allem die große Übereinstimmung zwischen den Ansichten der beiden Staatsoberhäupter Heinz Fischer und Giorgio Napolitano und die freundschaftliche Stimmung während des Wien-Besuchs, die Durnwalder freuen. "Eine solche Stimmung ist auch in unserem Interesse, weil es sehr viel leichter ist, gemeinsame Anliegen unter Freunden voran zu bringen, als in einer angespannten Stimmung", so der Landeshauptmann.

Erfreut hat Durnwalder zudem zur Kenntnis genommen, dass sich Staatspräsident Napolitano konkret für die Begnadigung einiger der Aktivisten der 60er Jahre einsetzen bzw. den bürokratischen Iter in Sachen Verjährung erleichtern wolle. "Mit großem Bedauern habe ich aber erfahren müssen, dass nicht alle Betroffenen in den Genuss der Gnade des Staatsoberhaupts kommen sollen", so der Landeshauptmann, der nun hofft, dass Napolitano diese Entscheidung noch einmal überdenken werde. "Ich denke, dass es nicht einsichtig ist, nach so langer Zeit nicht einen Schlussstrich für alle Betroffenen zu ziehen", so Durnwalder.

Der Landeshauptmann hat heute erneut betont, dass die Südtirol-Autonomie allen drei hier lebenden Volksgruppen zugute komme und wesentlich zu deren friedlichem Zusammenleben beigetragen habe. Auch werde das Südtirol-Modell heute häufig als Beispiel genannt, wie Minderheitenfragen mit Geduld und Verständnis auf allen Seiten konstruktiv gelöst werden könnten. "Deshalb wäre es wünschenswert, wenn allen Beteiligten noch zu Lebzeiten die Einreise in ihre Heimat gestattet würde", so Durnwalder, der sich gegen die Spaltung der Aktivisten in zwei Kategorien ausspricht, in jene nämlich, die ihre Strafe oder einen Teil davon abgesessen haben, und jene, bei denen dies nicht der Fall ist. "Allein die Tatsache, so lange aus der Heimat ausgeschlossen geblieben zu sein, war für die Betroffenen eine angemessene Strafe", so der Landeshauptmann.

Auch einen Appell hat Durnwalder heute an den Staatspräsidenten gerichtet. "Ich ersuche den Präsidenten, dessen Menschlichkeit überall bekannt ist und geschätzt wird, seine Entscheidung zu überdenken und auch die Fälle der übrigen Aktivisten der 60er Jahre großzügig zu lösen", so der Landeshauptmann.
 
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