Luftfahrt fordert Luftraum ohne Grenzen  

erstellt am
06. 07. 07

Bollmann: Einheitlichen EU-Luftraum möglichst schnell realisieren – Kürzere Flugzeiten entlasten Airlines und die Umwelt
Wien (pwk) - Europa wächst zusammen: Binnenmarkt, Schengen, Euro. Doch über den Wolken bestehen die Grenzen zwischen den Mitgliedsstaaten weiter fort. Ausgerechnet der Luftverkehr wird in ein Korsett nationaler Zuständigkeiten gezwängt. So arbeiten 58 Flugleitstellen mit 22 verschiedenen Betriebssystemen–Warteschleifen und Umwege sind die Folge, so Harald Bollmann, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der WKÖ:

„Die Umsetzung des "Single European Sky" wäre ein großer Erfolg für die EU, einerseits aus Gründen des Wettbewerbs, andererseits aber auch aus Sicht des Umweltschutzes; weil CO2-Einsparungen von etwa acht bis zwölf Prozent möglich sind. „Unverständlich, dass man die Realisierung erst für 2020 ins Auge fasst“, wundert sich Bollmann. Der Luftverkehr ist weltweit für rund drei Prozent der Treibhausgase verantwortlich.

Während die EU über die Einbeziehung der Luftfahrt in den Emissionshandel diskutiert und eine europäische Insellösung ohne Rücksicht auf die Wettbewerbsfähigkeit Preissteigerungen in Kauf nimmt, müsse das Projekt entschlossen vorangetrieben werden. Denn bei einem jährlichen Verkehrswachstum von vier Prozent werde sich der Luftverkehr bis zum Jahr 2025 verdoppeln. Daher sei rasches Handeln nötig, fordert der Experte.

„Im Luftraum lassen sich zusätzliche Kapazitäten grundsätzlich leichter schaffen als am Boden“. Ein Nadelöhr seien die Lufträume im Nahebereich der Flughäfen. In vielen Ländern zwingen gesperrte militärische Lufträume den zivilen Verkehr in enge Korridore. So konzentrieren sich 70 Prozent des Flugaufkommens in Europa auf 14 Prozent des Luftraumes. Hinzu kommt, dass der europäische Luftraum heute in 41 Luftraumblöcke unterteilt und von 33 Kontrollzentren in nationaler Regie überwacht wird. Dies führt zu einem komplizierten und ineffizienten Luftverkehrsmanagement. Die kumulierten Verspätungen wegen dieser Engpässe werden von der Kommission mit rund 350.000 Stunden pro Jahr beziffert. Den europäischen Airlines erwachsen aufgrund dieser Verspätungen jährliche Zusatzkosten von 1.3 bis 1.9 Milliarden Euro. „Jede Reduzierung der Flugzeit spart Treibstoff, entlastet also die Airlines und die Umwelt“, unterstreicht Bollmann.

Das Thema Emissionshandel wird bei der nächsten Vollversammlung der UN-Luftfahrtorganisation ICAO im September behandelt. Hier sollen auch Nicht-EU-Partner für ein gemeinsames Vorgehen gewonnen werden, um die globale Effizienz eines Emissions-Handels-Systems deutlich zu erhöhen.

Das "Single European Sky“ Konzept existiert bisher nur auf dem Papier. Eine rasche Umsetzung unter Einbeziehung militärisch genutzter Lufträume ist dringend erforderlich. Hier sind wesentliche Kosteneinsparungen (Gebühren, Staukosten) möglich, fasst Bollmann seine Überlegungen zusammen.
 
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