KONTRASTE 07  

erstellt am
13. 07. 07

Krems 5.-7. und 12.-13. Oktober 2007
Krems (kontraste) - Das Herbstprogramm im Klangraum Krems Minoritenkirche präsentiert sich wie gewohnt in kontrastreichem Spektrum: 2007 wird an zwei Wochenenden an jedem Veranstaltungstag ein individuelles Thema fokussiert. In gewohnter Weise wird eine große Vielfalt von "seltsamen" Musiken geboten. Entdeckungsfreude heißt die Maxime - ohne lüsterne Seitenblicke auf modische Trends und Hits! KONTRASTE, das Festival für seltsame Musik im Klangraum Krems, präsentiert sich in seiner fünften Ausgabe kontrastreicher denn je. Passend zur herbstlich bunten Färbung zeigt jeder Festivaltag ein anderes thematisches Gesicht.

ODD ORCHESTRAS
Unter diesem Motto wird das Festival mit drei großen Kollektiv-Projekten in eigentümlicher Besetzung eröffnet: Angélica Castelló, Burkhard Stangl und das Ensemble Extended Heritage verbinden Blockflöten und Viola da Gamba mit Saxophonen, E-Gitarren, Schlagzeug, Live Elektronik und Visuals, das Franz Hautzinger Trumpetorchestra trumpft massiv mit acht Trompeten und zwei Tubas auf, in Running Boxes treffen sich drei unabhängige, sehr gegensätzliche Künstler mit Turntables, Elektronik und Video-Montagen.

MAGNETIC LADIES
Kaum denkbar, von der enormen Aura der drei Künstlerinnen dieses Abends nicht angezogen zu sein. Die Kanadierin Alexis O'Hara ist eine ständig sich verwandelnde Klangskulptur aus Fleisch und Blut, auf der Kippe zwischen absurder Groteske und paradoxem Ernst. Dorit Chrysler ist eine Zeremonienmeisterin des Theremin, jenes ältesten elektronischen Musikinstruments, das von rätselhaften Gesten berührungslos gesteuert seltsame ätherische Klänge von sich gibt. Und schließlich die großartige Diamanda Galás, die mit intensivsten Mitteln musikalischen Ausdrucks Momente von Schrecken und Erlösung aufruft.

ASIAN SOUND WORKSHOP
Musiker und Musikethnologen aus Japan und Indonesien vermitteln in Workshop und Konzert einheimischen Laien gleichermaßen die Kostbarkeit fernöstlicher Musik wie des Sammelns einfacher Klangfundstücke und des Baus eigener Instrumente.

STRANGE INSTRUMENTS
Da ist das altehrwürdige fahrbare Carillon mit 60 Glocken und neuen Sounds. Da sind die seltsam geformten Daxophone des Hans Reichel, wahrlich unberechenbare musikalische Kleinlebewesen, aus einem einzigen Stück Holz geformt. Pierre Bastien bezaubert mit seinem mechanischen Miniatur-Orchestrion, das er aus dem Meccano-baukasten und Instrumentenresten zusammengebastelt hat. Bei Silent Block dagegen liegen aller möglicher Elektro-Kram und Trash-Gegenstände noch lose auf großen Tischen herum - rätselhaft, wie daraus so delikate Klanggebilde entstehen können.

TRASH 'N' POP
Zum Festivalabschluss gibt es dann die lange Nacht des Proto-Punk und des Post-Punk, des Prae-Avant-Noise-Experiments und des neo-fluxistischen Glamrocks - mithin also eine Veranstaltung, die genau ins Auge von Trash und Kult zielt. Den Auftakt macht der 75-jährige Universalkünstler Bob Rutman mit seinen archaischen Steel Cellos und Bow Chimes, begleitet von Performance Legende Mike Hentz und Multiinstrumentalist Kersten Ginsberg. Es folgen die vier anti-nihilistischen Nista Nije Nista - Frauen: Denn "Nichts ist nicht Nichts". Und ganz am Ende steht die Wiederauferstehung der "Monks", jener notorischen Beat-Band aus den 60ern, die als "Anti-Beatles" mit Kutten und Tonsur für Furore sorgten und dann lange, aber unvergessen in der Versenkung verschwanden.

Ohne lüsterne Seitenblicke auf modisch-aktuelle Trends, Hits und Hops gestaltet sich das Programm nach den Maximen der Entdeckungsfreude und Vielfalt. Gegensätze sind erwünscht. Überraschungsmomente, Humor und Bewegung gegen den musikalischen Hauptstrom verstehen sich als Einladung an Hörsüchtige und Musikbegeisterte zu einer kleinen musikalischen Odyssee: vom vollen Klang der elektrifizierten Ensembles zu den zarteren asiatischen Tönen, von den stimmgewaltigen, ausdrucksstarken Ladys zur fast nostalgischen Abschweifung in die Höhen und Niederungen von Pop und Trash der Frühzeit bis hin zu den entlegenen Regionen der seltsamen Instrumente. Es zahlt sich also aus, nicht nur des Weines wegen die Reise nach Krems zu wagen, sondern auch um der Hörseligkeit zu verfallen.

Informationen: http://www.klangraum.at
 
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