Hohe Auszeichnungen für ältesten KZ-Überlebenden Österreichs  

erstellt am
12. 07. 07

Republik Österreich und Bundesrepublik Deutschland ehren "Jägerstätter-Pendant" Leopold Engleitner, geb. 1905
Herzogdorf (rammerstorfer) - Im 102. Lebensjahr wurden Leopold Engleitner für seine mutige Haltung während des NS-Regimes und sein langjähriges verdienstvolles Wirken als Vortragender an internationalen Universitäten, Schulen und Gedenkstätten hohe Bundes-Auszeichnungen verliehen:

- Das "Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich" vom österreichischen Bundespräsidenten Dr. Heinz Fischer.
Am 9. Juli 2007 überreichte der oberösterreichische Landeshauptmann Dr. Josef Puehringer Engleitner bei einer feierlichen Veranstaltung in Linz diese hohe Auszeichnung.

- Das "Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" vom deutschen Bundespräsidenten Dr. Horst Köhler.
Am 11. Juli 2007 übergab Honorarkonsul Dr. Hermann Bell Leopold Engleitner die Auszeichnung in seiner Wohnung in St. Wolfgang im Salzkammergut.

Kurzinfo zu Leopold Engleitner
Leopold Engleitner ist am 23. Juli 1905 geboren und der älteste KZ-Überlebende Österreichs. Er hat als Kriegsdienstverweigerer und Zeuge Jehovas die Konzentrationslager Buchenwald, Niederhagen und Ravensbrück überlebt. Obwohl Leopold Engleitner im selben Bundesland (Oberösterreich) aufwuchs wie Adolf Hitler entwickelte er völlig konträre Überzeugungen und Weltanschauungen. Im Gegensatz zum menschenverachtenden Massenmörder stand Engleitner für Menschlichkeit und Frieden selbst Angesichts des Todes ein. Er verweigerte sich Hitlers Terrorregime, was ihm unbeschreibliches Leid eintrug. Bei seiner Entlassung wog er nur noch 28 Kilo.

Nach dem Krieg wurde Engleitner als ehemaliger KZ-Häftling und Wehrdienstverweigerer jahrzehntelang ausgegrenzt und teilweise sogar verachtet.

Seine Lebensfreude blieb dennoch ungebrochen und nach Veröffentlichung seiner Biografie "Nein statt Ja und Amen" 1999 (2004 in Englisch "Unbroken Will" und im Juni 2007 in Französisch "Une volonté de fer") durch Bernhard Rammerstorfer hat er ein außergewöhnliches Engagement in der Gedenk- und Erinnerungsarbeit gezeigt.

Seit 1999 ist er unermüdlich als Zeitzeuge aktiv. Er versucht auch in seinem 102. Lebensjahr vor allem die Jugend zu sensibilisieren, bei Unrecht nicht zu schweigen und die NS-Gräuel nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Trotz körperlicher Beschwerden und hohen Alters ist er mit seinem Biografien Bernhard Rammerstorfer in den letzten 8 Jahren mehr als 81.000 Kilometer gereist, um an Universitäten, Schulen und Gedenkstätten in Europa und in den USA (2004 und 2006 u.a. im US Holocaust Memorial Museum in Washington, Library of Congress, Simon Wiesenthal Center und Los Angeles Museum of the Holocaust sowie an der Columbia, Georgetown und Stanford University) Tausenden jungen Menschen ein authentisches Bild der Geschichte zu vermitteln.

Durch Engleitners Zeitzeugen-Tätigkeit werden die Gefahren von Rechtsradikalismus aufgezeigt und die Bedeutung von Toleranz und Menschlichkeit für den Frieden hervorgehoben. Da er seine spannende Geschichte ohne Verbitterung und Hass erzählt, sind die Jugendlichen von ihm begeistert.

Informationen: http://www.rammerstorfer.cc
 
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