Schweiz: Gänzliche Marktöffnung zur EU wäre Win-win-Situation für beide Seiten  

erstellt am
10. 07. 07

Schweizer Studie bestätigt gesamtwirtschaftlichen Vorteile einer Marktliberalisierung – Öffnung im Nahrungsmittelbereich dringend nötig
Wien (awo/pwk) - Das Schweizer Eidgenössische Volkswirtschaftsdepartement legte dieser Tage die vorläufigen Ergebnisse der Abklärungen über Machbarkeit und Auswirkungen eines Freihandelsabkommens der Schweiz mit der Europäischen Union im Agrar- und Lebensmittelbereich vor. „Die Studie bestätigt nicht nur die technische Realisierbarkeit, sondern vor allem die gesamtwirtschaftlichen Vorteile einer Marktliberalisierung auch für die Schweiz“, sagt Ingomar Lochschmidt von der Außenwirtschaft Österreich (AWO).

Im Gegensatz zur in der Schweiz noch immer häufig vertreten Meinung, die gänzliche Marktöffnung bringe Nachteile für die eigene Wirtschaft mit sich, kommt die Studie zum Schluss, dass eine solche Öffnung das schweizerische Bruttoinlandsprodukt (BIP) dauerhaft um mindestens 0,5% oder umgerechnet ca. 1.5 Mrd. Euro erhöhen würde. Dieser Wachstumsimpuls wäre u.a. Folge der um rund 25% sinkenden Nahrungsmittelpreise. Dadurch würde auch die internationale Konkurrenzfähigkeit von Branchen wie der Schweizer Nahrungsmittelindustrie und des Tourismus verbessert und die reale Kaufkraft der Haushalte gesteigert.

„Die Außenwirtschaft Österreich tritt schon lange für eine Abschaffung der sowohl tarifären Handelshemmnisse - Zölle, Kontingente - als auch der nicht-tarifären Handelshemmnisse – Produktvorschriften - in der Schweiz ein“, betont Lochschmidt. „Probleme bestehen für unsere Exporteure nach wie vor im Bereich aller zuckerhaltigen Waren, Backwaren, Brotteiglingen und anderen Getreideprodukten sowie im Obst- und Gemüsesektor.“ In diesen Bereichen sind österreichische Firmen in der Schweiz, dem viertwichtigsten Abnehmerland rot-weiß-roter Produkte weltweit, oft stark benachteiligt.

Trotz der positiven Schweizer Studie, „rechnet niemand in der AWO mit einer raschen gänzlichen Marktöffnung im Agrar- und Lebensmittelbereich“, so Lochschmidt, „dennoch konnten wir über die EU doch schon einzelne wichtige Etappenerfolge für die österreichische Exportwirtschaft erzielen.“ Nennenswert sind die soeben erfolgte Liberalisierung des Schweizer Käsemarktes und der ebenfalls schon erfolgte Wegfall von Kontingenten für österreichischen Schinken. Bei Wurstwaren bestehen Zollfrei-Kontingente, die nun erstmals auch von österreichischen Herstellern genützt werden können.

Österreich exportierte 2007 Nahrungsmittel und Getränke im Wert von 182 Mio. Euro in die Schweiz und importierte im gleichen Zeitraum Nahrungsmittel um 123 Mio. Euro. Der Außenhandelsüberschuss mit dem westlichen Nachbarn spiegelt sich somit auch in diesem letzten nicht liberalisierten Sektor wieder. Der österreichische Gesamtüberschuss mit der Schweiz betrug im Vorjahr 900 Mio. Euro. Im Fußball-EM-Jahr 2008 sind von Seiten der AWO mehrere Konsumgüter-Sonderaktionen in der Schweiz geplant, darunter auch eine Nahrungsmittel-Aktion in Schweizer Gourmet-Läden.
 
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