Initiative SuperEthanol gestartet  

erstellt am
20. 07. 07

Aktionsprogramm wird umgesetzt
Wien (bmlfuw/aiz) - Als Weiterführung des im April - unter der Federführung von Bundesminister Josef Pröll - unterzeichneten 5-Punkte-Aktionsprogramms zur Forcierung von E85 als Treibstoff wurde am 19.07. in Wien die Initiative SuperEthanol vorgestellt. Mit der Vereinigung "Die Rübenbauern", Agrana, Genol, Saab, Volvo und Ford ist auch dabei die gesamte Wertschöpfungskette - von den Rohstoffproduzenten, über die Verarbeitungsindustrie bis zu Tankstellen und Fahrzeugherstellern - vertreten.
"Das 5-Punkte-Aktionsprogramm soll kein Lippenbekenntnis bleiben, sondern zügig umgesetzt werden", betonte der Vorstandsvorsitzende der Agrana, Johann Marihart, heute bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Wien. Die Initiative stehe für alle Partner offen, die heute vorgestellten Teilnehmer seien lediglich der Anfang, so Marihart.

Gleich teuer bis billiger als Benzin
SuperEthanol E85, das - je nach Jahreszeit - zu 70 bis 85% aus Bioethanol und zu 15 bis 30% aus Benzin besteht, befindet sich in Österreich kurz vor der Markteinführung. Da es ab Oktober deutliche steuerliche Vorteile gibt (Mineralölsteuer-Befreiung des Bioethanol-Anteils), wird ab 01.10. in Österreich SuperEthanol angeboten. Die Lagerhäuser, die unter der Marke Genol 500 Tankstellen betreiben, nehmen dabei eine Vorreiterrolle ein und wollen noch heuer E85 an rund 30 Tankstellen anbieten. Es wird erwartet, dass auch einige andere Treibstoffanbieter Zapfsäulen umrüsten. SuperEthanol wird - pro Liter gerechnet - deutlich billiger sein als herkömmliches Benzin, allerdings muss man mehr tanken, um die gleiche Strecke fahren zu können. Auf den reinen Energiegehalt bezogen, dürfte SuperEthanol aber noch immer gleichteuer oder sogar etwas billiger kommen, wie Hans Ledl, Marketing-Leiter von Genol, berichtete.

Höhere Endleistung des Motors
Zudem besticht SuperEthanol durch seine hohe Qualität. Wie Bernhard Geringer vom Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Kraftfahrzeugbau der Technischen Universität Wien betonte, erlaube die hohe Oktanzahl von Ethanol eine Wirkungssteigerung des Motors. Das erzielbare Drehmoment sei über den gesamten Drehzahlbereich beim Ethanolbetrieb höher, weshalb auch die Endleistung des Motors merkbar ansteige. Die chemische Struktur von Ethanol habe jedoch darüber hinaus das Potenzial einer Senkung bestimmter Schadstoffemissionen.

Positiv für Klima und Kyoto-Bilanz
Ein sehr wesentlicher Vorteil ist auch der generell positive Beitrag zum Klimaschutz und zu Österreichs Kyoto-Bilanz. Die CO2-Emissionen aus dem Auspuff, die vom Bioethanolanteil stammen, sind als CO2-neutral anzusehen. Wie Rübenbauern-Präsident Ernst Karpfinger betonte, komme die positive Kohlendioxid-Bilanz vor allem daher, dass die Zuckerrübe als Pflanze bedeutende Mengen an CO2 aufnehme und im Gegenzug wieder Sauerstoff (O2 ) abgebe.

Positive Wertschöpfungseffekte für unser Land
Doch auch die positiven Wertschöpfungseffekte in unserem Land stellen einen erheblichen Vorteil des SuperEthanol-Einsatzes dar. Wie Karpfinger betonte, ist die Bioethanol-Produktion eine gute Möglichkeit, etwaige Überschüsse bei Getreide und Zucker - verursacht durch die EU-Zuckermarktreform - abzubauen. Weiters werde auch die Importnotwendigkeit bei Eiweißfuttermitteln deutlich vermindert, da bei der Erzeugung als Nebenprodukt DDGS (dried distiller’s grain with solubles) entsteht. Laut Karpfinger wird die österreichische Landwirtschaft - beispielsweise dank der geplanten Herabsetzung der obligatorischen Flächenstilllegung auf 0% - in der Lage sein, ausreichend Rohstoffe sowohl für den Energie- und als auch den Nahrungsmittelbereich zu produzieren.

Auch der jüngsten Panikmache, dass durch steigende Getreidepreise Brot nicht mehr leistbar sein wird, erteilte Karpfinger eine Absage. Die steigenden Getreidepreise seien in erster Linie auf den Abbau der Weltlagerbestände infolge geringer Ernten und nicht auf die steigende Nachfrage nach Energiegetreide zurückzuführen. Der Getreidepreisanteil beim Brot mache außerdem nur etwa 5% des gesamten Brotpreises aus. Weizen (75%), Mais (15%) und Zuckerrübendicksaft (10%) - überwiegend aus heimischer Produktion - werden ab Oktober dieses Jahres in der Agrana-Anlage in Pischelsdorf, Niederösterreich, zu bis zu 240.000 m3 Bioethanol jährlich verarbeitet. Die Rübenbauern sind an der Anlage zu 25,1% beteiligt.

Adaptierung des alten Autos oder neues FlexiFuel-Fahrzeug
Um SuperEthanol - und auch weiterhin herkömmliches Benzin - tanken zu können, sind entweder spezielle Adaptierungen der Benzin-Autos nötig oder man wählt beim Neuerwerb ein sogenanntes FlexiFuel-Fahrzeug. Die Hersteller Saab (General Motors), Volvo und Ford führen bereits diverse Modelle. Um SuperEthanol die Markteinführung zu erleichtern, werden bis Ende des Jahres spezielle Vergünstigungen angeboten. Ein Ziel der Initiative ist es, dass die Österreicher bis 2010 mindestens 50.000 SuperEthanol-taugliche Fahrzeuge in den Verkehr bringen.
zurück