Geburtenbarometer zeigt steil nach unten  

erstellt am
20. 07. 07

ÖAW-Institut für Demographie: Österreich EU-Schlusslicht bei Geburtenrate
Wien (öaw) - Die neuesten Daten zur Geburtenentwicklung in Österreich in den ersten fünf Monaten des Jahres 2007 zeigen ein deutliches Abfallen des Fertilitätsniveaus gegenüber den letzten fünf Jahren. Das zeigt das aktuelle Geburtenbarometer des Instituts für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Derzeit ist die Fertilität fast wieder so niedrig wie im Dezember 2001, kurz vor der Einführung des Kindergeldes. Besonders stark ist der Rückgang bei den Erstgeburten. Damit ist der Anstieg der Fertilität, der auf die Einführung des Kindergeldes im Jänner 2002 folgte, wieder "verpufft".

Das ÖAW-Institut für Demographie veröffentlicht seit mehreren Jahren ein Geburtenbarometer, für welches monatlich ein um diverse Verzerrungen bereinigter Fertilitätsindikator berechnet wird. Dieser zeigt die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau besser als die konventionelle Totale Fertilitätsrate. Auch die regelmäßig von Statistik Austria veröffentlichten monatlichen Geburtenzahlen sagen wenig über die Entwicklung der durchschnittlichen Kinderzahlen aus, da sie von der Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter abhängen.

Dazu Wolfgang Lutz, Direktor des ÖAW-Institut für Demographie und Leiter des World Population Program am International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA): "Diese jüngste Abnahme der Fertilität in Österreich zeigt, dass der viel diskutierte Anstieg nach der Einführung des Kindergeldes nur ein vorübergehendes Phänomen war. Offensichtlich haben sich potenzielle Eltern an diese staatliche Leistung gewöhnt und sehen sie nicht mehr als ein Signal der stärkeren Familienförderung, während sich die strukturellen Probleme der Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht wesentlich verbessert haben. Die Daten des Eurobarometer 2006 zeigen auch, dass die als persönlich ideal angesehene Kinderzahl in den letzten Jahren gesunken ist und Österreich jetzt mit 1,6 Kindern pro Frau den niedrigsten Wert in der ganzen EU aufweist. In diesem Zusammenhang ist es besonders bedauerlich, dass dringend notwendige Forschung zu diesem Thema - wie z.B. ein großer, von mehreren Instituten gemeinsam vorgeschlagener Gender and Generation Survey (GGS) - in Österreich immer noch keine Finanzierung gefunden hat. Solide wissenschaftliche Analysen dieser Entwicklung sind Voraussetzung für erfolgreiche politische Maßnahmen."
 
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