Kurt Steyrer ist gestorben  

erstellt am
17. 07. 07

Bundespräsident Heinz Fischer
Wien (hofburg) - Mit dem Tod von Dr. Kurt Steyrer hat Österreich einen vorbildlichen Politiker mit ganz besonderen menschlichen und fachlichen Qualitäten verloren; Fairness, Toleranz, Liebe zu den Menschen und Liebe zur Natur waren besondere Eigenschaften von Kurt Steyrer, sagte Bundespräsident Heinz Fischer nach Erhalt der Nachricht vom Ableben des früheren Gesundheitsministers und SPÖ-Präsidentschaftskandidaten.

In einem Gespräch mit der Witwe des Verstorbenen drückte der Bundespräsident Frau Johanna Steyrer und der gesamten Familie seine persönliche Anteilnahme zum Ableben von Kurt Steyrer aus, mit dem der Bundespräsident seit Jahrzehnten befreundet war und noch vor wenigen Wochen im Krankenhaus telefoniert hatte.

 

Bundeskanzler Alfred Gusenbauer
Wien (bpd) - "Wir alle haben Kurt Steyrer als liebenswürdigen, fröhlichen, freundlichen und stets konzilianten Mann kennengelernt, der offen und ohne Scheu auf die Menschen zuging. Als anerkannter Arzt in der Politik wusste er um die Nöte der Menschen und die Herausforderungen für die Weiterentwicklung des österreichischen Gesundheitswesens. Er setzte sich stets für eine demokratische Gesundheitsversorgung ein, die allen unabhängig vom Einkommen offen stand, da er aus seiner Lebenserfahrung noch die Klassenmedizin kannte. Ihm war die soziale Verantwortung des Staates in der Gesundheits- und Umweltpolitik ein wichtiges Anliegen, für das er sich unermüdlich eingesetzt hat. Dieses Anliegen von Kurt Steyrer hat bis heute nichts an Bedeutung verloren. Bis zuletzt aktiv und immer präsent, wenn man ihn um Rat fragte, hinterlässt sein Tod eine große Lücke für alle, die ihn und sein Wirken geschätzt haben. In dieser Stunde gehört unsere Anteilnahme seiner Familie, verbunden mit dem Versprechen, seinem Auftrag auch weiterhin politisch zu folgen", so Bundeskanzler Alfred Gusenbauer zum Tod des langjährigen sozialdemokratischen Abgeordneten und ehemaligen Gesundheitsministers Kurt Steyrer.

 

Nationalratspräsidentin Barbara Prammer
Wien (pk) - Nationalratspräsidentin Barbara Prammer reagierte "mit tiefem Schmerz und mit Betroffenheit" auf die Nachricht vom Tod Kurt Steyrers. "Ich bin traurig über den Tod eines väterlichen Freundes und Gesprächspartners", sagte Prammer, "sein Tod ist ein großer Verlust für Österreich." Prammer würdigte den beispielhaften Einsatz Steyrers in der Medizin wie in der Politik. Seine lange Karriere als Parlamentarier seien von unbestrittener fachlicher Kompetenz, Gesprächsbereitschaft und großer persönlicher Liebenswürdigkeit geprägt gewesen – Eigenschaften und Voraussetzungen, die auch seine Amtsführung als Bundesminister für Gesundheit und Umweltschutz kennzeichneten. Format habe er, als Mensch und Politiker, auch im Präsidentschaftswahlkampf 1986 und in seiner Niederlage bewiesen, sagte Prammer weiter. "Meine tiefe Anteilnahme gilt in dieser Stunde seinen Angehörigen, vor allem seiner Frau."

Kurt Steyrer wurde am 3. Juni 1920 in Linz geboren und absolvierte nach der Volksschule das Realgymnasium, wo er 1938 maturierte. Er begann ein Medizinstudium in Wien und später in Prag, welches er 1945 mit der Promotion abschloss.

Schon früh engagierte sich Steyrer in der Standesvertretung der Ärzte. Seit 1946 Funktionär der Ärztekammer Wien, wurde er 1963 Vorsitzender der Sozialistischen Ärztevereinigung. Seit 1966 gehörte er auch dem Landessanitätsrat Wien an. Schon ab 1951 betrieb Steyrer seine eigene Facharztpraxis. Politisch hatte sich Steyrer unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg der SPÖ angeschlossen und war auch in zahlreichen sozialistischen Nebenorganisationen wie dem BSA, dem ARBÖ und den Naturfreunden aktiv.

Zu Beginn der XIV. Gesetzgebungsperiode, im November 1975, zog Steyrer für die SPÖ in den Nationalrat ein, dem er in der Folge bis zum 31. Mai 1983 angehören sollte. Als Mediziner engagierte er sich insbesondere in Gesundheits-, aber auch in Umweltangelegenheiten. Das Revirement nach dem Ausscheiden des bisherigen Vizekanzlers Androsch aus dem Kabinett Kreisky IV, durch welches Herbert Salcher zum Finanzminister avancierte, brachte Steyrer in die Bundesregierung. Am 20. Januar 1981 übernahm er die Verantwortung für das Bundesministerium für Gesundheit und Umweltschutz. In dieser Funktion verblieb er auch im Kabinett Sinowatz.

Im Herbst 1985 gab Steyrer seine Kandidatur für die Bundespräsidentschaftswahlen im darauf folgenden Jahr bekannt. Um sich auf die entsprechende Wahlwerbung voll konzentrieren zu können, aber auch, um nicht in den Verdacht zu kommen, eventuell aus seinem Ministeramt politisches Kapital schlagen zu wollen, schied Steyrer Ende Dezember 1985 aus der Bundesregierung aus. Steyrer sollte schließlich in der Stichwahl seinem konservativen Mitbewerber Kurt Waldheim unterliegen und zog sich vorerst aus der aktiven Politik zurück.

Nach den Wiener Gemeinderatswahlen im Herbst 1987 wurde Steyrer als Seniorensprecher Mitglied der SPÖ-Rathausfraktion. Zeitgleich wählte ihn der ARBÖ zu seinem Präsidenten. Ende der 80er Jahre jedoch begab sich der langjährige Betriebsarzt von SGP in den wohlverdienten Ruhestand. Im Parlament war er bis zu seiner Erkrankung bei zahlreichen Veranstaltungen ein gern gesehener Gast und Gesprächspartner.

 

Vizekanzler Wilhelm Molterer
Wien (övp-pd) - Vizekanzler Finanzminister Wilhelm Molterer bedauert in einer ersten Reaktion das Ableben des früheren Umwelt- und Gesundheitsministers sowie Präsidentschaftskandidaten Dr. Kurt Steyrer. "Österreich hat damit eine große Politiker-Persönlichkeit verloren. Steyrer war über alle Parteigrenzen geachtet. Als Minister war er für wichtige Weichenstellungen in Österreichs Umwelt- und Gesundheitspolitik verantwortlich und hat wichtige Dienste für die Republik geleistet", so Molterer.

 

Alexander Van der Bellen
Wien (grüne) - "Dr. Kurt Steyrer war ein über die Parteigrenzen hinweg geschätzter Politiker. Das Mitgefühl der Grünen gehört seiner Familie", reagiert der Bundessprecher der Grünen, Alexander Van der Bellen, auf den Tod des ehemaligen Gesundheitsministers.

Van der Bellen würdigte vor allem, dass in Steyrers Amtszeit die Aufnahme des umfassenden Umweltschutzes als Staatszielbestimmung in die Verfassung fiel. Kurt Steyrer war darüber hinaus ein engagierter Antifaschist im Bund sozialdemokratischer Akademiker und ein früher Protagonist im Kampf gegen die "braunen Flecken" der SPÖ.

 

Heinz-Christian Strache
Wien (fpd) - Als "integren Menschen" bezeichnete FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache den verstorbenen ehemaligen Gesundheitsminister und Präsidentschaftskandidaten Kurt Steyrer. Im Gegensatz zu etlichen anderen Vertretern seiner Partei habe sich Steyrer seinerzeit nicht an der Schmutzkübelkampagne gegen Kurt Waldheim beteiligt, sondern sich diesem gegenüber sowohl im Wahlkampf als auch danach fair verhalten. "Unsere ganze Anteilnahme gilt jetzt seiner Familie", so Strache.

 

Peter Westenthaler
Wien (bzö) - BZÖ-Chef Klubobmann Peter Westenthaler bedauert in einer Reaktion das Ableben von Dr. Kurt Steyrer zutiefst. "Kurt Steyrer war als Umweltminister ein wichtiger Wegbereiter eines Umdenkens hin zu einem lebenswerten Österreich mit einer intakten Umwelt. Mit Kurt Steyrer verliert Österreich einen verdienten Minister, der in seiner Niederlage bei den Präsidentschaftswahlen 1986 Größe gezeigt hat", so Westenthaler abschließend.
 
zurück