Wassercheck: Erste Ergebnisse  

erstellt am
24. 07. 07

Gute Wasserqualität der österreichischen Haushalte bestätigt, Probleme aufgezeigt
Wien (bmlfuw) - „Damit die hohe Wasserqualität für die ÖsterreicherInnen gewährleistet wird, unterstützt das Lebensministerium seit 2004 die Aktion „Wassercheck“, die in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Post AG, AQA – Aqua Quality Austria und Austrian Research Centers GmbH – ARC durchgeführt wird. Bisher haben sich bereits mehr als 30.000 ÖsterreicherInnen an der Aktion beteiligt und ihre „persönliche“ Wasserqualität überprüft. 2006 wurde der chemisch/physikalische Wassercheck auch auf den sensiblen Bereich der Wasserhygiene ausgeweitet.

Mit diesem Test ist es erstmals flächendeckend möglich auch bakteriologische Parameter selbst zu überprüfen. Die ersten Ergebnisse bestätigen die hervorragende Wasserqualität für die österreichischen Haushalte. Es gibt aber durchaus Problembereiche auf der Last Mile und in der nicht-öffentlichen Wasserversorgung, sprich bei Hausbrunnen“, erklärte Landwirtschafts- und Umweltminister Josef Pröll heute anlässlich einer gemeinsamen Pressekonferenz zum Thema Wassercheck mit dem Vorstand der Österreichischen Post, Herbert Götz, und AQA Geschäftsführer Stephan Bruck.

Der Schutz der Ressource Wasser ist ein zentrales Thema in Österreich. Die Bevölkerung wird zu 100 Prozent aus Grund- oder Quellwasser versorgt. Die Aufbereitung von Oberflächenwässern ist somit in Österreich nicht notwendig. Damit dies nachhaltig gewährleistet werden kann, wird seitens der öffentlichen Hand eine Vielzahl von Maßnahmen gesetzt. „Österreich hält im internationalen Vergleich bei der Qualität seiner Anlagen und des produzierten Trinkwassers einen absoluten Spitzenplatz. Darum empfehle ich klar, sich dort wo es möglich ist, an das öffentliche Netz anzuschließen, da die Top Qualität nur im öffentlichen Netz garantiert werden kann“, unterstreicht Umweltminister Pröll die Qualität der öffentlichen Versorgung.

Es gibt aber Bereiche, wo die öffentliche Hand nicht zuständig ist, die aber besonders vom Test erfasst werden. Hier geht es um den baulichen Zustand und die Qualität der „Last Mile“ – Hausleitungen und Armaturen zu Hause – sowie den baulichen Zustand von Hausbrunnenanlagen, die nach wie vor von einer Million ÖsterreicherInnen zur Trinkwasserversorgung herangezogen werden. Hier gibt es keine verpflichtenden Kontrollen. Über die tatsächliche Qualität des Trinkwassers am Entnahmepunkt liegen deswegen nur vereinzelt Ergebnisse vor, obwohl die Qualität bei der Abgabe durch das Wasserwerk zu 100 Prozent einwandfrei ist. „Wasser reagiert auf seine Umwelt, indem es Stoffe aufnimmt. Zum Beispiel können Wasserhähne, ganz gleich, was sie kosten, aus gutem Trinkwasser ein „trübes“ Süppchen machen“, fasst Stephan Bruck von AQA die Notwendigkeit der turnusmäßigen Eigenkontrolle zusammen.

Die aktuellen Ergebnisse des Wasserchecks unterstreichen die Notwendigkeit solcher Tests: 22 Prozent aller eingesandten Proben aus dem chemisch/physikalischen Wassercheck zeigen Überschreitungen gegenüber höchstzulässigen Parameterwerten aus der Trinkwasserverordnung. Einflussfaktoren sind hier unter anderem das Alter der Bausubstanz und die Qualität der Leitungen und Armaturen auf den letzten Metern. Nickel, Nitrat und Blei sind hier als wichtige Parameter erwähnt. Aber auch die Wasserhärte spielt dabei eine wesentliche Rolle. „Trotz intensiver Bemühungen um Kooperationen mit Armaturenherstellern seit den ersten Ergebnissen 2004/2005, die auf die Armaturen als einen der Verursacher hindeuten, sind gemeinsame Projekte zur Erforschung und Verbesserung der Ist–Situation nicht zustande gekommen“, bedauert Bruck die Haltung der Industrie.

Die ersten 1.000 ausgewerteten bakteriologischen Wasserchecks zeigen, dass der Selbsttest zu 81 Prozent von privaten Hausbrunnenbesitzern wahrgenommen wurde. Die Auswertungen zeigen auch, dass sich Hausbrunnenbesitzer möglicher Qualitätsprobleme bewusst sind. Die Ergebnisse dieses Segments zeigen Überschreitungen der gesetzlichen Grenzwerte von 70 Prozent. Bei 18 Prozent der Überschreitungen der gesetzlichen Grenzwerte handelt es sich um Überschreitungen bei den KBEs (Koloniebildende Einheiten). Sofern es nur hier zu Überschreitungen kommt, spricht man von einer „Beeinträchtigung der Trinkfähigkeit“, der auf den Grund gegangen werden muss. Bei den restlichen 52 Prozent kommen Überschreitungen von Indikatorkeimen hinzu, die auf eine Verunreinigung des Trinkwassers hindeuten und es somit „genussuntauglich“ machen.

Die anlassbezogenen Messungen zeigen hier, dass Verdachtsmomente in den meisten Fällen begründet sind. Gründe sind meistens Unkenntnis über Quellen der Verunreinigung, fehlende hygienische Kenntnisse oder der Wunsch zur Überprüfung der eigenen Anlage nach einem Hochwasser-Ereignis. „Die ÖsterreicherInnen wissen zwar über die gute Qualität ihres Trinkwassers Bescheid. Dennoch – oder gerade deshalb – führt der teilweise sorglose Umgang mit der wichtigen Ressource immer wieder zu erheblichen Qualitätsproblemen im täglichen Nutzungsbereich“, so Pröll.


Qualitätssicherung beim Wassercheck
Beim chemisch/physikalischen Wassercheck sind die Parameter gegenüber Transport und Lagerung unempfindlich. Die Befolgung der Entnahmeanleitung ist bei beiden Wasserchecks ein wichtiges Kriterium für die Aussagekraft des Selbsttests.

Beim Wassercheck Bakteriologie sind zusätzliche wichtige Qualitätskriterien die Styroporverpackung, die eine negative Beeinflussung durch Temperatur einschränkt und vor allem das 24 Stunden Zustellservice der Österreichischen Post AG, das einen solchen Test überhaupt erst möglich macht. „Es ist für uns besonders spannend unser Produkt EMS - das Express Mail Service - als Machbarkeitsgrundlage für ein Produkt heranzuziehen und damit auch eine natürliche Qualitätsüberprüfung dieses Services zu haben. 99,98 Prozent der versandten Proben sind innerhalb von 24 Stunden nach Aufgabe im Labor gelandet. Der Wassercheck ist somit für uns auch ein gelebtes Qualitätssicherungsprogramm“ freut sich Herbert Götz über die Spitzenwerte bei diesem Transportdienst.

Eigenverantwortung und Aufklärung
„Wir bieten auch die Möglichkeit an, sich vor bzw. nach Durchführung des Tests mit uns zu beraten. Tenor der Anfragen ist, dass man sich zuerst einmal privat über die Qualität ein Bild machen möchte“, spricht Bruck diesen sensiblen Bereich an. „Es geht hier um Entkriminalisierung. Die Angst, dass Anlagen offiziell gesperrt werden, ist groß. Zuerst informieren, dann reagieren, ist hier das Motto.“

Nach der Identifizierung von Problemen kann in Eigenverantwortung die Nutzung für die getesteten Anlagen überdacht oder bauliche Veränderungen durchgeführt werden. Weiters werden umfassende „amtliche Analysen und Begutachtungen“ entsprechend den vorliegenden Ergebnissen empfohlen. Die Wasserchecks dienen in diesem Fall als kostengünstige Erstindikation und liefern einen Beitrag zur Aufklärung über das wichtige Lebensmittel Wasser.

„Gerade im Bereich Grundwasser ist es wichtig auch die Bevölkerung in den Schutzmaßnahmen mit einzubeziehen. Ein kaputter Brunnen neben einer undichten Senkgrube kann eine Verschmutzungsquelle für eine ganze Region darstellen“, fasst Umweltminister Pröll das Thema Eigenverantwortung zusammen.

Unter http://www.wassercheck.at sowie in Landesinformationen (wie z.B. in der Landesbroschüre NÖ) werden Informationen aufbereitet und alternative Untersuchungsanstalten aufgezeigt.
 
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