Himmelstheater: "La Strada" geht ins Finale  

erstellt am
03. 08. 07

Graz (stadt) - Wenn nach dem siebzigminütigen luftigen Märchen „The Lazy Kings“ der französischen Compagnie „Transe Express“ - sie beginnt am 4. August um 21 Uhr am Hauptplatz - der Schlussapplaus aufbraust, dann hat die diesjährige, nun schon zehnte Auflage des internationalen Festivals für Straßen- und Figurentheater La Strada mit mehr als hundert humorvollen und spannenden Produktionen aus ganz Europa sein grandioses Finale erlebt. Gut hundert SchauspielerInnen, AkrobatenInnen, TänzerInnen, PercussionistInnen, SängerInnen und TechnikerInnen zaubern ein riesiges Mobile in den Luftraum zwischen Erzherzog-Johann- Denkmal und Rathausbalkon:

Der König möchte sein eigenes Begräbnis gern miterleben. Aufgebahrt in barocker Pracht, genießt er den Trauerzug, der sich da in Bewegung setzt, umgeben von balinesischen Musikanten und riesigen Marionettenskeletten, begleitet von einem rostigen, mechanischen Fisch, wie in Jules Verne gern erfunden hätte, von aufgedrehten Jazzmusikanten und von Klageweibern, die Zwiebelscheiben an das Publikum verteilen, damit das Weinen etwas leichter fällt.

Das rauschhafte, farbenprächtige Wuchern der Phantasie ist das Kennzeichen der unvergleichlich schrägen Paraden und Performances von Transe Express. Hier mündet der Leichenzug in eine Himmelsfahrt: Die Himmelsmaschine hat drei Flügel, sie spannen sich dreißig Meter weit, und zwanzig Meter über dem Grund fliegt der König seinen Träumen und Göttern entgegen. Unter dem riesigen Mobile voller Akrobaten und seltsamen Getiers sind nicht weniger als vier Bühnenensembles aufgeboten, um mit Spiel und Musik ein großes Auditorium zu fesseln. Die schiere Fülle ist es dabei nicht, die dem staunenden Zuschauer den Unterkiefer erdwärts zieht: Die legendären Publikumslieblinge sind Meister des Geschichtenerzählens in assoziativen Bild-, Klang-, Bewegungsreihen. Mitreißend visuelles Theater, das nicht nur im wörtlichen Sinn den Himmel stürmt.
 
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