Bildungsdebatte  

erstellt am
31. 07. 07

Brinek: Von alterserweiterten Gruppen profitieren Kinder und Eltern
"Man kann aber schon jetzt sagen: Kindergarten rechnet sich"
Wien (övp-pk) - "Von alterserweiterten Gruppen profitieren Kinder und Eltern", so die ÖVP-Wissenschaftssprecherin Dr. Gertrude Brinek. Aufgrund der Flexibilisierung des Kinderbetreuungsgeldes ab 1. Jänner 2008 wird der Bedarf an Kleinkinderbetreuung weiter steigen. Brinek regiert deshalb schon jetzt und stellt ein praxiserprobtes und wissenschaftlich gesichertes Betreuungsmodell für Ein- bis Sechsjährige, speziell für den städtischen Bereich vor, das "nun schon seit zehn Jahren im Verein ‚Kinder in Wien' (KIWI) eine qualitativ hochwertige Betreuung für unter Dreijährige sichert". Brinek sieht das Modell als beispielgebend, will aber keine flächendeckende, verpflichtende Einführung. Generell fordert sie den Ausbau der Kindergartenplätze, besonders für Kinder unter drei Jahren, die Festlegung von Mindeststandards, einen Bildungs-Rahmenplan, Investitionen in die Aus- und Weiterbildung der KindergartenpädagogInnen, ein Gratis- Kindergartenjahr, ein Recht der Eltern auf einen pädagogisch hochwertigen Kinderbetreuungsplatz und ausreichend finanzielle Mittel.

"Im Zusammenhang von außerhäuslicher Betreuung von Unter- Dreijährigen ist die öffentliche Meinung über die Qualität noch immer vorurteilsbeladen vorgefasst", so Brinek. Es werde unterstellt, dass Kleinkinder zwangsläufig unter einer Betreuung außerhalb des Elternhauses leiden und nur bei den Eltern, respektive der Mutter, gut aufgehoben sind. "Das stimmt nicht, mit diesem Vorurteil können wir aufräumen. Eltern sind und bleiben zwar die wichtigsten Bezugspersonen im Leben ihrer Kinder. Das heißt aber nicht, dass sie die einzigen bleiben müssen. Unter-Dreijährige können gefördert werden, speziell in kognitiven, sozialen und kreativen Fähigkeiten. Das Bewusstsein dafür, dass institutionelle Bildung und Erziehung für Kleinkinder viele Vorteile für deren Entwicklung mit sich bringt, ist in unserer Gesellschaft noch zu wenig ausgeprägt", so Brinek. Studien bestätigen, dass keine Bindungsunterschiede zwischen Familienkindern und Kindern, die zusätzlich in Tagesbetreuung waren, gefunden wurden. "Worauf es ankommt, ist die Qualität der Bildungs- und Betreuungsangebote", stellt Brinek klar.

Brinek, auch Vorsitzende des Vereins "Kinder in Wien" (KIWI), will Wahlmöglichkeit für Eltern erreichen und fordert dabei die Unterstützung von öffentlicher Seite, wie qualitativ hochwertige Betreuungseinrichtungen für Kinder von einem bis sechs Jahren. Beispielhaft ist, so Brinek, das Modell der "alterserweiterten Gruppen" des Vereins KIWI. "Es fungiert als modernes, nachahmenswertes Vorzeigeprojekt, von dem Kinder und Eltern gleichermaßen profitieren", so die KIWI-Vorsitzende und ÖVP- Wissenschaftssprecherin. Von öffentlicher Seite braucht es eine andere Art der Förderung. "Alterserweiterte Gruppen" stellen eine "bessere Variante dar, was unter ‚Kinderkrippen' verstanden wird. Der pädagogische Nutzen dieses Modells ist, das Mehr an Flexibilität in der Gruppe nach dem jeweiligen Bedarf. Die Kinder nutzen die Beziehung zu anderen Kindern, um voneinander und miteinander lernen zu können. Junge Kinder profitieren von den älteren und lernen von den älteren Kindern rascher. Die älteren Kinder wiederum können im Zusammenleben mit unter Dreijährigen soziale Kompetenz erlernen, indem sie Verantwortung für die Jüngeren übernehmen. "Es entsteht so etwas wie Geschwisterlichkeit im Kindergarten", erklärt Brinek. Die Kinder profitieren vor allem dadurch, dass sie Erlerntes weitergeben und dadurch festigen. "Pädagogische Qualität und Qualitätssicherung ist dabei oberstes Prinzip."

In einem Bundesrahmengesetz soll daher die Qualität gesichert werden. "Hier soll sichergestellt werden, wie der Kindergarten aussehen und ausgestattet werden soll, aber auch die KindergartenpädagogInnen-Ausbildung soll bundeseinheitlich geregelt und forciert werden", fordert Brinek. Durch einen "Bildungsrahmenplan" sollen sich Eltern in ganz Österreich orientieren können, mit welchem Angebot man im einzelnen rechnen könne. Das bedeutet, dass "der Kindergarten insgesamt zum selbstverständlichen vorschulischen Bildungsangebot wird" und sollte auch kosten- und gebührenfrei sein. Das sind "aber Fernziele". Speziell in Wien soll als "erster Schritt das Gratiskindergartenjahr verwirklicht" werden.

Gründe die, so Brinek, für dieses Modell sprechen sind veränderte Familienstrukturen, dass es immer weniger Kinder mit Geschwistern gebe, d.h., dass es zunehmend weniger Kinder gibt, die in Geschwisterkonstellationen mit breit gestreuter Altersstruktur aufwachsen. Außerdem ist die Zahl der AlleinerzieherInnen stark angestiegen. "Es ist daher notwendig, Lebensräume für Kinder zu schaffen, die anregend und insofern familienergänzend sind, als sie pädagogische Leistungen bieten, die die Familie selbst nicht, oder nicht mehr zur Verfügung stellen kann", so die ÖVP- Wissenschaftssprecherin. Im Mittelpunkt steht die "Wahlfreiheit für Familien bei der Verwirklichung des Kinderwunsches". Es ist diese Erweiterung für Unter-Dreijährige ein Angebot zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Im September wird eine Studie der WU-Wien vorgestellt. "Man kann aber schon jetzt sagen: Kindergarten rechnet sich, auch für Kindergartenkinder unter drei, er ist ein pädagogischer und volkswirtschaftlicher Gewinn", schließt Brinek.

 

 Kalina: "ÖVP nicht mehr ernst zu nehmen"
"Die ÖVP soll sich wieder melden, wenn sie weiß, was sie will"
Wien (sk) - "Nicht mehr ernst zu nehmen" sind für SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina die jüngsten bildungspolitischen "Salti" in der ÖVP. "Wirklich kurios wird es, wenn die Wissenschaftssprecherin der ÖVP, Brinek, jetzt die Kindergartenpflicht ab 4 Jahre fordert." Zur Erinnerung: Als die SPÖ ihr Konzept für ein verpflichtendes Vorschuljahr veröffentlicht hat, hieß es von VP-Bildungssprecher Neugebauer: "Eine Zwangsbeglückung, wie das die Sozialisten wollen, wird es mit uns nicht geben." (APA, 10.6.) Und Parteiobmann Molterer hatte ebenfalls ein verpflichtendes Vorschuljahr abgelehnt. (APA, 29.5.) "Bildungspolitik ist zu wichtig, um daraus ein lustiges Sommertheater zu machen", so Kalina am 31.07.

Da fordert Generalsekretär Missethon Aufnahmetests für die AHS, um gleich von seinen Parteikollegen wieder relativiert zu werden. Da will Bildungssprecher Neugebauer Leistungskataloge für 3-Jährige, um einen Tag später dann vom 'kontrollierenden Parteiobmann' Schüssel zurückgepfiffen zu werden. "Und jetzt spricht Brinek von einer zweijährigen Kindergartenpflicht - ein Monat, nachdem die ÖVP nur unter enormen SPÖ-Druck wenigstens dem verpflichtenden Kindergartenjahr zur Sprachförderung zugestimmt hat."

"Solange die Molterers, Neugebauers und Missethons ihre Blockade-Haltung in Sachen substanzielle Schulreformen nicht aufgeben, wird auch Brineks Vorschlag schon morgen wieder im Sommerloch verschwinden. Die ÖVP soll sich bitte erst dann wieder melden, wenn sie weiß, was sie will", so Kalina abschließend.

 

 Glawischnig: "Was will ÖVP als nächstes? Intelligenztests für Säuglinge?"
Statt Defizitklauberei kostenlose Frühförderung für alle Dreijährigen
Wien (grüne) - "Was kommt als nächstes? Intelligenztests auf der Säuglingsstation?" Die stellvertretende Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig, kritisiert die Forderung nach Leistungsstandards für Dreijährige von ÖVP-Bildungssprecher Neugebauer scharf.

"Uni-Aufnahmetests, AHS-Aufnahmeprüfungen, Sprachprüfungen für Vorschulkinder. Je weniger Kinder den Weg zur höheren Bildung finden, desto besser. - So scheint das Motto der ÖVP zu lauten. Und nun ein weiterer Vorstoß in Richtung Testen, Prüfen, Aussortieren." Welche Änderungen im System vorgenommen werden können, um die Bildungssituation aller Kinder zu verbessern, werde von der ÖVP nicht einmal angedacht.

Glawischnig nennt die notwendigsten: "Kostenlose Frühförderung für alle Kinder ab drei, Bildungspläne für den Kindergarten, Verbesserungen in der Ausbildung und Anerkennung von Kleinkind-PädagogInnen, ein Anrecht auf einen Kindergartenplatz. Nichts davon findet sich in den Ideen der Familienpartei ÖVP." Stattdessen sollen die Kleinsten zum Appell antreten und auf Mängel und Defizite untersucht werden. Wie die Eltern mit der Information umgehen, bleibe ihnen überlassen. Glawischnig: "Frühförderung bleibt eine Frage des Familieneinkommens und nicht eine des Bedarfs." Die ewige Suche nach Defiziten, Mängeln und Benachteiligungen wirke langfristig leistungshemmend und demotivierend. "Das Augenmerk muss auf die Begabungen und Fähigkeiten der einzelnen Kinder gelegt werden. Kein Kind ist ohne Talent." Wenn es gelinge, Kinder entsprechend Ihrer Begabungen zu fördern, statt Sie anhand einer Mängelliste auszusortieren, könne die Gesellschaft davon profitieren. "Diese Begabungsförderung für alle kann nur gewährleistet werden, wenn sich die Regierung endlich dazu bekennt, den Kindergarten als Bildungseinrichtung zu verstehen, wo ohne Leistungsdruck entscheidende Vorarbeiten für eine erfolgreiche Schullaufbahn geleistet werden", stellt die Grüne Vizechefin klar.

 

 Grosz: BZÖ fordert ein Ende des Sommertheaters rund um die Bildungspolitik
SPÖ und ÖVP verunsichern mit ihrem Streit nur die Menschen
Wien (bzö) -
BZÖ-Generalsekretär Gerald Grosz fordert ein sofortiges Ende des unwürdigen Sommertheaters von SPÖ und besonders der ÖVP beim Thema Bildung. "SPÖ und ÖVP versuchen sich auf dem Rücken von Kindern politisch zu profilieren und das Sommerloch zu stopfen. Das ist unwürdig und strikt abzulehnen. Besonders Vizekanzler Molterer soll endlich seine ,unguided Missiles‘ in der Bildungspolitik in den Griff bekommen und für Ruhe sorgen, bevor Altkanzler Schüssel das für ihn erledigt. SPÖ und ÖVP verunsichern mit ihrem Streit nur die Menschen und setzen ja trotzdem nichts außer Belastungen um", so Grosz abschließend.

 

Klarstellung von ÖVP-Bildungssprecher Fritz Neugebauer
Wien (övp-pk) - Zur aktuellen Debatte rund um den Entwicklungsstand von dreijährigen Kindern stellte ÖVP- Bildungssprecher Abg.z.NR Fritz Neugebauer klar, dass "ich nicht, wie einigen Medienberichten von gestern und heute zu entnehmen war und ist, für punktuelle Tests für Dreijährige eingetreten bin, nicht zuletzt, weil ich solche Tests aus meiner pädagogischen Erfahrung heraus für nicht sinnvoll erachte. Vielmehr bin ich dafür eingetreten, dass es eine verdichtete Information und damit Hilfe für die Eltern geben soll, was ein Kind im Alter von drei Jahren für Fertigkeiten und Fähigkeiten haben sollte bzw. wie der Verlauf des Entwicklungsprozesses des Kindes ist", so Neugebauer.

So habe auch die Tageszeitung "Kurier" in der Ausgabe vom 30. Juli folgerichtig zitiert: (…)Die Standards seien vorwiegend für Eltern gedacht. "Sie sollten wissen, was sie von ihren Kindern erwarten können und eventuelle Defizite entdecken." Dann könnten die Eltern selbst aktiv werden und "nicht immer warten, bis der Staat eingreift(…).

Die zahlreichen Reaktionen würden zweifellos die "Wichtigkeit dieser Thematik unterstreichen, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass nie von punktuellen Tests die Rede war", erklärte Neugebauer abschließend.

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

 
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