AEC-Erweiterung mit spektakulären Baumethoden  

erstellt am
08. 08. 07

Baustelle steht unter Wasser
Linz (stadt) - Mit ungewöhnlichen Baumethoden, wie sie etwa beim Bau des Berliner Regierungsviertels angewandt wurden, wächst derzeit der Erweiterungsbau des Linzer Ars Electronica Centers. Die 80 Meter lange und 15 bis 25 Meter breite Baugrube mit einer Wasserfläche von rund 2.800 Quadratmetern ist vier Meter tief überflutet. Oft müssen Taucher eingesetzt werden.

Ab Mitte September 2007 wird unter Wasser die unterste Bodenplatte betoniert. Ende September beginnt das Auspumpen der Baugrube. Anschließend wird die Bodenplatte mit einer Folie bedeckt, auf der bis Anfang November 2007 eine Stahlbetonplatte errichtet wird. Anfang 2008 wird die Decke des Erdgeschoßes weit gehend fertig sein.

Im neuen Museum der Zukunft werden statt 2.500 Quadratmeter rund 6.500 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung stehen. Es wurde vom Wiener Büro Treusch architecture entworfen, das im März 2006 zum Sieger eines Architekturwettbewerbes mit 38 Einreichungen gekürt wurde. Die Projektleitung erfolgt durch das Gebäudemanagement der Stadt Linz.
Zügiger Baufortschritt – was bisher geschah

Wenige Tage nach dem Spatenstich am 1. März 2007 liefen die Bauarbeiten voll an. Zunächst galt es, die Wände der Baugrube zu sichern. Dafür wurden an der Nordseite des Bauplatzes entlang der Kirchengasse bis zum Kirchenvorplatz 126 Bohrpfähle jeweils 13 Meter in den Untergrund getrieben. Die einer Kaimauer ähnelnde Bohrpfahlwand hat eine Gesamtlänge von rund 100 Metern. In den übrigen Bereichen der Baugrube (West-, Ost- und Südseite) wurden die Wände mit 143 je 14 Meter langen Spundwandprofilen aus Stahl gesichert. Die Spundwand ist 175 Meter lang.

Ende Mai 2007 wurden die Bohrpfahl- und die Spundwand fertig. Sie sind mit dem umgebenden Schotterboden durch 153 stählerne Ankerpfähle verbunden. Die Aushubarbeiten konnten beginnen. Wie erwartet drang bald von unten her Wasser in die Baugrube ein. Sie ist zwischen sieben Meter (Bereich Treppelweg) und neun Meter (Bereich Kirchengasse) tief und liegt daher im Sickerwasserbereich der Donau. Rund die Hälfte der gesamten Aushubmenge von rund 23.800 Kubikmetern wurde unter Wasser ausgehoben. Der Bagger stand dabei auf einer in die Grube ragenden „Landzunge“ und rollte mit fortschreitender Aushubmenge sukzessive bis zum Grubenrand zurück. Am 20. Juli wurden die Aushubarbeiten beendet. Der Erfolg der Baumaßnahmen wurde von Tauchern kontrolliert.
Wasserspiegel in der Baugrube ein Meter über Donaupegel

Durch über Pumpen kontrolliertes Zu- und Ableiten von Wasser wird die Wassertiefe in der Baugrube derzeit bei rund vier Metern gehalten. Der Wasserspiegel liegt bewusst rund einen Meter über dem Donaupegel. Durch den zusätzlichen Wasserdruck wird die mit dem Sickerwasser eindringende Schlammmenge reduziert.
270 Stahlpfähle werden Bodenplatte fixieren

Ab 13. August wird wieder gebohrt. Ein auf einem Ponton stehender Bagger treibt 270 Stahlpfähle sieben bis neun Metern in den Boden der Baugrube. Mit Hilfe von Tauchern wird dann der Bodenschlamm abgesaugt. Mitte September beginnt die Herstellung der 1,2 Meter dicken Bodenplatte der Baugrube. Der Beton härtet unter Wasser problemlos aus. Auf die wie Spargeln durch die Betonplatte ragenden Stahlpfähle (Durchmesser: 65 Millimeter) setzen Taucher Fixierungsschrauben auf. Ab Ende September wird die Baugrube leer gepumpt. Auf die Bodenplatte wird eine zweilagige Feuchtigkeitsisolierung aufgebracht. Dann wird bis Anfang November eine weitere Bodenplatte aus 50 Zentimeter dickem Stahlbeton errichtet.
Taucher sind auf Tastsinn angewiesen

Im trüben Wasser der Baugrube ist die Sichtweite null. Die vier Taucher einer österreichischen Spezialfirma sind auf ihren Tastsinn angewiesen. Dabei erkannten sie in den vergangenen Wochen auch unerwartete Strukturen. An der dem Donauufer zugewandten Seite einer Baugrube wurde in mehreren Metern Tiefe Holzpfähle entdeckt, die vermutlich die Reste einer alten Schiffslände sind. Anscheinend hatte das Flussbett der Donau vor einigen Jahrhunderten einen anderen Verlauf.
 
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