Alice Schwarz-Gardos ist gestorben   

erstellt am
20. 08. 07

Haifa (gewitsch) - "Heute erreichte uns die traurige Nachricht, daß uns Alice Schwarz-Gardos für immer verlassen hat", berichtet Peter F. Michael Gewitsch aus Haifa. Alice Schwarz wurde in Wien geboren, ihre Eltern zogen mit ihr kurz danach nach Bratislava (damals noch Preßburg genannt), wo sie aufwuchs. Ende der 30er Jahre kamen die Eltern mit ihr nach Israel (damals britisches Mandatsgebiet Palästina) und ließen sich in Haifa nieder, wo sie eine kleine Speisewirschaft betrieben und Alice ihre Tätigkeit als Schriftstellerin begann. Ihr erstes Buch hieß "Labyrinth der Leidenschaften" und erschien mit einem Vorwort von Arnold Zweig – der ja damals in Haifa lebte und mit ihr gut bekannt war. "Alice Schwarz schenkte mir ein Exemplar mit der Widmung: ,In der Hoffnung, auch einmal ein Buch von ihnen lesen zu können‘ – eine Hoffnung, die sich niemals erfüllte. Wir pflegten uns damals – Mitte der 40er Jahre – im Café "Nordau" (wer weiß heute noch, daß es so etwas einmal in Haifa gab…) regelmäßig im Rahmen einer Gruppe von jüngeren Leuten, die sich als Schriftsteller (auf Englisch oder Deutsch) versuchten. Wir alle blieben aber bei unseren damaligen Berufen, keiner – mit Ausnahme von Alice Schwarz – schaffte den Aufstieg in die Schrifsteller- oder Journalistensphäre."

Später heiratete sie und übersiedelte nach Hedera, war aber in Tel Aviv sehr aktiv, als Chefredakteurin der "Israel Nachrichten", der einzigen deutschprachigen Tageszeitung Israels, und veröffentlichte zahlreiche Bücher. Sie schrieb für die Zeitung auch sehr viele Berichte, Kommentare und Artikel, welche den Inhalt der Zeitung noch interessanter machten.Sie war aktives Mitglied im Verein der Juden aus Mitteleuropa und bei vielen Veranstaltungen des Vereins zu sehen. Sie schrieb regelmäßig die Theaterrezensionen für das "M.B." des Vereins (heute als Yakinton" bekannt). Als der Verein "Pisgath Ahuza", sein zweites Seniorenheim in Haifa, fertigstellte, veröffentlichte sie einen zweiseitigen Bericht, mit Bild darüber und dies half uns damals in kurzer Zeit Bewohner für das Haus anzuwerben.

"Sie hat ihr langes Leben voll ausgenützt und mit ihrer schriftstellerischen und journalistischen Tätigkeit uns allen viel interessante Stunden bereitet. Als sie jetzt, hochbetagt, starb hinterläßt sie eine Lücke im Kreis der deutschsprachigen Juden in Israel, die sich wohl niemals schließen wird.

Möge sie in Frieden ruhen."

Donnerstag, 16. August 2007

Peter F. Michael Gewitsch

 
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