Steiermark: Historischer Bevölkerungshöchststand  

erstellt am
23. 08. 07

Immer mehr Steirerinnen und Steirer und trotzdem ein trauriger Trend: Österreichweit die meisten Selbstmorde in der Steiermark
Graz (lk) - „Anhand des zentralen Melderegisters und des darauf aufbauenden Bevölkerungsregisters von Statistik Austria ergibt sich mit 1.1.2007 eine Einwohnerzahl der Steiermark in der Größenordnung von 1,203.918. Das sind um 1.831 oder 0,2 Prozent mehr Bewohner als zum 1.1.2006 und damit der höchste Bevölkerungsstand, der hierzulande je gemessen wurde." Diesen freudigen Trend verkündete der Leiter der Landesstatistik, Dipl.-Ing. Martin Mayer, am 23.08. im Rahmen einer Pressekonferenz im Medienzentrum Steiermark.

Dieses Plus war das alleinige Ergebnis einer deutlich positiven (aber im Vergleich zum Vorjahr gesunkenen) Wanderungsbilanz (errechnete Wanderungsbilanz +3.018), die wiederum hauptsächlich von ausländischen Migranten (besonders aus Deutschland und ost- bzw. südosteuropäischen Staaten) verursacht wurde. Ohne diese anhaltende Zuwanderung hätte die Steiermark seit über 30 Jahren deutliche Bevölkerungsrückgänge zu verzeichnen.

Die Zahl der Ausländer ist im Verlauf des Jahres 2006 um rund 2.500 bzw. 3,8 Prozent gestiegen. Dieser Zuwachs ist einerseits durch Zuwanderung, anderseits aber auch durch eine deutlich positive Geburtenbilanz der Ausländer entstanden. Der Ausländeranteil ist weiter leicht ansteigend und beträgt nun 5,8 Prozent an der gesamten Wohnbevölkerung. Österreichweit hat somit die Steiermark nach dem Burgenland weiterhin den geringsten Anteil. Eine steirische Besonderheit: Beachtliche 38 Prozent der Ausländer stammen aus den nunmehrigen Staaten des ehemaligen Jugoslawiens und nur 7 Prozent aus der Türkei.

Die Zahl der Geburten verringerte sich im Jahr 2006 mit 1,6 Prozent oder in absoluten Zahlen um 165 Kinder leicht gegenüber 2005 und befindet sich mit nunmehr 10.286 immer noch klar über der „magischen Grenze" von 10.000. „Zwar ist dies der zweitniedrigste je erreichte Wert, aber wenn man bedenkt, dass einer der Hauptgründe für diese tendenziell immer geringer werdenden Geburtenzahlen das weitere Sinken der Zahl der potentiellen Mütter vor allem im Hauptgebäralter (20 bis unter 35 Jahre) ist - von 1992 (Höchststand seit 1961) bis 2006 ist diese Zahl um ein Fünftel gesunken - können wir uns über dieses Ergebnis freuen", erklärte der Landesstatistiker.

Auch lässt dieser Trend auf eine Bereitschaft zu mehr Kindern hoffen, was sich auch in der Zahl der Kinder pro Frau (bei gleich bleibenden Geburtenhäufigkeiten) widerspiegelt (2006: 1,31, 2001: 1,23), wobei bereits fast ein Fünftel der Geburten von Frauen stammen, die nicht in Österreich geboren wurden (in Graz sogar fast zwei Fünftel).

Die meisten Kinder kamen im Jahr 2006 in der Stadt Graz auf die Welt, denn hier entfielen immerhin 9,8 Geburten auf 1.000 Einwohner. Hartberg und Knittelfeld folgen an der zweiten Stelle mit 9,1 Geburten auf 1.000 Einwohner. Am schlechtesten schneidet auch diesmal wieder der Bezirk Leoben ab, der eine Geburtenziffer von nur 6,5 aufweisen konnte (2004 noch 7,4), gefolgt von Judenburg (6,8) und Radkersburg (6,9).

Steiermarkweit ist im Jahr 2006 bei den ehelichen Lebendgeborenen ein nur marginaler Rückgang festzustellen (-0,2 Prozent bzw. -13), während die Zahl der unehelich Geborenen deutlich gesunken ist (-3,1 Prozent bzw. -152). Durch diese Entwicklung kam es gegen den Trend der Vorjahre zu einem leichten Rückgang der Unehelichenquote in der Steiermark von 46,6 Prozent im Jahr 2005 auf nunmehr 45,8 Prozent. Mit dieser Quote liegt die Steiermark in der Bundesländerreihung nach wie vor hinter Kärnten (51,7 Prozent) an zweiter Stelle. Die Unehelichenquote der Erstgeborenen ist im Gegensatz zu den Vorjahren nicht weiter gestiegen, trotzdem aber wesentlich höher als bei den danach Geborenen. Es zeigt sich also einmal mehr, dass die Kindeseltern vor der Geburt des zweiten Kindes zu einem großen Teil eine Ehe eingehen. Denn bei den Zweitgeborenen senkt sich die Unehelichenrate radikal ab, und zwar von fast 60 Prozent bei den Erstgeborenen auf unter 39 Prozent bei den Zweitgeborenen.

Nach der höchsten abgeschlossenen Ausbildung neigen die steirischen Pflichtschulabsolventinnen noch am ehesten zu traditionellen Familienmustern mit mehr Kindern einerseits und Kindern bereits in jüngeren Jahren andererseits, während das bei höherer Ausbildungsstufe immer weniger der Fall ist. Nach dem Lebensunterhalt der Mütter steigen die Erwerbsquoten mit höherem Bildungsniveau deutlich an, wobei bei allen Bildungsstufen gilt, dass bei höherer Geburtenfolge der Anteil der berufstätigen Mütter immer geringer wird.

Nach der Geburt beginnt sozusagen die „Menschwerdung" in der Gesellschaft unter anderem mit der Vergabe eines Vornamens. Bei den Knaben führt Lukas seit zehn Jahren die Vornamenshitliste in der Steiermark an. Auch Florian, Tobias und Elias erfreuen sich großer Beliebtheit. Bei den Mädchen liegt wie im Vorjahr Lena voran, knapp gefolgt von Leonie, Anna und Julia, dem seit 1984 in Summe am häufigsten neu vergebenen Namen.

Die Zahl der Sterbefälle ist 2006 leicht um 20 oder 0,2 Prozent auf 11.473 gestiegen, befindet sich aber noch immer nur knapp über dem historischen Tiefststand des Jahres 2001, wobei im Vergleich zum Vorjahr bei den Männern die Zahl der Todesfälle gesunken und bei den Frauen gestiegen ist. Die Lebenserwartung der Männer hat sich dadurch deutlich von 76,7 auf 77,1 Jahre erhöht, die der Frauen ist auf hohem Niveau bei 82,8 Jahren gleich geblieben. Die Säuglingssterblichkeit ist nach wie vor eine der geringsten in Österreich.

Die höchste Sterbeziffer mit fast 13 auf 1.000 Einwohner hatte im Jahr 2006 wie zumeist und mit Ab-stand der Bezirk Mürzzuschlag, gefolgt von Leoben und Voitsberg. Die niedrigste Sterbeziffer errechnete sich mit acht ganz klar in Murau, gefolgt von Weiz.

Insgesamt gab es in der Steiermark mit einem konstanten Wert von 9,5 Sterbefällen auf 1.000 Einwohner weiterhin einen historischen Tiefststand.

2006 stieg die Zahl der Krebserkrankungen als zweithäufigste Todesursache (etwa ein Viertel) etwas an. Insgesamt sind die Männer etwas mehr betroffen als die Frauen. Nach wie vor die sowohl bei Frauen als auch bei Männern mit Abstand häufigste Todesursachengruppe bilden die Krankheiten des HerzKreislaufsystems, wenngleich der Anteil dieser Todesursache an den gesamten Sterbefällen im Jahr 2006 wie auch schon 2003 bis 2005 bei beiden Geschlechtern, aber besonders bei den Männern, deutlich niedriger ist als in den Jahren davor und insgesamt nun weit weniger als die Hälfte beträgt. Geschlechtsspezifisch überwiegen hier klar die Frauen, denn bei immerhin fast der Hälfte der weiblichen Todesfälle wurde eine Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems als Todesursache angegeben.

Die Zahl der Todesfälle durch Selbstmord und Selbstbeschädigung hat sich nach einem Anstieg im Jahr 2005 im Berichtsjahr 2006 etwas auf 260 verringert und entspricht wieder dem relativ niedrigen Niveau von 2004. Mit einer Rate von 22 Selbstmorden pro 100.000 Einwohner liegt die Steiermark aber trotzdem deutlich über dem Bundesschnitt von 16 und im Bundesländervergleich sogar wieder vor Kärnten auf dem unrühmlichen ersten Platz.

„In allen Altersgruppen neigen Männer stärker zum Suizid als Frauen, bei den 40- bis 49-Jährigen war das Verhältnis Männer zu Frauen sogar mehr als 10 zu 1. Da könnte man auf eine Midlife-Crisis schließen", vermutet der Leiter der Landesstatistik. Bei der Betrachtung der Selbstmorde im Jahresverlauf fällt schließlich auf, dass die Selbstmordhäufigkeit im Frühling am größten ist.

Mit 5.307 Eheschließungen wurden im Jahr 2006 um 3,1 Prozent beziehungsweise 169 weniger als 2005 registriert. Damit sinkt die Eheschließungsziffer auf niedrigem Niveau auf 4,4 und nimmt damit das nach den Jahren 2001 bis 2004 sowie dem Ausnahmejahr 1988 (Abschaffung des Heiratsgeldes, daher Eheschließungsboom im Jahr 1987) tiefste Niveau seit dem 2. Weltkrieg ein. Falls sich das derzeitige Erstheirats-Verhalten nicht ändert, wird nur mehr die Hälfte der steirischen Frauen jemals heiraten. Regional sieht man, dass wie bereits in den Vorjahren die Heiratsraten im städtischen Bereich (besonders Graz!) deutlich höher sind als im ländlichen.

Die Scheidungszahlen sind seit dem Höchststand 2002 eher im Sinken begriffen, gegenüber 2005 beträgt der Rückgang 1 Prozent, wobei die Zahl des Jahres 2006 aber noch immer auf einem sehr hohen Niveau (genau 2.490) liegt und die sechsthöchste seit dem zweiten Weltkrieg ist. Die so genannte Gesamtscheidungsrate ist (aufgrund sinkender Eheschließungszahlen) hingegen leicht auf 41,9 Prozent (2005: 41,7 Prozent) gestiegen und damit die nach 2002 und 2004 sogar dritthöchste je gemessene. Regional die höchsten Raten finden sich 2006 in Leoben und Graz-Stadt sowie Umgebung mit Werten rund um 50 Prozent.

Informationen: http://www.statistik.steiermark.at
 
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