Von Risikoabschätzung der Vogelgrippe bis Vogelschutz  

erstellt am
22. 08. 07

Wien (öaw) - 250 Vogelkundler aus ganz Europa, Nordafrika, Türkei und Israel kommen zum 6. Kongress der European Ornithologists' Union vom 24. bis 29. August 2007 nach Wien. Die Themen reichen von der Risikoabschätzung der Vogelgrippe über die komplexen Beziehungen zwischen Männchen und Weibchen bis zur Bedrohung der Zugvögel in der Sahelzone. Veranstaltet wird der Kongress vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) unter Mitwirkung des Departments für Verhaltensbiologie der Universität Wien.

Risikoabschätzung der Vogelgrippe
Im Rahmen des Kongresses widmen sich die Ornithologen der Vogelgrippe und wie die Ornithologie zur Risikoabschätzung beitragen kann. "Die Rolle menschlicher Aktivitäten - wie zum Beispiel des Geflügelhandels - bei der Verbreitung der Vogelgrippe ist relativ gut dokumentiert, wie wild lebende Vögel in das Geschehen involviert sind ist hingegen noch schlecht verstanden", sagt Hans Winkler vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der ÖAW und Organisator des Kongresses. Dennoch konzentrieren sich die meisten Maßnahmen zum Schutz von Geflügel darauf, den Kontakt mit frei lebenden Vögeln zu verhindern, was oft mit Grundsätzen der Tierhaltung in Konflikt steht. In vielen Ländern bemühen sich Ornithologen die für die Risikobewertung notwendigen Daten über Aufenthalt, Wanderbewegungen und Lebensraumansprüche der Vögel zu erheben und Veterinären und Statistikern zur Verfügung zu stellen. Forscher aus der Schweiz, Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien werden ihren neuesten Ergebnisse vorstellen und auch Neues über die Muster und Ursachen der Infektion von Wildvögeln durch das Virus berichten.

Im Bereich der "Neugiersforschung" werden in mehreren Vorträgen die neuesten Ergebnisse zu den komplexen Beziehungen zwischen Männchen und Weibchen vorgestellt.

Erforschung des Vogelzugs
Breiten Raum nimmt die Vogelzugsforschung ein. "Dazu gehören methodische Fragen, die sich beim Einsatz von Radargeräten zur Erfassung des Zugs ergeben, weiters physiologische Aspekte des Ziehens bei Nacht und die Bedrohungen, denen unsere Zugvögel in der Sahelzone ausgesetzt sind", erklärt Hans Winkler. Ein Höhepunkt wird ein Bericht über die von Israel ausgehenden, Länder übergreifenden Bemühungen zur Erforschung des spektakulären Vogelzugs entlang der Küste des Nahen Ostens und des afrikanischen Grabenbruchs sein.

6. Kongress der European Ornithologists' Union
24. bis 29. August 2007
Vorträge, Symposien am 25., 26. und 28. August 2007
Universitätszentrum Althanstraße, 1090 Wien

Veranstalter: Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der ÖAW, Department für Verhaltensbiologie der Universität Wien.

Weitere Informationen sowie das Programm finden Sie unter http://www.oeaw.ac.at/deutsch/aktuell/veranstaltungen/veranstaltung_7482.html
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Auch die scheinbar triviale Frage, ob man Vögel füttern soll, wird wissenschaftlich kritisch beleuchtet werden.

"Kein einheitliches Vogelschutzgesetz in Österreich"
Ein Rückblick auf die Geschichte und Entwicklung der Ornithologie in Europa und speziell in Österreich steht ebenfalls auf dem Programm: Der erste Internationale Ornithologen-Kongress fand 1884 in Wien statt. Wien und Österreich spielten damals in der internationalen Ornithologie eine wichtige Rolle, heute bildet Österreichs Ornithologie in fundamentalen Bereichen das europäische Schlusslicht: "Trotz mehr als 120 Jahre entsprechender Bemühungen gibt es kein einheitliches Natur- beziehungsweise Vogelschutzgesetz und als einziges Land betreibt Österreich keine eigene Forschung über Vogelpopulationen und deren Wanderungen mit Hilfe der Beringung und anderer Methoden", sagt Winkler. "Ohne diese Forschung ist es sehr problematisch, wissenschaftlich begründeten Vogelschutz zu betreiben oder Untersuchungen zur Ausbreitung von Krankheiten - wie aktuell der Vogelgrippe - durchzuführen."

European Ornithologists' Union
Die European Ornithologists' Union (EOU) wurde 1994 ins Leben gerufen. Sie hat sich rasch zu einer wichtigen Plattform des Gedankenaustausches europäischer Ornithologen unter starker Beteiligung von Wissenschaftlern aus Osteuropa entwickelt.
 
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