Ehrungen von Herzensösterreichern in China, Israel und England  

erstellt am
21. 08. 07

Wien (bmeia) - Während der letzten Wochen wurden drei Herzensösterreicher mit außergewöhnlichen Lebensgeschichten und Leistungen in Tangxian (China), Jerusalem und London geehrt.

Ein Denkmal für einen exemplarischen Arzt in China
In China wurde am 23. Juli 2007 von der stv. chinesischen Gesundheitsministerin ein Denkmal für den in Wien geborenen Dr. Richard Frey am Heldenfriedhof im Bezirk Tangxian in der Provinz Hebei - ca. 300 Kilometer südlich von Peking - enthüllt. Dr. Richard Frey wurde am 11. Februar 1920 in Wien geboren, flüchtete 1938 aus Wien und gelangte schließlich 1939 nach China. Er wurde Widerstandskämpfer und arbeitete als Arzt an der Front, wo er auch Ärzte und Sanitäter ausbildete. Richard Frey zählte 1955 - gemeinsam mit der Journalistin Ruth Weiss aus Wien - zu den rund einhundert AusländerInnen, die die chinesische Staatsangehörigkeit erhielten.

Dr. Frey arbeitete ua zehn Jahre lang als Arzt zur Seuchenbekämpfung in entlegenen Gebieten in Südwestchina und ab 1962 als Spezialist und Berater der Chinesischen Medizinischen Akademie für Seuchenbekämpfung. Im Jahr 1987 leitete er die Einrichtung der ersten Computerdatenbank für medizinische Fachartikel in China. 1962 stattete er seinem Geburtsland Österreich wieder einen Besuch ab. Er starb am 16. November 2004 im Alter von 84 Jahren in Beijing.

Am 21. Februar 2006 wurde im Gymnasium in Wien-Döbling (Gymnasiumsstraße) für Dr. Frey, wo er - als Richard Stein - zur Schule gegangen war, eine Gedenktafel enthüllt. Den Text der Gedenktafel verfasste der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer. Er beginnt mit den Worten "Richard Frey von der Nazidiktatur aus seiner österreichischen Heimat vertrieben ..." und endet mit dem Versprechen des österreichischen Staatsoberhaupts: "Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren."

Ein Grabmal für einen k.u.k. Gefreiten in Jerusalem
Am 25. Juli 2007, an seinem 90. Todestag, erhielt der Vormeister Nissim Behmoiras aus Brünn endlich wieder eine Platte auf seinem Grab auf dem Zionsfriedhof in Jerusalem, nachdem die ursprüngliche vor Jahrzehnten verschwunden war. Auf der neu enthüllten Grabplatte ist zu lesen: "Hier ruht der Soldat Nissim Behmoiras, Sohn des Jakob und der Gracia aus dem Hause Ben Basat, Gefreiter im österreichisch-ungarischen Expeditionskorps. Er wurde in Adrianopel [Edirne, Türkei] am 6. Elul Tarnaw [15. August 1896] geboren und fiel in Gaza am 10. Av Tar'az [25. Juli 1917]." Auch ein Kranz des österreichischen 'Schwarzen Kreuzes' schmückt dieses Grab.

Damit endet eine lange Geschichte. Nissim Behmoiras entstammte einer Rabbinerfamilie aus Edirne, die aus Spanien kam und bereits im 17. Jahrhundert in Edirne verzeichnet ist. Der Gefreite Nissim Behmoiras kämpfte als österreichisch-ungarischer Soldat während des Ersten Weltkriegs an der Seite der türkischen Verbündeten gegen die Briten. Er trug bei einem Artilleriegefecht nahe Gaza eine schwere Kopfverletzung davon und wurde in das deutsche Feldlazarett in Beit Hanoun eingeliefert. Im jungen Alter von 21 Jahren erlag er am 25. Juli 1917 seinen Verletzungen. Sein Leichnam wurde auf dem Jerusalemer Ölberg beigesetzt.

Noch 1990 hatte der Militärhistoriker und Staatsarchivar Peter Jung geschrieben: "Ob der k.u.k. Vormeister Nissim Behmoiras aus Brünn wohl jemals noch eine österreichische militärische Grabstätte erhält?" Nun hat er sie - dank der Bemühungen von Einzelpersonen, denen Anerkennung dafür gebührt.

Einem Unternehmer zum 100. Geburtstag in London gratuliert
In London wurde der 100. Geburtstag von Charles Paul Hilton gefeiert, der am 10. August 1907 in Wien unter dem Namen Paul Hohenberg geboren worden war. Dem Jubilar wurde ein persönliches Glückwunschschreiben der österreichischen Außenministerin Ursula Plassnik überreicht.

Im Jahre 1936 in Wien aus seiner Anstellung in einem Papierunternehmen entlassen, suchte und fand Paul Hohenberg Arbeit in London. 1940 wurde er für die britischen Streitkräfte in Frankreich tätig, später für die französische und die belgische Armee.

Nach Kriegsende machte er sich seine Textil- und Handelsausbildung zunutze und gründete schließlich in der Great Portland Street in London das Textilimport/exportunternehmen 'C.P Hilton Ltd.', das er bis zu seinem 70. Lebensjahr leitete. Im Rahmen dieser Tätigkeit knüpfte er später enge Beziehungen mit Lustenau in seinem Geburtsland.

In ihrem Glückwunschschreiben an den Jubilar schreibt die österreichische Außenministerin unter anderem: "In Ihrem langen bisherigen Leben haben Sie zwei zerstörerische Weltkriege miterleben müssen, aber auch den Wiederaufbau und Aufschwung Europas, an dem Menschen wie Sie mitgewirkt haben. Menschen wie Sie haben die Basis dafür gelegt, dass sich sowohl Ihre heutige Heimat Großbritannien als auch Ihr Geburtsland Österreich eines nie zuvor erlebten Wohlstands erfreuen können und beide Länder heute in einer gemeinsamen Europäischen Union zum Wohle des Friedens vereint sind. Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie, obwohl Sie Ihre Heimat verlassen mussten, über all die Jahre hinweg sowohl beruflich als auch privat eng mit Österreich verbunden geblieben sind und sich als 'Herzensösterreicher' fühlen. Durch Ihre aufrechte Verbundenheit mit Österreich sind Sie auch ein Botschafter Österreichs in Großbritannien."
 
zurück