Größter Kongress Europas: 25.000 Herz-SpezialistInnen in Wien  

erstellt am
31. 08. 07

Wien (rk) - Wien ist in den kommenden Tagen zum vierten Mal die Hauptstadt der KardiologInnen Europas. "Wien ist nicht nur eine hervorragende Kongressstadt, Wien ist auch in der interventionellen Kardiologie Weltspitze, schließlich dauert es in Wien durchschnittlich 80 Minuten von der Diagnose eines schweren Herzinfarktes bis zum lebensrettenden Eingriff, während internationale Richtlinien dafür einen Richtwert von rund 90 Minuten vorschreiben. Diese Top-Qualität gibt es für alle WienerInnen, aber das muss uns auch etwas wert sein", erklärte die Wiener Gesundheitsstadträtin Mag.a Sonja Wehsely am Freitag bei der Pressekonferenz zum Europäischen KardiologInnenkongress.

Wien erwartet zwischen dem 1. und 5. September rund 25.000 Delegierte. Es wird mit insgesamt 30.000 BesucherInnen gerechnet, die sich während des Kongresses in Wien aufhalten werden. Die Entscheidung der Europäischen Kardiologengesellschaft (ESC) für Wien als Standort ist ein eindrucksvoller Beleg für die Popularität Wiens, die einen zentralen Vorteil im internationalen Wettbewerb um renommierte Kongresse darstellt. In einer kürzlich veröffentlichten Erhebung der "International Congress and Convention Association" (ICCA) führt Wien mit 147 internationalen Kongressen im Jahr 2006 das Ranking der beliebtesten Kongressstädte an - vor Paris, Singapur und Barcelona.

Kongresse bedeuten willkommene wirtschaftliche Impulse. Die Studie "Umwegrentabilität des Kardiologenkongresses 2003" (Wirtschaftsuniversität Wien) hat errechnet, dass dieser inlandswirksame Ausgaben in der Höhe von 70 Millionen Euro bewirkt habe. Die inlandswirksamen Tagesausgaben pro KongressteilnehmerIn betrugen im Durchschnitt 386 Euro und liegen damit deutlich über jenen von StädtetouristInnen (rund 170 Euro).

Wehsely betonte, dass Wien auch in der Prävention äußerst aktiv sei. So wurde etwa in Favoriten unter dem Motto "Nach Herzenslust" ein zweijähriges Projekt zum Thema Herzgesundheit von Frauen initiiert. Das umfassende Präventionsprogramm "Ein Herz für Wien", das in Kooperation mit der Wiener Gebietskrankenkasse durchgeführt werde, soll die hauptsächlichen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch eine positive Veränderung des Lebensstils reduzieren. Im Rahmen einer Kooperation mit den Wiener BäckerInnen sei ein "herzgesundes" Weckerl entwickelt worden.
Webtipp: http://www.einherzfuerwien.at/.

Gesundheitspolitikerinnen unterzeichnen "Europäische Charta für Herzgesundheit"
Wehsely unterschrieb anlässlich des ESC-Kongresses die "Europäische Charta für Herzgesundheit", in der die Vorbeugung einen zentralen Stellenwert hat: "Die Charta empfiehlt den UnterzeichnerInnen, Maßnahmen zu fördern und zu unterstützen, die erheblich zur Senkung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen. Dabei ist den Maßnahmen Priorität einzuräumen, die auf Änderung des Lebensstils abzielen." Die Charta wurde von der ESC und dem European Heart Network erarbeitet und wird von der Europäischen Kommission und der WHO unterstützt. Gesundheitsministerin Dr.in Andrea Kdolsky, die bei der Medienkonferenz nicht anwesend sein konnte, hatte die Charta bereits gestern unterzeichnet. Damit ist Österreich das erste Land, das der "Europäischen Charta für Herzgesundheit" beigetreten ist.

Österreich und Wien "Champions der Herzgesundheit"
Österreich und Wien seien "Champions der Herzgesundheit", so ESC-Präsident Prof. Dr. Kim Fox: "Das wird auch durch die Entscheidung demonstriert, die Europäische Charta für Herzgesundheit zu unterzeichnen. Diese ist eine Aufforderung zur Aktion, eine multinationale Anstrengung um Herz-Kreislauf- Krankheiten in Europa zu reduzieren und die Gesundheit der Menschen zu verbessern."

An Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben derzeit 55 Prozent der Frauen und 43 Prozent der Männer. Prof. Fox: "Herz-Kreislauf- Erkrankungen töten in der EU jedes Jahr mehr als 1,9 Millionen Menschen und verursachen geschätzte Kosten von 169 Milliarden Euro - obwohl gut vorgebeugt werden kann." Dazu komme, dass die wirtschaftliche Entwicklung in Ländern mit hohen Erkrankungsraten beeinträchtigt ist. Produktionseinbußen durch Mortalität und Morbidität von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen in der EU Kosten von mehr als 35 Milliarden Euro - rund ein Fünftel der Gesamtkosten für diese Erkrankungen.

Politik unterstützt gesundheitsförderndes Verhalten
Nicht nur EU-weit, auch in Österreich sind Herz-Kreislauf- Erkrankungen die Todesursache Nummer eins, betonte Sektionsleiter Hon. Prof. Dr. Robert Schlögel vom Bundesministerium für Gesundheit. Im Jahr 2005 sind in Österreich 32.636 Menschen daran gestorben. Zum Vergleich: An Krebs verstarben in diesem Zeitraum 19.124 Personen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Österreich - neben Krebs - hauptverantwortlich für das "Sterben vor der Zeit", also für potenziell verlorene Lebensjahre: Österreichweit waren das pro 100.000 BewohnerInnen bei den Männern 1243 Jahre und bei den Frauen 512 Jahre. Bei der Sterblichkeit infolge von Herz- Kreislauf-Erkrankungen haben Frauen die Männer überholt: Im Vorjahr fielen hierzulande 19.319 Frauen und 13.170 Männer diesen Krankheiten zum Opfer. Allerdings könne Herz-Kreislauf- Erkrankungen wirksam vorgebeugt werden. Schlögel: "Die WHO geht davon aus, dass bereits eine geringe bevölkerungsweite Reduktion von Bluthochdruck, Übergewicht, Cholesterinspiegel und Tabakkonsum das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um mehr als die Hälfte reduzieren würde. Aus gesundheitspolitischer Sicht geht es also unter anderem darum, möglichst viele Menschen entsprechend zu motivieren."

Österreichs Kardiologie auf dem KardiologInnenkongress stark vertreten
Der ESC-Kongress wird auch dieses Jahr die besten und neuesten medizinisch- wissenschaftlichen Entwicklungen vorstellen, insgesamt werden dieses Jahr in 28 Sälen 351 Großveranstaltungen abgehalten. Es wurden rund 10.000 Original-Forschungsarbeiten eingereicht, 37 Prozent davon wurden akzeptiert und von insgesamt rund 1000 ExpertInnen beurteilt. "Österreichs KardiologInnen werden auch dieses Jahr auf dem ESC-Kongress personell und inhaltlich stark vertreten sein", unterstrich Prim. Univ.-Prof. Dr. Kurt Huber, Präsident der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (Vorstand der 3. Medizinischen Abteilung mit Kardiologie, Wilhelminenspital Wien).

"Auf dem Kongress werden rund 300 Herz-SpezialistInnen aus Österreich anwesend sein, es werden 52 wissenschaftliche Arbeiten aus Österreich präsentiert." Huber weiter: "Das zentrale Thema des ESC 2007 ist mit gutem Grund die Herzinsuffizienz, insgesamt werden sich 53 Sessions damit beschäftigen. Herzinsuffizienz ist in den wohlhabenden Ländern der Erde die neue medizinische Herausforderung unserer Zeit. Sie ist heute die einzige schwere Herzerkrankung, deren Häufigkeit weiter steigt." In der EU leiden bis zu 10 Millionen Menschen daran, in Österreich sind bis zu 160.000 PatientInnen davon betroffen. "50 Prozent der PatientInnen mit der Diagnose Herzinsuffizienz sterben innerhalb von vier Jahren, über 50 Prozent der PatientInnen mit schwerer Herzinsuffizienz sterben innerhalb eines Jahres. Die Sterberate der Herzinsuffizienz-PatientInnen innerhalb von fünf Jahren ist höher als die der meisten Krebsarten, nur der Lungenkrebs hat eine noch kürzere Lebenserwartung. Umso wichtiger ist qualifizierte aktuelle medizinische Information, um eine optimale Therapie der Herzinsuffizienz sicher zu stellen", schloss Huber.
 
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