Marek: Lehre braucht mehr Öffentlichkeit  

erstellt am
28. 08. 07

1. österreichweiter Tag der Lehre am 19. Oktober
Wien (bmwa) - „Durch die jüngste Berichterstattung hat das Thema Jugendbeschäftigung und Lehrlingspolitik Tagesaktualität, diese Bereiche haben aber generelle Wichtigkeit und sind zentrale Pfeiler in der österreichischen Arbeitsmarktpolitik", erklärte Staatssekretärin Christine Marek am 27.08. im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Wirtschaftkammerpräsidenten Dr. Christoph Leitl und dem Regierungsbeauftragten für Lehre, Egon Blum.

Im Regierungsprogramm sind u.a. mit der Berufsmatura, der Erhöhung der Durchlässigkeit bei der Berufsschule, dem Vorantreiben des Modularkonzepts, der Förderung von überbetrieblichen Ausbildungsverbünden, der Durchforstung der Lehrpläne von Berufsschulen viele Punkte vorgesehen, die die Qualität der Lehrausbildung verbessern, so Marek. Nicht zuletzt wird derzeit auch an einer Weiterentwicklung der Lehrlingsförderung gearbeitet, hier sind die Sozialpartner am Zug. Marek appellierte vor allem an die Arbeitnehmer-Seite der Sozialpartner, sich mit medialer Kritik an gemeinsam beschlossenen Maßnahmen zurückzuhalten. Der Blum-Bonus ist eine AMS-Förderung, die die Sozialpartner mitbeschlossen haben.

Marek regte an, zu prüfen, ob die Förderung zielgerichteter in Richtung Qualität und Bedarf weiterentwickelt werden kann. Zum Beispiel im Sinne einer Grundförderung für alle sowie mehr Förderung für Zukunftsberufe, die langfristig sehr gute Berufsaussichten böten sowie dort, wo besonderer Ausbildungsbedarf besteht wie etwa bei Jugendlichen mit Lernschwächen oder auch in geschlechtsuntypischen Bereichen (Stichwort: Mädchen in Technikberufen u.ä.). Marek lehnt jedoch dezitiert den Ausschluss ganzer Branchen von der Förderung (wie in letzter Zeit von mehreren Seiten zum Beispiel für Friseure gefordert) ab, weil es unzulässig sei, Lehrberufe in gute und schlechte einzuteilen.

Für die Staatssekretärin besteht auch am Bildungssektor Handlungsbedarf. "Wenn man leistungsstarke Lehrlinge haben möchte, ist neben der adäquaten Berufsinformation auch wichtig, dass die potentiellen Lehrlinge von morgen über gewisse Schlüsselqualifikationen – wie natürlich ausreichende Sprach-, Rechen- und Lesefähigkeiten – verfügen. Sie brauchen auch ein ausreichendes Maß an sozialen Kompetenzen.", so Marek.

Imagesteigerung für Facharbeiterausbildung
"Der Stellenwert der Facharbeit ist in der Gesellschaft oft zweitrangig, für viele Eltern ist es ein Imageproblem, wenn ihr Kind "NUR" eine Lehre absolviert. Auch in der öffentlichen Debatte ist die Meisterprüfung oft weniger wert als die Matura.", beklagt Marek. Dazu kommt die demographische Entwicklung: Es gibt immer weniger 15-Jährige; hinzu kommt die Konkurrenz der Höheren Schulen (HAK, HTL, AHS) und der Facharbeitermangel, der wachstumshemmend wirkt. "Die Diskussion über den Facharbeitermangel zeigt, dass Handlungsbedarf besteht!", betont Marek.

Dominierendes Problem sei dank Blum-Bonus nicht mehr, Betriebe zu finden, die ausbilden, sondern wie man junge Menschen dazu bringen kann, eine nachgefragte Lehre zu machen. "Nur um ein Beispiel zu nennen: 50 Prozent der Mädchen, die eine Lehre machen, entscheiden sich für genau drei Lehrberufe, obwohl es 300 Lehrberufe gibt."

"Das Image der Lehre muss gehoben werden, denn der Lehrling von heute ist die nachgefragte Fachkraft von morgen!", so die Staatssekretärin. Informationen zur Lehre müssen bei Eltern und Schülern breiter werden. Insbesondere besteht auf dem Sektor der Berufsinformation Handlungsbedarf in der 7. und 8. Schulstufe – es muss ausreichend Zeit dafür aufgewendet werden, die Schülerinnen und Schüler qualitativ hochwertig zu informieren.

Tag der Lehre am 19. Oktober 2007
Lehrlingsawards und Lehrlingswettbewerbe finden leider großteils unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. "Mein Ziel ist deshalb: ein jährlicher österreichweiter Lehrlingstag! Dieser findet heuer am 19. Oktober erstmals statt." Österreichweit bedeutet, dass die regionalen Verantwortlichen eingebunden sind bzw. aufgefordert sind, mitzutun. Ziel ist es, dass sich in Zukunft jeder Betrieb, jeder Politiker, jede Schule überlegt, welche Initiativen sie rund um den Lehrlingstag starten möchten. Auf Initiative von Bundesminister Dr. Martin Bartenstein wird heuer auch eine Lehrlingsenquete mit Verantwortlichen und Betroffenen veranstaltet. Darüber hinaus werden Staatswappen für staatlich ausgezeichnete Ausbildungsbetriebe verliehen.
 
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