ZIT-Call beweist: Barrierefreiheit ist ein lösbarer Auftrag  

erstellt am
28. 08. 07

1,2 Millionen Euro für Vorhaben, die die Zugänglichkeit erleichtern
Wien (rk) - Dass Barrierefreiheit, also die Zugänglichkeit und Benutzbarkeit von Infrastruktur, Produkten, Dienstleistungen oder Informationen für alle Menschen, eine herausfordernde, aber lösbare Aufgabe ist, beweisen nicht nur die Siegerprojekte des Förderwettbewerbes Call Vienna enabled 2007 des ZIT Zentrum für Innovation und Technologie, der Technologieagentur der Stadt Wien. Zahlreiche spannende und innovative Vorhaben wurden eingereicht, wovon elf Projekte mit rund 1,2 Mio. Euro gefördert werden konnten. Die geförderten Projekte decken die Schwerpunktfelder Medizintechnik, Infrastruktur, Mobilität wie auch Kommunikation ab und reichen von einem Museumsguide für gehörlose und schwerhörige Personen bis zu einem automatischen Umblättergerät. Das durch die Förderungen ausgelöste Investitionsvolumen beträgt rund 4 Mio. Euro. Vizebürgermeisterin Brauner betont die gesellschaftspolitische Bedeutung des Calls: "Auch bei technologiepolitischen Maßnahmen ist die Frage entscheidend: Wie können Menschen unmittelbar und konkret profitieren? Mit dem Thema Barrierefreiheit wurde diese Bedeutung von Forschung und Technologie für individuelle Lebenssituationen besonders deutlich", so Brauner.

Gesucht wurde alles, was Menschen mit körperlicher Einschränkung das Leben erleichtert
Das ZIT Zentrum für Innovation und Technologie, ein Unternehmen des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds (WWFF), war mit dem Call Vienna enabled die erste Förderinstitution, die Innovationen für Menschen mit Behinderungen systematisch unterstützt. Dass es dafür Bedarf gibt belegen die Zahlen: In Österreich sind circa 5 Prozent der Gesamtbevölkerung bewegungseingeschränkt (alte Menschen und vorübergehend Eingeschränkte nicht mit eingerechnet), etwa 43 Prozent seh- und ca. 6 Prozent hörbeeinträchtigt. "Neben der unmittelbaren Unterstützung für Unternehmen versucht das ZIT im Rahmen der Forschungsförderung auch in der thematischen Auswahl der Fördermaßnahmen Akzente zu setzen", erläutert ZIT-Geschäftsführer Dr. Claus Hofer. "Die erfolgreiche Durchführung des Calls Vienna enabled 2007 hat gezeigt, dass dieser Weg sowohl hinsichtlich der Abdeckung konkreter Bedürfnisse als auch hinsichtlich der Stimulierung von Forschungstätigkeiten der Richtige ist", so Hofer weiter. Für Menschen mit Einschränkungen ist Barrierefreiheit eine Vorbedingung für die Teilhabe an allen gesellschaftlichen Lebensbereichen. Gesucht wurden daher von Wiener Unternehmen durchgeführte Forschungs- und Entwicklungsprojekte die zu Produktentwicklungen führen und maßgeblich zur Überwindung bzw. zum Abbau von Barrieren beitragen. Alle Technologiebereiche waren mit dieser Ausschreibung angesprochen. Die Förderungsquote liegt zwischen 25 und 45 Prozent, die maximale Förderungshöhe betrug pro Projekt 500.000 Euro.

Elf geförderte Projekte: Vom Museumsguide zum automatischen Umblättergerät
Die Inhalte der geförderten Projekte sind entsprechend den Wiener Stärkefeldern dominiert vom Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Hinsichtlich der Innovationskraft beweisen Wiener Unternehmen erneut, dass die kleinen Unternehmen sich durchaus mit den großen Konzernen messen können. Neun der elf Vorhaben werden von Unternehmen mit weniger als 50 bzw. weniger als zehn Mitarbeitern umgesetzt. Die Projekte reichen von einem neuartigen Kinderhandsystem, welches Kindern und Jugendlichen mit Amputationen im Bereich der oberen Extremität ein Stück Unabhängigkeit und Lebensqualität zurück geben soll bis zu einem elektronischen Lernprogramm für Gehörlose, welches Gehörlosen die Möglichkeit geben soll. Selbst Lerninhalte zu generieren und anderen zur Verfügung zu stellen. Ein gefördertes Projekt beschäftigt sich mit dem Thema Mobilität und im Speziellen mit der Entwicklung eines akustischen Informationssystems, dass Blinden, sehbehinderten und in ihrer Mobilität eingeschränkten Fahrgästen die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel erleichtert. Auch die optimierte Nutzung des Internets hatten einige Projekte zum Thema. So beschäftigt sich ein Projekt mit der Zugänglichkeit von Web 2.0 Plattformen und ein weiteres mit der Nutzung von Webshops für ältere Generationen und Menschen mit Behinderungen.

Die Siegerprojekte
1. Platz: equalizent Schulungs- und Beratungs GmbH
Gehörlose und Schwerhörige verfügen heute nur über eingeschränkten Zugang zu den Informationen in Museen (Audio Guides, MuseumsführerIn). Gehörlose haben überdies oftmals Schwierigkeiten beim Verständnis von Schriftsprache. Im Projekt Museumsguide für gehörlose und schwerhörige Personen wird daher ein neuer Museumsguide für Gehörlose entwickelt und in Wiener Museen prototypisch getestet. Für Schwerhörige wird eine am Guide ansteckbare Komponente konzipiert, welche die Sprache einer MuseumsführerIn oder des Audio Guides direkt in das Hörgerät überträgt.

2. Platz: Quidenus GmbH
Quidenus plant im Rahmen des Projektes QiCare die erstmalige Entwicklung eines mobilen, kostengünstigen Umblättersystems in universellem Design für unterschiedliche Lesematerialien (nicht standardisierte Vorlagen!), welches auch für Menschen mit Bewegungseinschränkungen ein praktisches Hilfsmittel darstellen wird. QiCare ermöglicht erstmals Menschen mit besonderen Bedürfnissen das barrierefreie, ortsunabhängige Benutzen von Lesematerialien und erschließt somit den Zugang zu gedruckter Information.

3. Platz: Webducation Software Planungs- und Entwicklungsgmbh
Mit dem Projekt ELGE: E-Learning für Gehörlose soll ein Verfahren zur Erstellung von Lernprogrammen für Gehörlose, das optimale technische u. didaktische Rahmenbedingungen bereitstellt, eruiert werden. Dies soll Gehörlosen die Möglichkeiten geben, selbst Lerninhalte zu generieren und anderen zur Verfügung zu stellen. Im Rahmen des Projektes wird die Demoversion eines Gehörlosen-E-Learnings entwickelt.

Die Förderwettbewerbe des ZIT
Mit der Gründung der ZIT Zentrum für Innovation und Technologie GmbH im Jahr 2000 wurde die Technologieförderung in Wien auf eine neue Basis gestellt. Gemäß dem Grundsatz "Alles aus einer Hand" verfolgt das ZIT seitdem die Zielsetzung, ein optimales Umfeld für innovative Wiener Technologieunternehmen zu schaffen. "Herzstück" der ZIT-Fördermaßnahmen sind Calls für betriebliche Forschung und Entwicklung, also Förderwettbewerbe, die jährlich drei- bis viermal ausgeschrieben werden. Jeder Call hat einen thematischen oder einen strukturellen Schwerpunkt. Die Beurteilung der eingereichten Projekte erfolgt durch eine internationale ExpertInnenjury. Seit 2001 hat das ZIT 19 Förderwettbewerbe, unter anderem zu den Themen Life Sciences, IKT, Verkehr, grenzüberschreitende Kooperationen und innovative Dienstleistungen durchgeführt. Dabei wurden insgesamt 192 F&E- Projekte von Wiener Unternehmen mit rund 30 Millionen Euro gefördert. Gesamtinvestitionen von rund 125 Millionen Euro wurden dadurch ausgelöst und rund 1.200 hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert.
 
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