Kdolsky: Neue Studie zum Thema Stillen und dem Ernährungsverhalten von Säuglingen  

erstellt am
13. 09. 07

Wien (bgf) - Rund zehn Jahre nach Veröffentlichung der Stillstudie des ÖBIG (Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen), die die bislang aktuellste statistische Information über das "Stillverhalten" in Österreich darstellte, wurde nun eine aktuelle, von der Österreichischen Stillkommission initiiert und vom Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend in Auftrag gegebene Studie zum Thema Stillen und Ernährungsverhalten von Säuglingen fertig gestellt. Ziel der Studie "Säuglingsernährung heute 2006" war es, einerseits Erkenntnisse über die Rahmenbedingungen für das Stillen in den Geburtenkliniken und andererseits genaue Informationen über das Ernährungsverhalten von Säuglingen im ersten Lebensjahr zu erhalten. "Die vorliegenden Ergebnisse liefern erstmals ausgezeichnete Daten zu Strukturund Beratungsqualitäten in den Geburtenabteilungen, vor allem aber zur Ernährung von Säuglingen in Österreich", so Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky am 13.09.

Die nun durchgeführte Studie wurde in zwei Phasen geteilt. In Phase I wurde an 74 (von insgesamt 100) Geburtsabteilungen Österreichs die Strukturund Beratungsqualität in Bezug auf die Säuglingsernährung in den ersten Tagen nach der Geburt bis zur Entlassung an den Geburtenabteilungen erfasst. In Phase II wurde von 700 Müttern über den Zeitraum des ersten Lebensjahres, mit drei, sechs und zwölf Monaten, das Ernährungsverhalten ihrer Säuglinge erfasst. Dabei ist man zu folgenden Ergebnissen gekommen:

Ergebnisse Geburtenabteilungen

  • 70 Prozent der Säuglinge werden als spontane Geburten entbunden, 23,5 Prozent per sectionem, 6 Prozent Vakuum oder Forceps, 1,5 Prozent ambulante Entbindungen.
  • In allen medizinischen Einrichtungen findet sich eine 24-Stunden OP-Bereitschaft (100 Prozent), eine Intensivstation für Erwachsene ist in 90 Prozent der Abteilungen vorhanden, 53 Prozent haben eine Kinderstation und 40 Prozent eine Neonatologie angeschlossen.
  • Rooming-in wird in 93 Prozent der Geburtenabteilungen standardmäßig umgesetzt.
  • Stillberatung durch geprüfte Stillberaterinnen IBCLC (International Board Certified Lactation Consultant) wird in 80 Prozent der Abteilungen angeboten.
  • In 80 Prozent der Abteilungen wird ein länger als 20 Minuten dauernder Hautkontakt nach der Geburt zwischen Mutter und Kind ermöglicht.
  • 90 Prozent der Abteilungen ermöglichen das Anlegen nach Bedarf und bestehen nicht auf festgelegte Stillzeiten.
  • Insgesamt sind die "Stillfreundlichen" Krankenhäuser speziell in den Bereichen Stillförderung, Stillfortbildung, Stillrichtlinien und Stillen bei der Entlassung besser eingerichtet als die "nicht-Stillfreundlichen" Abteilungen.


Ergebnisse Ernährung im Säuglingsalter

  • Insgesamt haben 93,2 Prozent der Mütter mit dem Stillen begonnen.
  • Nach drei Monaten stillten 60 Prozent der Mütter noch voll, 12 Prozent noch zum Teil;
  • Nach sechs Monaten stillten 10 Prozent noch voll, 55 Prozent zum Teil;
  • Nach einem Jahr stillten < 1 Prozent noch voll und 16 Prozent noch teilweise.
  • Signifikante Einflussfaktoren beim Stillen sind das Alter der Mutter, Rauchen, Parität, der Verlauf der Geburt (ob normal oder mit Komplikationen) und der Zeitpunkt der Stillentscheidung.
  • Als wichtigste Informationsquellen in Bezug auf das Stillen werden Hebammen, sowie Kinderschwestern genannt, gefolgt von Literatur und Büchern (unter anderem die Stillbroschüre des Bundesministeriums für Gesundheit, Familie und Jugend).
  • Den signifikant höchsten Einfluss hat die Kinderärztin/der Kinderarzt.
  • Als bester Zeitpunkt für eine Information zum Stillen, wird die Phase während der Schwangerschaft vom Großteil der Mütter angegeben.
  • Stillkrisen treten speziell zu Beginn der Stillperiode auf und werden von 50 Prozent der Mütter mit einem Milchmangel beschrieben. Vor allem in den ersten drei Monaten versucht eine Mutter durch häufigeres Anlegen die Situation zu bewältigen, später neigen Mütter dazu bei Stillkrisen zuzufüttern oder abzustillen.
  • Beikost wird von 20 Prozent der Mütter ab dem fünften Monat, von 38 Prozent ab dem sechsten Monat erstmalig gefüttert.
  • Nicht-glutenfreie Nahrung wird erst ab dem sechsten Monat gegeben.

"Die erhobenen Stillraten liegen teilweise im internationalen Vergleich und zeigen, dass die Bemühungen um eine Erhöhung der Stillrate im ersten Lebensjahr bereits Erfolge zeigen. Dennoch liegen die Stillraten verglichen mit den skandinavischen Ländern noch unter den Bereichen, die bei optimaler Information und Betreuung erreicht werden könnten", so die Gesundheitsministerin abschließend.

Die vollständige Studie "Säuglingsernährung heute 2006" sowie die Broschüre "Stillen ein guter Beginn" stehen auf der Homepage des Gesundheitsministeriums unter http://www.bmgfj.gv.at kostenlos zum Download zur Verfügung.

 
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