Plassnik: "Muslimische Erfolgsgeschichten in Österreich sichtbarer machen"  

erstellt am
24. 09. 07

Außenministerin Plassnik beim inter-religiösen Iftar-Abendessen der Zaman-Verlagsgruppe
Wien (bmeia) - "Ich komme zu Ihnen heute als Vertreterin einer Mehrheit und als Vertreterin einer Minderheit. Einer Mehrheit, nämlich als Frau - denn sie stellen zumindest demographisch knapp die Mehrheit in diesem Land und weltweit - und einer religiösen Minderheit, nämlich als Protestantin", mit diesen Worten eröffnete Außenministerin Ursula Plassnik ihre Dankesrede anlässlich der Einladung zur Teilnahme am traditionellen Fastenbrechen im Rahmen des islamischen Fastenmonats Ramadan. "Die muslimische Gemeinschaft in Österreich streckt ihre Hand aus und ich nehme diese Hand wie immer gerne auf. Ich sehe diese Einladung als besondere Geste des Teilens und Teilnehmenlassens. Das ist ja auch der lebendige Kern der Gastfreundschaft, die Ihnen und uns so wichtig ist."

Die Ministerin verwies auf den Beschluss der Bundesregierung über die Einrichtung einer Integrationsplattform. "Wir sind entschlossen, hier eng und engagiert miteinander weiterzuarbeiten", so Plassnik, die aber auch den anspruchvollen Charakter dieser Arbeit unterstrich: "Integration ist ein Prozess, der von zwei Seiten geführt werden muss. Er erfordert viel Behutsamkeit und Aufmerksamkeit füreinander. Er erfordert Sorgfalt in der Wahl der Worte, in der Wahl der Gedanken. Das heißt auch, dass Bezeichnungen wie "artfremd" missglückt sind."

"Es ist eng geworden im Weltdorf. Und es ist kälter geworden im Zeitalter der Globalisierung. Die Menschen rücken einander immer näher. Aber diese neue Nähe wärmt nicht unbedingt. Der Dialog ist und bleibt das unverzichtbare Fundament für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für wirkliches Einander-Näherkommen. Nur das offene Gespräch kann klären, was uns miteinander verbindet, was wir einander anbieten. Aber es muss auch klären, was uns aneinander irritiert. Diese Offenheit im Gespräch ist gelebte österreichische Tradition", so Plassnik weiter.

"Wir stehen dabei auf einer starken Mitte in der Gesellschaft. Um Martin Buber zu zitieren: "Das 'Wir' entsteht nur, wo 'Du' gesprochen werden kann und eine Mitte vorhanden ist." Wir müssen uns Zeit nehmen, einander zuzuhören und konkrete Erfahrungen zu teilen. Es gibt diese "Mitte": gleich aus welcher Kultur wir stammen oder welcher Religion wir angehören, wir haben gemeinsame Grundbedürfnisse und ein Interesse daran, dass wir in Frieden, Sicherheit und Wohlstand leben können. Das ist gleichzeitig die beste Langzeit-Strategie gegen Extremisten", unterstrich Plassnik.

Die Ministerin betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Arbeit auf Gemeindeebene. "Die meisten Alltagsprobleme im Miteinander der Religionen und Kulturen sind auf dieser Ebene am besten und am sachgerechtesten zu lösen. Und sie sind lösbar, wie viele Positivbeispiele überall in Österreich zeigen."

Plassnik verwies abschließend auf die drei Schwerpunkte, die sie sich für ihre Dialogarbeit als Außen- und Europaministerin gesetzte habe: Frauen, Jugend und Medien. "Gerade bei Frauen und Jugendlichen besteht viel ungenütztes Potential für erfolgreiche Integration. Das sollten wir ganz bewusst ansprechen und wahrnehmen. Hier werden oft Chancen zu wenig wahrgenommen. Dabei trifft auch die Medien eine große Verantwortung. Sie tragen wesentlich zur Tonalität der Debatte und zur Prägung von Rollenbildern und Vorstellungen bei."

"Das heutige Essen und die Erfolge der ZAMAN-Verlagsgruppe zeigen, wie wichtig es für die muslimische Gesellschaft ist, sich aktiv einzubringen. Viele, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten dazugekommen sind, haben für unser Österreich ganz bemerkenswerte Beiträge gemacht. Das muss stärker sichtbar gemacht werden. Auch hier liegt es an den Medien, die vielen größeren und kleineren muslimischen Erfolgsgeschichten in Österreich darzustellen."
 
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