Positive Bilanz im Mozartjahr  

erstellt am
08. 10. 07

Kulturbericht 2006 dem Nationalrat zugeleitet
Wien (pk) - Für das Jahr 2006 sei in Bezug auf die Tätigkeit der Kulturinstitutionen wie des Ministeriums eine "grundsätzlich positive Bilanz" zu ziehen, so der Befund von Bundesministerin Claudia Schmied im Vorwort des "Kulturberichts 2006", der dieser Tage dem Hohen Haus zugeleitet wurde.

Besonders die Besucherstatistiken von Bundesmuseen wie Österreichischer Nationalbibliothek und der hohe Anteil zahlender BesucherInnen bestätigten dieses Resümee. Der Modernisierung der Sammlungsbestände des Bundes wurde auch 2006 verstärkt Augenmerk geschenkt, wobei die Generalsanierung des Völkerkundemuseums mit 2008 abgeschlossen sein soll und Vorbereitungen zur Neugestaltung des Unteren Belvederes bereits eingeleitet wurden.

Mit dem "Tag des Denkmals" konnten 2006 zudem mehr als doppelt so viele Kulturerstätten zum kostenlosen Besuch angeboten werden als noch im Jahr zuvor. Eine laufende Optimierung der Angebote und Strukturen der Kulturinstitutionen solle unter der Leitung des nunmehrigen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur auch künftig sichergestellt werden, so Schmied.

2006 beliefen sich die Ausgaben des Bundes für Kulturangelegenheiten auf 153,7 Millionen Euro. Dies bedeutet einen Rückgang um 1,9 Millionen im Vergleich zum Vorjahr. 125,9 Millionen der Aufwendungen entfielen auf museale Aufgaben, 24,6 Millionen gingen an den Denkmalschutz, mit 2,1 Millionen wurden Büchereiwesen und Volkskultur bedacht, auf die Hofmusikkapelle entfielen 1,1 Millionen.

Die österreichischen Bundesmuseen wurden im Berichtsjahr insgesamt von 3,45 Millionen Personen besucht. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen abermaligen Rückgang um 0,21 %. Dennoch konnte in beinahe allen Häusern eine Steigerung der Eintritte erzielt werden, wobei das Pathologisch-anatomische Bundesmuseum (+28,89 %), die Österreichische Nationalbibliothek (+22,22 %) und das MUMOK (+10,57 %) die stärksten Zuwächse verzeichneten. Leichte Verluste setzten sich beim TMW, etwas stärkere beim Ethnographischen Museum fort.


MuseumsQuartier
Insgesamt organisierten die quartier21-Kulturinitiativen im Berichtsjahr 899 Veranstaltungen, die grundsätzlich bei freiem Eintritt zu besuchen waren. Mit 3,2 Millionen BesucherInnen jährlich zeigt das MQ erneut eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr.

Die Bundesmuseen

Im KHM erweckten neben der Ausstellung "Europa ohne Grenzen" zur österreichischen Ratspräsidentschaft vor allem die beiden Schauen "Ein Zauberflöten-Automat" und "Datenwerk: Mensch" das Interesse der BesucherInnen. Die Ausstellungen "Giambologna. Triumph des Körpers" und "Bellini, Giorgione, Tizian und die Renaissance der venezianischen Malerei" stellten die kunstgeschichtlichen Höhepunkte im Berichtsjahr dar. Aufgrund der publikumswirksamen Sonderausstellungen konnte das KHM 2006 insgesamt 1,26 Millionen BesucherInnen verbuchen.

Im Säugersaal des NHM entstand 2006 das bisher größte Lebensraumdiorama in Würdigung des polnischen Nationalparks Bialowieza. Stolz ist man besonders auf die weltweit erste Rekonstruktion des mittelgroßen Deinonychos antirrhopus im Sauriersaal. Das NHM verzeichnete einen BesucherInnen-Anstieg um 9 % (368.801 BesucherInnen) und erreichte – nicht zuletzt aufgrund des Schwerpunktes "Naturforscher um Mozart" – eine starke mediale Präsenz.

Die Österreichische Galerie Belvedere widmete 2006 einen umfangreichen Führungszyklus der Neuaufstellung der Sammlung Biedermeier. "Kunst für das 20er Haus" wurde ebenso präsentiert wie Ausstellungen aus dem Bereich Malerei (u. a. Klimt, Schiele und Waldmüller). Die Zahl der BesucherInnen konnte abermals gesteigert werden (+3,06 %) und steht nun bei 432.575 Personen.

Die Albertina kann mit besonderer Freude auf das Jahr 2006 zurückblicken: In einer der erfolgreichsten Ausstellungen ihrer Geschichte wurde das Spätwerk Picassos präsentiert. Andererseits war das Ausstellungsprogramm des Hauses stark von der offiziellen Exhibition der Stadt Wien zum Mozartjahr "MOZART. Experiment Aufklärung" geprägt, die ihrerseits 273.546 BesucherInnen anzog. Mit insgesamt 725.759 verzeichneten Besuchen erreichte die Albertina 2006 einen Zuwachs von 29,19 %.

Eine ebenfalls positive Bilanz darf für das MAK und das MUMOK gezogen werden. In zweitem Falle gelang es nicht nur den Anteil der zahlenden BesucherInnen auf 10 % zu heben, sondern auch den Ticketerlös um 35 % zu steigern. Das TMW verbuchte hingegen einen BesucherInnenrückgang um 1,3 %, der vor allem mit dem Wegfall des 2005 sehr erfolgreichen Telekomtages begründet wird.

Österreichische Nationalbibliothek

Digitalisierung und Langzeitarchivierung werden derzeit als zentrale Zielsetzungen der ÖNB definiert. Bis 2011 strebt man die Implementierung einer elektronischen Gesamtsuche für alle ihre Bestände an. 2006 hielt die ÖNB 7,72 Millionen Objekte, wobei 3,45 Millionen auf Bücher und Periodika, 2,68 Millionen auf Bilddokumente und 441.417 auf Manuskripte entfielen. Im Berichtsjahr konnten zudem weitere 91.706 Objekte akquiriert werden.
Die ÖNB organisierte 2006 acht Ausstellungen, darunter auch eine Schau der ältesten Papyri zur Bibel aus Ägypten. In der "Langen Nacht der Museen" konnten die musealen Bereiche 11.500 BesucherInnen verzeichnen. Mit einer Gesamtbesucherzahl von 191.000 Personen (+22,22 %) erzielte die ÖNB 2006 in ihren musealen Einrichtungen somit einen neuen Rekord, das im Palais Mollard neu eingerichtete Globen- und Esperantomuseum konnte seine BesucherInnenzahl gegenüber den Durchschnittswerten der Vorjahre nahezu verdoppeln. Auch die Zugriffszahlen auf die Homepage der ÖNB sind weiterhin stark steigend, was an insgesamt 7,1 Millionen Datenbankabfragen ersichtlich wird.

Wiener Hofmusikkapelle

2006 besuchten insgesamt 26.650 Personen die Vorträge der Hofmusikkapelle. Dies entspricht einer finanziellen Auslastung von 90 %. Die Kapelle selbst zählte 2.700 BesucherInnen. Als Höhepunkte im Berichtsjahr können die Aufführung der Missa in C von Florian Leopold Gassmann und die Mitwirkung an der "Langen Nacht der Kirchen" bezeichnet werden.

Volkskultur
Zu einem der Schwerpunkte zählte 2006 die finanzielle Unterstützung für die Errichtung und den Betrieb der Nationalagentur für das immaterielle Kulturerbe in Österreich. Projektförderungen wurden u. a. an das "music@mp" des Österreichischen Arbeitersängerbundes in Drobollach am Faaker See, das internationale Amateurtheaterfestival FOCUS in Altenberg bei Linz und die Internationalen Puppentheatertage in Mistelbach ausgeschüttet.

Büchereiwesen

Das Büchereiwesen wurde vor allem über das Mittragen der Kampagne "Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek", die 480.000 BesucherInnen anzog, unterstützt. Das Fortbildungsangebot für hauptamtliche BibliothekarInnen konnte mittels Einführung weiterer Lehrgänge Ausbau erfahren.

Denkmalschutz

Die Gesamtsumme der zum Denkmalschutz vergebenen Förderungen belief sich 2006 auf 17,3 Millionen Euro. Die Zahl der geförderten Vorhaben fiel von 1.164 auf 998 und ist somit leicht rückläufig. Das Gros dieser Projekte entfiel auf die Bundesländer Niederösterreich (257), Steiermark (141) und Oberösterreich (133). Der Bericht legt zudem über die Arbeit der Landeskonservatoren Rechenschaft. Zu den 2006 sanierten Objekten zählen Schloss Esterházy in Eisenstadt, die frühbarocke Lodronsche Reitschule in Gmünd, das Stift Klosterneuburg, das Konzentrationslager Mauthausen und das Grazer Burgtor. Die Weiterbildungsprogramme in den Werkstätten der Kartause Mauerbach erfuhren ebenfalls Erweiterung.
 
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