Schönborn: Lehrerausbildung hat "zutiefst mit Evangelium zu tun"  

erstellt am
02. 10. 07

Eröffnung der neuen kirchlichen Pädagogischen Hochschule in Wien - Europaweit einmalige ökumenische Initiative
Wien (pew) - Mit einem ökumenischen Festakt wurde am 01.10. in Wien die neue kirchliche Pädagogische Hochschule eröffnet. Kardinal Christoph Schönborn betonte in seiner Festansprache die Bedeutung dieses europaweit einmaligen gemeinsamen Projekts der christlichen Kirchen. Er erinnerte daran, dass die Lehrerausbildung ein Auftrag sei, "der zutiefst mit dem Evangelium und dem christlichen Menschenbild zu tun hat". Es sei die gemeinsame Überzeugung der katholischen Bischöfe gewesen, dass dieses Projekt einer neuen kirchlichen Pädagogischen Hochschule nur "ökumenisch" sinnvoll sei.

Der Wiener Erzbischof betonte einmal mehr das hervorragende ökumenische Klima in Österreich; die Kirchen müssten gerade dann mit einer Stimme auftreten, wenn es um Grundfragen und Grundwerte geht.

Die Gründungsrektorin Ulrike Greiner hob in ihren Dankesworten hervor, dass die christlichen Kirchen mit der neuen Hochschule ihre kritische solidarische Partizipation am aktuellen Bildungsdialog realisieren. Die Art der Aus- und Weiterbildung von Lehrern sei entscheidend für die Lernprozesse der Kinder und damit für deren Zukunftsaussichten, so Greiner.

An den drei Standorten der neuen Hochschule in Wien-Strebersdorf, Wien-Gersthof und Krems (Niederösterreich) werden rund 900 Studenten ausgebildet, die mit einem "Bachelor of Education" (BEd) ihre Ausbildung zum Volks-, Haupt-, Sonderschul- oder Religionslehrer abschließen können. Durch die Fusionierung von acht pädagogischen Einrichtungen zur neuen Hochschule ist die Wiener Hochschule die größte Pädagogische Lehrerausbildungsstätte Österreichs. Neben dem Regelstudium bietet die Hochschule auch Weiterbildungsangebote für Lehrer aller Schultypen.

Fünf christliche Konfessionen sind an dem Projekt: Katholiken, Evangelische, Altkatholiken, Orthodoxe und Altorientalen. Daher wurde der Festakt am Montag mit einem ökumenischen Gottesdienst eröffnet, an dem Repräsentanten aller christlichen Kirchen in Österreich beteiligt waren, mit Kardinal Schönborn auch der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng, der Wiener griechisch-orthodoxe Metropolit Michael Staikos und der evangelisch-lutherische Bischof Herwig Sturm. Bischof Küng sprach in der Predigt von einer großen Chance und Herausforderung zugleich, die es für die Kirchen in Österreich mit der neuen Hochschule zu nützen gelte. Er stellte die ökumenische Lehrerausbildung in den Zusammenhang mit der dringlich notwendigen Neuevangelisierung Europas. Dies könne nur gelingen, wenn alle Christen gemeinsam - bei allem Respekt vor der jeweiligen Eigenständigkeit - Zeugnis für die Botschaft Jesu ablegen.

Dass die kirchliche Pädagogische Hochschule Wien weit über Österreich hinaus Vorbildcharakter hat, verdeutlichten auch zahlreiche Grußbotschaften. In den Grußbotschaften von Kardinal Zenon Grocholewski, Präfekt der vatikanischen Bildungskongregation, und Kardinal Walter Kasper, Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, wurde das Engagement der Kirchen in Österreich in der Lehrerausbildung ausdrücklich gewürdigt. Kardinal Kasper unterstrich die ökumenische Bedeutung der Wiener Initiative.

Weitere Grußbotschaften kamen u.a. von den EU-Kommissaren Benita Ferrero-Waldner und Jan Figel sowie von Bildungsminister Johannes Hahn, der auch persönlich anwesend war. Zu den weiteren Ehrengästen zählte auch der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Prof. Anas Schakfeh.

Die Leiterin des Schulamtes der Erzdiözese Wien, Hofrätin Christine Mann, dankte im Namen des Hochschulrates allen an der Verwirklichung des Projekts Beteiligten für ihr Engagement. Abgeschlossen wurde die Feier mit dem symbolischen Akt der Pflanzung eines Apfelbaums.

Die kirchliche Pädagogische Hochschule in Wien vereint unter einem institutionellen Dach acht bisher selbständige Institutionen: Die Pädagogische und die Religionspädagogische Akademie der Erzdiözese Wien sowie das Pädagogische und das Religionspädagogische Institut der Erzdiözese, weiters die Pädagogische Akademie und das Religionspädagogische Institut der Diözese St. Pölten sowie die Religionspädagogische Akademie und das Religionspädagogische Institut der Evangelischen Kirche in Österreich.
 
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