Studenten schützen E-Mails der Polizei mit hochsicherer Datenschleuse  

erstellt am
11. 10. 07

Potsdam (idw) - Studenten des Hasso-Plattner-Institutes haben ein neuartiges Sicherheitssystem zum Schutz polizeilicher Daten vor Internet-Spionage vorgestellt. In Zusammenarbeit mit dem Innenministerium von Brandenburg entwickelte das fünfköpfige Team eine Datenschleuse, die eine interaktive Kommunikation von Bürger und Sachbearbeiter über das Internet ermöglicht und zugleich das Netz der Polizei absichert. Das Ergebnis des Projektes wurde beim "Bachelorpodium" am 11. Oktober präsentiert, zu dem rund 200 Entscheider aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft nach Potsdam gekommen waren.

Die Polizei Brandenburg bietet mit der Webseite www.internetwache- brandenburg.de eine Möglichkeit, online mit Sachbearbeitern der Polizei in Verbindung zu treten - etwa um eine Strafanzeige zu stellen. Selbstverständlich muss dabei gewährleistet sein, dass das Rechnernetz der Polizei vor Angriffen aus dem Internet sicher ist. Um eine solche Sicherheit zu erreichen, müssten die Polizeicomputer eigentlich vom Internet getrennt sein. Doch wie soll ohne Internetverbindung ein Online-Nachrichtenaustausch stattfinden?

Die Lösung des scheinbaren Paradoxons heißt "Lock-Keeper", ein Hochsicherheits-Rechner, der Nachrichten zwischen physikalisch getrennten Netzten hin und her "schleust". Technisch löst der Lock- Keeper das mit einer Schaltung, mit der er sich abwechselnd mit dem Internet und mit dem Polizeinetz verbindet. Daten, die vom einen Netz ins andere wollen, werden vom Lock-Keeper auf bösartigen Code und Schadsoftware geprüft, bevor die physikalische Verbindung zur Weiterleitung überhaupt besteht.

Im Rahmen des HPI-Bachelorprojektes wurde der Lock-Keeper auf die Bedürfnisse der Polizei eingestellt. Dafür kam eine neue Kommunikationstechnologie, die auf dem Web-Services-Standard basiert, zum Einsatz. "Es war eine Herausforderung, solch ein gesichertes Kommunikationssystem zu gestalten", erklärte Vitaliy Kats, Sprecher der Bachelorprojektgruppe. Dabei musste bestehende Software so verändert werden, dass sich keine neuen Sicherheitslücken auftun können. Bisher wurde die Trennung des Polizeinetzes vom öffentlichen Internet auf der Softwareebene realisiert. Dabei konnten Sicherheitslücken in bestehenden Softwarekomponenten Hackerangriffe ermöglichen. Mit der neuen Technologie erfolgt die Trennung nun physikalisch. "Dadurch können wir mit der Lösung, die wir mitgestaltet haben, auf einmal eine ganz andere Sicherheitsgarantie geben.", betonte Kats.
Die Bachelorprojektgruppe wurde von Professor Christoph Meinel, Institutsdirektor des HPI und Leiter des Fachgebiets "Internet- Technologien und Systeme" betreut, zusammen mit Dipl.-Inf. Michael Menzel.


Bachelorpodium - Ausweis der praxisnahen Ausbildung am HPI
Das "Bachelorpodium" des Hasso-Plattner-Instituts gibt es schon seit dem Jahr 2005. Seitdem präsentieren die Bachelorstudenten des HPI ein- oder zweimal im Jahr öffentlich die Ergebnisse ihrer Praxis-Projekte, die sie in Teams von vier bis acht Studenten am Ende ihres Bachelorstudiums absolviert haben. Sie zeigen, wie sie zwei Semester lang - von ihren Professoren angeleitet - größere praktische Aufgaben der Informations-technologie eigenverantwortlich angepackt und welche innovativen Lösungen für Wirtschaft und Gesellschaft sie dabei entwickelt haben. Projektgeber sind renommierte Unternehmen und Institutionen aus ganz Deutschland. Eine Übersicht über die laufenden Projekte gibt die HPI-Internetseite http://www.hpi.uni- potsdam.de/lehre/studienprojekte/bachelorprojekte.html.


Kurzprofil Hasso-Plattner-Institut
Das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH (HPI) in Potsdam ist Deutschlands universitäres Exzellenz-Zentrum für IT Systems Engineering. Als einziges Universitäts-Institut in Deutschland bietet es den Bachelor- und Master-Studiengang "IT Systems Engineering" an - eine praxisnahe und ingenieurwissenschaftlich orientierte Alternative zum herkömmlichen Informatik-Studium, die von derzeit 420 Studenten genutzt wird. Insgesamt 50 Professoren und Dozenten sind am HPI tätig. Es betreibt exzellente universitäre Forschung - auch für erste Adressen der Wirtschaft. Vor allem geht es um Grundlagen und Anwendungen für große, hoch komplexe und vernetzte IT-Systeme.
 
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