Gespritzt mit Know-how  

erstellt am
10. 10. 07

WissenschafterInnen der Uni Graz entwickeln ein Modell für Pflanzenschutz- Dienstleistungen im Weinbau
Graz (universität) - Pflanzenschutz ist im Weinbau eine heikle Angelegenheit: So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich, lautet die Devise. Wie die heimischen WinzerInnen diese sensible Aufgabe bewältigen können, zeigt das Projekt „Ser-Vino“ am Institut für Innovations- und Umweltmanagement. Die Grundidee: Pflanzenschutz wird als Dienstleistung an externe Partner-Unternehmen ausgelagert.

Ein Team rund um Ao.Univ.-Prof. Dr. Stefan Vorbach hat sich Gedanken gemacht, wie solch eine Dienstleistung aussehen könnte. In Zusammenarbeit mit dem IFZ, dem Interuniversitären Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur, entstand ein Modell, das eine Win-win-Situation für DienstleisterInnen und WinzerInnen erreichen will. Kernkompetenz dabei ist die Ausbringung des Pflanzenschutzmittels, wobei im Vorfeld Beobachtungs-, Analyse- und Beratungsleistungen geboten werden könnten. Am Ende des Prozesses stehen die Kontrolle und Dokumentation der gesetzten Maßnahmen.

Was auf den knapp 4.000 Hektar großen Weinbauflächen der Steiermark gelesen wird, ist auch das Resultat von gezielt eingesetztem Pflanzenschutz. Bis zu zehn Spritzungen pro Jahr sind nötig, um die Reben vor Schädlingen zu bewahren und jene Qualität zu gewährleisten, für die das steirische Weinland berühmt ist. Für die Weinbau-Unternehmen ist das nicht nur überlebensnotwendig, sondern nimmt auch einiges an Arbeitszeit in Anspruch. Denn moderner Pflanzenschutz ist ein hoch spezialisiertes Gebiet und erfordert Know-how, das weit über das bloße „Spritz’n“ hinausgeht.

Das neu entwickelte Modell hat zahlreiche wirtschaftliche und ökologische Vorteile. Zunächst ist dadurch ein effizienterer Einsatz der Pflanzenschutzmittel möglich. Kritische Punkte wie die chemische Zusammensetzung und die Ausbringung werden dabei durch das Know-how eines Dienstleistungs-Unternehmens zufrieden stellend gelöst. „Gerade die Ausbringung entscheidet über Erfolg oder Misserfolg des Einsatzes. Gewisse schädliche Organismen entwickeln sich etwa nur bei bestimmten Temperaturen und einem bestimmten Feuchtigkeitsgrad“, weiß Stefan Vorbach. Die Umwelt profitiert ebenfalls davon, da die Menge der eingesetzten Mittel genau dosiert und auf den jeweiligen Einsatz abgestimmt wird.

Bis zu einer halben Million Euro ist für ein modernes Spritzgerät zu berappen. „Wer sich so eine Maschine anschafft, der überlegt, wie er sie Gewinn bringend nutzen kann“, erklärt Vorbach. Aus dieser Überlegung heraus ist auch die Idee der Pflanzenschutz-Dienstleistung überhaupt entstanden. Selbst wenn sich mehrere Betriebe zusammenschließen und eine Maschine kaufen, muss deren Auslastung sichergestellt sein. Und hier entsteht ein weiterer interessanter Aspekt: Denn WinzerInnen sind nicht nur potenzielle KundInnen für diese Dienstleistung, sondern können auch potenzielle AnbieterInnen sein und so neue Arbeitsplätze schaffen.

„DienstleisterInnen im Weinbau sind noch absolute Pioniere. Im Ackerbau ist diese Idee bereits viel weiter verbreitet“, weiß Vorbach. So gibt es in der Steiermark noch keine professionelle Pflanzenschutz-Dienstleistung mit Großgeräten im Weinbau. Ein Grund dafür liegt sicherlich in der anspruchsvollen Topographie mit ihren schwierig zu bewirtschaftenden Hanglagen. Im Burgenland hingegen haben zurzeit zwei Weinbauern die Idee bereits verwirklicht. Das Team der Uni Graz möchte nun das Gerät in die Steiermark bringen und in Gamlitz testen.
 
zurück