Kardinal Schönborn weihte im Stephansdom zwölf ständige Diakone  

erstellt am
09. 10. 07

Wien (stephanscom.at) - Kardinal Christoph Schönborn hat am Nachmittag des 07.10. im Wiener Stephansdom zwölf neue ständige Diakone geweiht. Die ständigen Diakone sollten "Brücke zwischen Kirche und Welt" sein, sagte der Wiener Erzbischof. In seiner Predigt wünschte er den neuen Diakonen den "Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit", aber auch den Mut, zum herrschenden Zeitgeist "quer zu denken". Zugleich erinnerte Kardinal Schönborn daran, dass sich am Sonntag jener Jugendgottesdienst zum Rosenkranz-Fest gejährt hat, bei dem Kardinal Theodor Innitzer am 7. August 1938 von der Pilgram-Kanzel des Doms aus unmissverständlich proklamierte: "Christus ist unser Führer". Der Gottesdienst mit Kardinal Innitzer war die größte Manifestation des geistigen Widerstands gegen den Nationalsozialismus im ganzen so genannten Großdeutschen Reich.

Unter den neu geweihten Diakonen stammen drei aus Bosnien: Miljenko Lisjak, Rudolf Mijoc und Anto Petrovic. Alle drei leben seit Jahren in Österreich, haben Theologie studiert und waren bereits bisher in der Erzdiözese Wien als Pastoralassistenten tätig. Der Psalm zwischen erster und zweiter Lesung erklang daher im Stephansdom auf kroatisch.

Zehn der neuen Diakone sind verheiratet, einer ist verwitwet, einer hat sich zum Zölibat entschlossen. Bei der Weihe richtete der Kardinal auch an die Ehefrauen der Diakone die Frage, ob sie bereit seien, die Berufung ihrer Männer zum diakonalen Dienst zu unterstützen.

In seiner Predigt wies Kardinal Schönborn auf die "Hindernisse des Glaubens" hin, die auch die Diakone betreffen. Glaube bedeute zunächst, "nicht auf sich selbst zu schauen, sondern auf Gott zu vertrauen". Der Wiener Erzbischof, der unmittelbar von der Vollversammlung des "Rates der Europäischen Bischofskonferenzen" (CCEE) in Fatima zur Weihe kam, berichtete, dass viele Bischöfe die Lage der Kirche in Europa als "ernst" ansehen. Es gebe "starke Gegenkräfte" gegen das Christentum und insbesondere gegen die katholische Kirche: "Menschlich gesehen sind wir in einer schwachen Position; aber es sieht anders aus, wenn wir auf Gott schauen". Man dürfe sich aber auch nicht durch Vertrauen auf eigene Leistungen "selbst im Weg stehen", sagte Kardinal Schönborn und erinnerte an das Wort des Konzils-Papstes Johannes XIII.: "Giovanni, nimm dich nicht so wichtig". Schließlich gebe es die "Not des Herzens" vor dem "Schweigen Gottes". Gerade für Priester und Diakone sei es "schmerzlich", zu spüren, wie im Leben vieler Menschen heute "Gott einfach nicht vorkommt".

In dieser Situation sei es notwendig, sich öffentlich zu Christus zu bekennen und für das Evangelium Zeugnis abzulegen, "auch dann, wenn die katholische Kirche an den Pranger gestellt wird", betonte der Wiener Erzbischof. Es gehe darum, sich an die "gesunde Lehre" zu halten, auch wenn vielen Zeitgenossen die Lehre der Kirche "absurd, unzeitgemäß oder altmodisch" erscheint.

Beim Konzil wieder eingeführt
Der ständige Diakonat wurde in der katholischen Kirche des lateinischen Ritus als eigene Weihestufe durch das Zweite Vatikanische Konzil wieder eingeführt. Am 26. Dezember 1970 wurden die ersten neun Kandidaten von Kardinal Franz König im Stephansdom zu ständigen Diakonen geweiht. Die ständigen Diakone sollen vor allem die Hinwendung Jesu zum Menschen "in seinen leiblichen, seelischen und geistigen Nöten" in die Praxis des kirchlichen Alltags übersetzen. Die meisten ständigen Diakone (mehr als 80 Prozent) sind ehrenamtlich tätig, die hauptamtlichen Diakone arbeiten in verschiedenen Seelsorgebereichen - von der Pfarrseelsorge bis zur Krankenhausseelsorge.

Mit der Ernennung von Diakon Johannes Fichtenbauer zum Ausbildungsleiter der Kandidaten am 1. Februar 1997 wurde dem Ständigen Diakonat in der Erzdiözese Wien große Eigenverantwortung übertragen. Am 1. Juli 1998 errichtete Kardinal Christoph Schönborn das Diakonen-Institut und den Diakonen-Rat in der Erzdiözese Wien. Seit 1. Oktober 2003 ist Diakon Franz Ferstl Leiter des Diakonen-Instituts.
 
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