Mit Hitze gegen Tumore   

erstellt am
18. 10. 07

Innsbruck (universität) - Beim "1st International Bipolar Radiofrequency-Ablation-Workshop" werden in den nächsten Tagen führende Innsbrucker und internationale Fachleute ihre verschiedensten Techniken und Ergebnisse der Radiofrequenzablation demonstrieren und über neue Anwendungsmöglichkeiten diskutieren. Die Radiofrequenzablation ist eine zielgerichtete und patientenschonende Therapie, bei der Tumoren mit Hilfe von Hitze zerstört werden. An der Abteilung für Mikroinvasive Therapie der Universitätsklinik für Radiologie der Medizinischen Universität Innsbruck wurde unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Reto Bale eine weltweit einzigartige 3D-navigierte Technik zur Platzierung von Radiofrequenzsonden entwickelt.

Die Radiofrequenztherapie (RFT) oder Radiofrequenzablation (RFA) ist eine Form der lokalen Tumortherapie. Dabei werden Tumorzellen durch Erhitzung an Ort und Stelle zerstört und anschließend vom Körper selbst abgetragen. Dazu werden eine oder mehrere Nadeln mit einem Durchmesser von zirka 2 mm über die Haut in den Tumor vorgeschoben. Ähnlich wie bei einem Mikrowellenherd werden durch hochfrequenten Wechselstrom im Radiofrequenzbereich zwischen der Nadel und einer Hautneutralelektrode (unipolare RFT) oder zwischen verschiedenen Nadeln im Tumor (bi- bzw. multipolare RFT) positiv und negativ geladene Teilchen (Ionen) im Tumorgewebe rund um die Nadeln in Schwingungen versetzt. Die dadurch entstehende Reibung erhitzt das entsprechende Gewebe auf zirka 100 Grad Celsius und zerstört es dadurch. Diese "Chirurgie ohne Messer" erfolgt üblicherweise in Narkose. Chirurgie ohne Messer Für die Therapie werden die Nadeln gezielt mittels verschiedenster bildgebender Verfahren im Tumor platziert, wobei während dieses Eingriffs deren exakte Lage genau kontrolliert wird. Danach wird Energie in Form von hochfrequentem Wechselstrom eingeführt, was im Tumor zu einer sehr großen Hitzentwicklung führt, die wiederum das umliegende Gewebe zerstört. Abschließend wird der Erfolg der RFA kontrolliert, in dem die Durchblutung im ehemaligen Tumor mittels Ultraschall oder CT, jeweils kontrastmittel-unterstützt, gemessen wird. Eine komplette Tumorzerstörung liegt dann vor, wenn der Tumor und ein Sicherheitssaum von ca. 0,5 - 1 cm rund um den Tumor keine Durchblutung mehr zeigen. Die PatientInnen bleiben über Nacht stationär und können in der Regel ein bis zwei Tage nach dem Eingriff und nach einer abschließenden Ultraschallkontrolle entlassen werden. Zur Erfolgskontrolle und zur Erkennung von eventuell neu aufgetretenen Tumoren werden zusätzlich CT- oder Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT)-Untersuchungen im Abstand von drei Monaten durchgeführt. Diese neue, in Innsbruck weiter verfeinerte Methode zur Therapie von Tumoren lässt sich dann sehr gut anwenden, wenn die entsprechenden Tumore deutlich gegenüber dem gesunden Gewebe abgegrenzt sind. Zunehmend schwieriger wird es bei diffusem Organbefall, sodass nach der RFA zuwenig Restgewebe übrig bleiben würde, hier liegen auch die Grenzen dieser neuen Technik.

Einzigartige Methode aus Innsbruck
Diese "Chirurgie ohne Messer" stellt eine wichtige Erweiterung der derzeit gängigen Tumortherapieverfahren dar und sollte im Rahmen eines für den Patienten maßgeschneiderten Gesamtkonzepts insbesondere wegen der hohen Effektivität und geringen Belastung in Betracht gezogen werden. In den kommenden zwei Tagen werden führende ExpertInnen auf dem Gebiet der Radiofrequenzablation ihre Erfahrungen präsentieren und über weitere Möglichkeiten mit dieser neuen Therapieform diskutieren. Die Abteilung für Mikroinvasive Therapie an der Universitätsklinik für Radiologie hat sich auf diesem Gebiet international einen Namen gemacht und wird die in Innsbruck entwickelte 3D - navigierte Radiofrequenzablation anhand einer Live-Operation und verschiedener Vorträge vorstellen.


Informationen: http://sip.uki.at
 
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