Schulreform stockt  

erstellt am
29. 10. 07

Schmied: "Gesprächsverweigerung ist der falsche Weg"
Unterrichtsministerin möchte Weiterentwicklung des Schulsystems ohne ideologische und parteipolitische Blockadepolitik
Wien (sk) -
"Gesprächsverweigerung ist der falsche Weg", so kommentierte Bundesministerin Claudia Schmied die Absage der Verhandlungen über eine gesetzliche Regelung der Modellversuche zur Neuen Mittelschule am 28.10. durch die ÖVP. "Es macht mich betroffen, dass man nicht einmal über eine Weiterentwicklung unseres Bildungssystem verhandeln möchte. Außerdem bin ich eine andere Professionalität des Arbeitens gewöhnt. Terminabsagen über die Medien sind jedenfalls nicht mein Stil. Ich habe Bundesminister Hahn mehrmals mitgeteilt, dass ich eine gemeinsame Lösung anstrebe und für die morgigen Verhandlungen konstruktive Lösungsvorschläge ausgearbeitet. Wenn die ÖVP glaubt, sich aus ihrer staatspolitischen Verantwortung für eine leistungsorientiertere und chancengerechtere Schule herausnehmen zu können und die Zukunft unserer Kinder in die Hände von ideologischen Hardlinern legt, dann ist das zum Nachteil des Landes und seiner Kinder", so Schmied.

"Ich möchte eine Weiterentwicklung des Schulsystems ohne ideologische und parteipolitische Blockadepolitik. Auch für die letzten offenen Frage, habe ich für die morgigen Verhandlungen konstruktive Kompromissvarianten vorbereitet und dies auch der ÖVP mitgeteilt. Wenn die ÖVP aus den katastrophalen PISA-Ergebnissen und zahllosen internationalen Studien nichts gelernt hat, dann ist das Realitätsverweigerung. Ich habe auf Johannes Hahn und die konstruktiven Kräfte in der ÖVP gehofft. Leider haben sie sich offensichtlich nicht gegen die ideologischen Hardliner durchsetzen können", zeigte sich die Ministerin enttäuscht. "Ich bin noch immer bereit einen gemeinsamen Weg zu gehen und mit der ÖVP konstruktiv zu verhandeln. Mitarbeiter meines Ministeriums verhandeln auch morgen wieder auf mein Drängen mit Mitarbeitern des Wissenschaftsministeriums um die vorgeschlagenen Kompromissvarianten für eine politische Entscheidung im Detail zu diskutieren. Sollte es aber weiterhin nicht einmal die Bereitschaft zu Gesprächen geben, muss ich Bundeskanzler Alfred Gusenbauer über ein verlorenes Jahr für eine bessere Zukunft informieren und die ÖVP wird sich gegenüber den Kindern und Eltern dafür verantworten müssen", so Schmied abschließend.

 

 Hahn: Qualität der Unterlagen "mangelhaft"
Für die ÖVP unabdingbar: Qualifizierte Mitbestimmung, Wahlfreiheit, Vielfalt von Versuchen und Evaluierung bisheriger Versuche
Wien (övp-pd) - "Die Qualität der aktuellen Unterlagen von Bildungsminister Schmied war mangelhaft und konnten nicht einmal den Status Quo halten. Also brauchen wir in dieser Phase nicht diskutieren und reden auf der Ebene der Mitarbeiter weiter - um festzustellen, was die Ursache dafür ist", so Wissenschaftsminister Dr. Johannes Hahn im Rahmen einer Pressekonferenz zum Thema Schulreform. Die ÖVP werde in den nächsten Tagen einen "ausformulierten Gesetzesvorschlag" unterbreiten. "Vielleicht diskutieren wir dann weiter", so Hahn.

Hahn wies mit dem Blick auf das vergangene Wochenende darauf hin, dass es zu keinem Zeitpunkt darum gegangen sei, einen "Schulgipfel" abzuhalten: "Ich habe nie von einem solchen gesprochen und von einem Gipfel konnte nie die Rede sein - bestenfalls von ‚Hügelbewegungen'."

Der SPÖ respektive Bildungsministerin Schmied rief der Wissenschaftsminister folgendes in Erinnerung: "Am 23. April hat Vizekanzler Molterer zum ersten Mal gesagt, dass er grundsätzlich den Modellversuch einer Gesamtschule akzeptieren möchte. Seit diesem Zeitpunkt hätte Schmied wissen müssen, was möglich ist und was eben nicht. Wir wären heute schon viel weiter, wenn sie damals die Aussage von Molterer akzeptiert und entsprechend umgesetzt hätte. Stattdessen haben wir uns monatelang damit auseinander setzen müssen, dass Schmied eine eigene Schulart einführen wollte, dass Schmied die Einbindung der Schulpartner in Form einer qualifizierten Mitbestimmung einseitig abschaffen wollte und dass Schmied auch andere Formen von Schulversuchen nicht haben wollte."

Es liege mit Sicherheit nicht an der ÖVP, sich zu bewegen, sondern vielmehr an der SPÖ. Die ÖVP sei der SPÖ weitgehend "entgegengekommen - im Sinne dessen, dass wir bei den 10- bis 14- Jährigen etwas machen müssen". Wichtig für eine ordentliche Entscheidung seien für die ÖVP vier Punkte:

  1. Qualifizierte Mitbestimmung der Eltern, Lehrer und Schüler: Es könne hier nicht angehen, wenn von Seiten der SPÖ ein Text übergeben werde, in dem von "Mitwirkung" und "Anhörungsrecht" die Rede sei.
  2. Sicherstellung, dass an jedem Standort die Wahlfreiheit zwischen Schulversuch und Regelschulwesen gewährleistet ist. "Hier hat sich bei der SPÖ noch nichts getan", so Hahn.
  3. Sicherstellung, dass es eine Vielfalt von Versuchen geben kann (Vorschläge der Bundesländer). Eine "Versuchs-Diktatur" dürfe es nicht geben.
  4. Evaluierung bisheriger Schulversuche und die Bekanntgabe bisheriger Ergebnisse.

"Wir könnten die Sache bereits unter Dach und Fach haben, wenn Schmied die Aussage von Molterer vom 23. April ernst genommen hätte. So stehen wir heute da und haben noch immer kein ordentliches Ergebnis. Deswegen bricht aber auch nicht die Welt zusammen, ich kann nicht beobachten, dass unser Schulsystem an der Kippe steht. Jetzt geht es darum, ein ordentliches gesetzliches Design für Schulversuche zu schnüren - aber ohne ideologische Scheuklappen", so der Wissenschaftsminister abschließend.


 

 Brosz: Absage des Gipfels Bankrotterklärung
Grüne fordern Parteichefs zum Handeln auf
Wien (grüne) - "Die Absage des Gipfels zwischen den Ministern Schmied und Hahn ist eine veritable Bankrotterklärung der Rot-Schwarzen Regierung. Dies ist ein Schlag ins Gesicht von Kindern, Eltern und Lehrern, denen die Zukunft der Schule und der Bildung ein Anliegen ist. Die ÖVP versperrt sich endgültig jeder Realität. Sie will einfach nicht wahrnehmen, dass das österreichische Schulsystem drastisch reformbedürftig ist", erklärte der Bildungssprecher der Grünen, Dieter Brosz. Er forderte die Parteichefs von SPÖ und ÖVP auf, endlich diese Krise zu beenden und die Schule zur Chefsache zu erklären.

 

 Strache: FPÖ gegen ideologisches Fossil Gesamtschule
Anteil von Schülern mit nichtdeutscher Muttersprache auf maximal 30 Prozent reduzieren
Wien (fpd) - Ein Schulgipfel sei durchaus nötig, aber nicht, um das ideologische Fossil Gesamtschule auf Schiene zu bringen, sondern um sich wichtigen Problemen wie der Integration zu widmen, meinte FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache zur aktuellen Debatte.

Das Bildungssystem müsse grundsätzlich reformiert werden, betonte Strache. Der Anteil von Schülern mit nichtdeutscher Muttersprache müsse auf maximal 30 Prozent reduziert werden. Damit sollte sich ein Schulgipfel beschäftigen.

Bei der Gesamtschule handle es sich keinesfalls um einen Fort-, sondern um einen Rückschritt. Strache wies darauf hin, dass durch die Gesamtschule die sozialen Unterschiede nicht beseitigt, sondern ganz im Gegenteil verschärft würden. Finanziell besser gestellte Eltern würden ihre Kinder nämlich dann vermehrt auf Privatschulen schicken, während die anderen Familien mit der sozialistischen Einheitsschule vorlieb nehmen müssten.

 

 Haubner: BZÖ fordert Ende des Regierungs-Halloween
Haubner kritisierte massiv, dass es SPÖ und ÖVP nur mehr um parteipolitisches Kleingeld gehe
Wien (bzö) -
Die stellvertretende Klubobfrau des BZÖ, Bildungssprecherin Ursula Haubner fordert ein Ende des Chaos rund um die Schulreform. "SPÖ und ÖVP sollen endlich ihr Regierungs-Halloween rund um die Bildung beenden und statt ihres parteipolitischen Hickhacks mit Vorschlägen die so inhaltsleer sind wie ein ausgehöhlter Kürbis, endlich miteinander arbeiten oder gemeinsam abtreten", so Haubner. Kein Volksschüler würde sich so kindisch verhalten, wie die beiden zuständigen Fachminister, mit ihren Parteisekretariaten. "Was Hahn und Schmied mit all ihren Missethons und Kalinas aufführen ist nur mehr peinlich", so Haubner.

Haubner kritisierte massiv, dass es SPÖ und ÖVP nur mehr um parteipolitisches Kleingeld gehe und nicht um positive Lösungen. "Statt sich gemeinsam für eine sichere Zukunft durch eine gute Ausbildung der österreichischen Jugend einzusetzen, streiten ÖVP und SPÖ um Begrifflichkeiten, Privilegien und Kompetenzen. Der Regierung sei eines ins Stammbuch geschrieben: Es ist nicht wichtig, was bei einem guten Bildungspaket draufsteht, sondern was für die Kinder drinnen ist. Es geht darum, die Bildung zukunftsfit zu machen und um nichts Anderes", so Haubner abschließend.
     
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