Bildung  

erstellt am
24. 10. 07

 Schmied: "Unser Bildungssystem braucht Innovation, Erneuerung und Dynamik"
Neue Mittelschule kommt, "es ist nur eine Frage der Zeit"
Wien (sk) - "Mit mir im Reformzug Bildung sind viele Experten wie Bernd Schilcher, WKÖ-Chef Leitl, die Sozialpartner, die Arbeiterkammer und viele andere. Ich vertraue auf die konstruktiven Kräfte. Die neue Mittelschule kommt, es ist nur eine Frage der Zeit", erklärt Bildungsministerin Claudia Schmied am Abend des 23.10. in der "Zeit im Bild 2". Die Verhandlungen mit ÖVP-Bildungssprecher Neugebauer seien "schon ein Stück ernüchternd gewesen", aber das werde nichts an ihrem Einsatz für Verbesserungen im Bildungssystem und für die neue Mittelschule ändern, erklärte Schmied. "Unser Bildungssystem braucht Innovation, Erneuerung und Dynamik. Ich habe viele Verbündete, die ebenfalls diesen Weg gehen wollen."

Seit Monaten sei klar gewesen, dass es am 31. Oktober ein Ergebnis geben müsse, das im Ministerrat beschlossen werden könne, damit vor Weihnachten der notwendige Gesetzestext vorliege. "Denn die Rechtssicherheit für die Eltern ist von zentraler Bedeutung. Und die brauchen wir vor der Schuleinschreibung, die im Februar beginnt", skizzierte Schmied. Mit der heutigen Blockade Neugebauers sei zwar dieser Zeitplan höchst gefährdet, "nicht gestorben ist aber mein Einsatz für die neue Mittelschule".

Denn heute gebe es in 25 von 27 EU-Staaten die gemeinsame Schule, die die "brutale Selektion mit neuneinhalb Jahren" verhindere. "Damit haben die Kinder mehr Zeit, ihre Begabungen und Talente zu entwickeln. Auch wir sollten unseren Kindern diese Chance und die Zeit geben", so Schmied. Genauso wichtig seien auch andere Projekte im Bildungsbereich wie die Senkung der Klassenschülerhöchstzahl auf 25. "Natürlich kommt es auch auf den Inhalt und die Zuwendung an. Dass die Selektion mit neuneinhalb Jahren zu früh ist, ist aber ein Faktum."

Der Schulversuch Richtung neue Mittelschule sei mit dem heutigen Gespräch nicht gescheitert. "Gescheitert sind die Verhandlungen mit Fritz Neugebauer, was mich auch ein Stück empört." Es sei schwierig, in Verhandlungen zu gehen, wenn das Gegenüber nur die Haltung "Nein, das will ich nicht" vertrete. Es habe hier nur Blockade gegeben, schilderte Schmied, die auch betonte, dass sie weiter auf die konstruktiven Kräfte in der ÖVP hoffe. "Ich hoffe auf eine konstruktive Lösung", so Schmied.

 

 Missethon: Schmied blockiert die Zukunft unserer Kinder
Für Schmied'schen Dilettantismus ist in der Bildungspolitik kein Platz
Wien (övp-pk) - "Mit ihrem dilettantischen Vorgehen verhindert Schmied eine positive Weiterentwicklung der Schulen und blockiert damit die Zukunft unserer Kinder", stellt ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon fest. Die ÖVP hat einen Vorschlag auf den Tisch gelegt, wie nicht nur Schmied ihre Gesamtschule, sondern auch die Bundesländer - wie zum Beispiel Niederösterreich, die Steiermark oder Oberösterreich - ihre innovativen Schulmodelle testen können. "Die Unterrichtsministerin ist aber offenbar nicht daran interessiert, dass es zu einer echten Weiterentwicklung kommt - sie will nur ihre Gesamtschule über die Köpfe der Eltern, Schüler und Lehrer hinweg durchdrücken und hat alle anderen Modelle abgeschmettert", erklärt Missethon.

"Die ÖVP will, dass bei der Weiterentwicklung der Schulen das Beste für unsere Kinder herauskommt und verschiedene Modelle unter Einbeziehung der Betroffenen getestet werden können", so der ÖVP- Generalsekretär. "Für eine Zwangsbeglückung ausschließlich durch die konzeptlose Schmied'sche Gesamtschul-Phantasie sind wir aber nicht zu haben", sagt Missethon. Ein klares "Ja" zu Modellversuchen - aber auch ein klares "Ja" zur Vielfalt. "Es gibt in den Bundesländern viele gute Ideen, wie wir die Schule für unsere Kinder weiterentwickeln können. Schmied würgt sie einfach ab - ihr geht es nicht um die Kinder, sondern nur darum, ihre Gesamtschule durchzusetzen", konstatiert Missethon.

Außerdem weist der ÖVP-Generalsekretär darauf hin, dass der Schmied'sche Gesetzesentwurf von allen begutachtenden Stellen in der Luft zerrissen wurde: Sogar im eigenen Ministerium ließen die zuständigen Experten kein gutes Haar daran. "Bildung bedeutet die Zukunft unserer Jugend - da ist für einen derartigen Dilettantismus, wie Schmied ihn an den Tag legt, kein Platz", schließt Missethon.

 

Brosz: Grüne plädieren für steirische Modellregion
Attacken ritt Brosz auch gegen ÖVP-Bildungssprecher Fritz Neugebauer, Schmieds Gegenüber bei den Verhandlungen.
Wien (grüne) - Die Grünen geizen beim Koalitionszwist über die Schulreform nicht mit eigenen Vorschlägen. Bildungssprecher Dieter Brosz schlug am 24.10. bei einer Pressekonferenz vor, ernsthafte Gespräche über eine "Modellregion Steiermark" aufzunehmen. Weiters plädierte er, budgetäre Mittel für Reformen umzuschichten. Bildungsministerin Claudia Schmied dürfe sich nach dem Scheitern der Verhandlungen mit der ÖVP zumindest nicht zurücklehnen.

Für Brosz ist klar: SPÖ und ÖVP hätten sich schon bei den Regierungsverhandlungen beim Thema Schule nur auf eines geeinigt: "Nämlich, dass sie sich nicht einig sind." Schmied habe mit einem ganzen Rucksack an Problemen ihr Amt antreten müssen und sich letztendlich dem Koalitionspartner ausgeliefert. Der von ihr vorgelegte Gesetzesentwurf beinhalte zwar einige Änderungen, allerdings nicht jene, die zu einer gemeinsamen Schule führen würden. Es sei klar gewesen, so Brosz, dass es sich nur um kleine Modellregionen handeln hätte können.

Nun setzen die Grünen ihre Hoffnungen auf die Steiermark. Für Brosz ist es unverständlich, weshalb Schmied es nie ernsthaft versucht habe, auf die positiven Zeichen der dortigen Landes-ÖVP einzugehen. Der breite politische Wille im Landtag scheine zumindest gegeben. Der Grüne Bildungssprecher kann sich etwa die Modellregion Graz-Umgebung vorstellen. Er ist sich übrigens sicher, dass, wäre Schmied die Diskussion "gescheit" angegangen, keiner Gesetzesänderung notwendig gewesen wäre.

Attacken ritt Brosz auch gegen ÖVP-Bildungssprecher Fritz Neugebauer, Schmieds Gegenüber bei den Verhandlungen. Dieser habe sich als "verantwortungsloses Politfossil" erwiesen. Soziale Ungerechtigkeiten seien "Mr. Sicher ned" schon immer gleichgültig gewesen. Für Schmied hatte Brosz - als Anspielung auf die Eurofighter-Debatte - den Titel "Norbert Darabos der Bildungspolitik" parat. (apa)
 

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