Frauenministerin Bures legt Migrantinnenbericht vor   

erstellt am
24. 10. 07

Wien (bpd/sts) - „Eine nachhaltige Integrationspolitik hat zwei wesentliche Voraussetzungen: Erstens müssen wir die Hürden, mit denen Migrantinnen konfrontiert sind, wahrnehmen und abbauen. Zweitens müssen wir das Potential von Migrantinnen anerkennen“, sagte Frauenministerin Doris Bures anlässlich der Präsentation des Migrantinnenberichts.

Der Migrantinnenbericht kommt zu folgenden Schlüssen: Ausländerinnen sind am Arbeitsmarkt doppelt benachteiligt – als Frau und als Migrantin. Migrantinnen sind zum einen öfter in Jobs, die weniger Einkommen und Status bringen als Männer. Zum Zweiten haben sie als ausländische Arbeitskräfte mit den gleichen strukturellen Schlechterstellungen wie ausländische Männer zu kämpfen. Weitere Benachteiligungen: Migrantinnen sind stärker von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen und verfügen über eine wesentlich schlechtere Ausbildung als Österreicherinnen.
Mehr Geld für Gewaltschutz, betreute Notwohnungen, Mentoring für Migrantinnen und Hilfe am Arbeitsmarkt

  • In einem ersten Schritt hat Frauenministerin Bures mit einer 60prozentigen Budgeterhöhung für die Gewaltschutzzentren erreicht, dass ab Jänner keine Frau, die Opfer von Gewalt in der Familie geworden ist, unbetreut bleibt. Noch im Jahr 2006 waren 450 Frauen, die Opfer von familiärer Gewalt geworden sind, unbetreut. Diese Maßnahme hilft auch Migrantinnen, die Gewaltschutzzentren überproportional häufig in Anspruch nehmen. „Ab Jänner wird allen Frauen, die von Gewalt betroffen sind, geholfen. Gut ausgebildete Frauen werden sie psychologisch begleiten und in Rechtssachen, bei der Wohnungssuche oder bei der Arbeitssuche unterstützen“, so Bures.
  • Bures möchte auch die migrantinnespezifische Beratung forcieren: Im Jahr 2007 werden 25 migrantinnenspezifische Projekte und zwei migrantinnenspezifische Frauenservicestellen aus dem Frauenbudget gefördert. Durch diese Projekte erhalten Migrantinnen beispielsweise Aus- und Weiterbildungs-, Sprach- und Computerkurse. Andere Projekte bzw. Servicestellen bieten Beratung zu den Themen wie etwa Gewalt, soziale Isolierung und gesetzliche Grundlagen. Außerdem ermöglicht die Projektförderung den Migrantinnen spezielle Angebote zur besseren Integration in den Arbeitsmarkt.
  • Eine eigene Abteilung im BKA für Frauenservice und Grundsatzfragen der Migrantinnen bietet unter einer Nulltarifnummer 0800/202011 kostenlos Unterstützung in mehreren Sprachen (kurdisch, türkisch und ukrainisch).
  • Wie im Regierungsprogramm vereinbart, sollen rasch betreute Notwohnungen für betroffene von Zwangsheirat geschaffen werden.
  • Ein großer Schritt für mehr Bildungschancen auch für Kinder von Migrantinnen ist das vereinbarte Modell der Frühförderung.
  • Auch der bereits fixierte 1.000 Euro-Mindestlohn wird vielen Migrantinnen zugute kommen. Denn es sind vor allem Frauen, und vor allem Migrantinnen, die in den schlecht bezahlten Jobs arbeiten (Kosmetikerinnen, Fußpflegerinnen, Angestellte in industriellen Wäschereien oder im Nahrungs- und Genussmittelgewerbe). Bures fordert deshalb den 1.000 Euro-Mindestlohn lückenlos für alle Branchen.
  • 2010 wird es wieder einen Frauenbericht geben. Das bedeutet, dass nach mehr als 10 Jahren nun endlich wieder eine umfassende Analyse der Situation von Frauen in Österreich geben wird. In diesem Frauenbericht wird das Thema Migrantinnen einen Schwerpunkt einnehmen.
  • Das von Ministerin Bures ins Leben gerufene Frauenkompetenznetz widmet sich in einem eigenen Seminar im Jänner 2008 speziell dem Thema Migrantinnen. Hier wird es darum gehen, wie Mentoring zur beruflichen Stabilisierung und Gleichbehandlung von Migrantinnen beitragen kann.
  • Die interministerielle Arbeitsgruppe Migrantinnen unter Vorsitz der Frauensektion im BKA ist am 27. September zum ersten Mal zusammengetreten. Der Arbeitsgruppe gehören VertreterInnen des BMUKK, BMeiA, BMGFJ, BMI, BMSK, BMWA und des BMJ an. Doris Bures: „Wir müssen an mehreren Hebeln ansetzen, um die Situation von Migrantinnen in Österreich zu verbessern. Es geht um gleiche Bildungschancen, um eine bessere Integration am Arbeitsmarkt und natürlich um einen wirksamen Schutz vor traditionsbedingter Gewalt. Deshalb ist mir eine breite ministerienübergreifende Zusammenarbeit wichtig.“
  • Als besonders wichtig erachtet die Frauenministerin die verstärkte Integration von Migrantinnen am Arbeitsmarkt: „Wenn Frauen ein Erwerbseinkommen haben, können sie ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben führen. Damit nehmen Frauen eine wichtige Vorbildrolle für die Kinder in der Familie ein. Und: Sie haben die Möglichkeit, gegen Gewalt in der Familie oder in ihrem familiären Umfeld vorzugehen.“ Um Migrantinnen besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren, seien gute Ideen gefragt. So bindet das AMS OÖ in seinen Fachausbildungen Unterrichtseinheiten in der Muttersprache ein, um für alle gleiche Bedingungen zu gewährleisten. Das AMS Wien unterstützt beispielsweise türkische Coacherinnen, die arbeitssuchende türkische Frauen unterstützen.
 
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