Österreichs Bischöfe pilgern ins Heilige Land  

erstellt am
02. 11. 07

Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz findet unter dem Vorsitz von Kardinal Schönborn in Galiläa statt - Begegnung mit Christen, Juden und Muslimen
Wien-Jerusalem (pew) - Die österreichischen Bischöfe pilgern unter Leitung von Kardinal Christoph Schönborn von 4. bis 10. November ins Heilige Land. Zunächst halten die Bischöfe in Galiläa ihre Herbstvollversammlung ab, anschließend besuchen sie Jerusalem und Bethlehem. Die Abhaltung der Herbstvollversammlung im Heiligen Land sei auch "Ausdruck der Solidarität mit den Christen des Landes, die sich als Minorität in einer schwierigen Situation befinden", so Kardinal Schönborn, der zugleich betonte, dass die Reise der österreichischen Bischöfe keinen politischen Charakter habe, sondern eine Pilgerfahrt sei. Die Bischöfe werden an entscheidenden Punkten der Geschichte Jesu - Verkündigungsbasilika in Nazareth, Geburtsbasilika in Bethlehem, Grabeskirche in Jerusalem - Gottesdienst feiern.

Die Präsenz lebendiger christlicher Gemeinden im Heiligen Land sei von großer Bedeutung für die ganze Christenheit, betonte der Wiener Erzbischof: "Wenn es im Heiligen Land nur mehr 'museale Erinnerungsstücke' von der Geschichte Jesu und der Urkirche gäbe, wäre der christliche Glaube von seinen Wurzeln abgeschnitten". Es gehe den Bischöfen darum, die Gläubigen in Österreich zu ermutigen, ins Heilige Land zu pilgern. Die Existenz des Österreichischen Hospizes in der Altstadt von Jerusalem sei ein Zeichen dafür, "wie sehr die österreichischen Katholiken immer mit dem Heiligen Land verbunden waren". Zugleich gelte "das Gebet und die Sorge" der österreichischen Bischöfe dem Frieden im Heiligen Land, "dem Frieden für alle Menschen, die dort leben".

"Nacharbeit" zum Papstbesuch
Zentrales Thema der Herbstvollversammlung der Bischöfe ist die "Nacharbeit" zum Papstbesuch. Die Pilgerreise Benedikts XVI. habe auf viele Menschen, "auf Glaubende und auf Suchende", einen tiefen Eindruck gemacht, betonte Kardinal Schönborn. Das sei u.a. am ungebrochen starken Interesse an den Texten der "österreichischen" Reden des Papstes zu erkennen: "Der Pilgerbesuch Benedikts XVI. war ein kostbares Geschenk. Jetzt geht es darum, mit diesem Geschenk so umzugehen, dass es nachhaltige Früchte bringen kann".

Breiten Raum wird auch die Vorbereitung auf drei kirchliche Großereignisse des Jahres 2008 einnehmen. Dabei geht es um den "Weltkongress der Barmherzigkeit" von 2. bis 6. April 2008 in Rom, den katholischen Weltjugendtag in Sydney im Juli 2008 und um die Weltbischofssynode zum Thema Bibel von 5. bis 26. Oktober im Vatikan. Der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried wird die Österreichische Bischofskonferenz bei dieser Weltbischofssynode vertreten. Auch die im April 2008 vorgesehene Begegnung mit den ungarischen Bischöfen in Esztergom wird bei der Herbstvollversammlung vorbereitet; eine ähnliche Begegnung mit einer Nachbarbischofskonferenz hatte es bereits heuer mit den kroatischen Bischöfen in Zagreb gegeben.

Am Montag, 5. November, werden die Bischöfe in der Verkündigungsgrotte in Nazareth die Heilige Messe feiern. Der in Nazareth residierende Weihbischof Giacinto-Bulos Marcuzzo konzelebriert dabei mit den österreichischen Bischöfen. Im Anschluss ist auch eine Begegnung mit dem (christlichen) Bürgermeister von Nazareth, Ramiz Jaraisy, vorgesehen. Gemeinsam mit Bischof Marcuzzo werden die Bischöfe das Dorf Rame besuchen, dessen Bevölkerung die für Galiläa typische Mischung aufweist: Es gibt Katholiken des lateinischen und des byzantinischen Ritus, orthodoxe Christen, Drusen und Muslime.

Am Dienstag, 6. November, pilgern die Bischöfe nach Tabgha, wo sie in der von Benediktinern betreuten Brotvermehrungskirche die Heilige Messe zelebrieren werden. Am Abend ist ein Besuch in Ibillin vorgesehen. Ibillin ist die Heimat des melkitischen griechisch-katholischen Erzbischofs Elias Chacour, der hier ein Bildungszentrum aufgebaut hat, das alle Schulstufen vom Kindergarten bis zur Universität umfasst. Erzbischof Chacour möchte durch Bildung zur Versöhnung zwischen Israelis und Arabern, zwischen Juden, Christen und Muslimen beitragen.

Am Mittwoch, 7. November, werden die österreichischen Bischöfe nach einem noch in osmanischer Zeit genau festgelegten Protokoll gegen 17 Uhr von den Repräsentanten aller christlichen Kirchen Jerusalems am Jaffa-Tor empfangen; vom Jaffa-Tor ziehen die Mitglieder der Bischofskonferenz dann mit den Repräsentanten der Jerusalemer Kirchen in feierlicher Prozession zur Grabeskirche. Bei diesem Akt wird auch der Apostolische Nuntius in Israel (und Apostolische Delegat in Jerusalem), Erzbischof Antonio Franco, anwesend sein. Am Donnerstagmorgen, 8. November, feiern die Bischöfe unter dem Vorsitz von Kardinal Schönborn ein festliches Pontifikalamt vor dem Heiligen Grab. Nuntius Franco, der Obere (Kustos) der Franziskaner des Heiligen Landes, P. Pierbattista Pizzaballa, und der Koadjutor des lateinischen Patriarchen, Erzbischof Fouad Twal, werden anwesend sein.

"Geste der Trauer und des Mitleidens"
Ein Höhepunkt der Pilgerreise ist am Donnerstag der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, wo die Bischöfe auch einen Kranz niederlegen werden. Kardinal Schönborn: "Der Besuch in Yad Vashem ist eine Geste tiefer Trauer und des Mitleidens mit dem Schicksal unserer jüdischen Brüder und Schwestern während der Terrorherrschaft des Nationalsozialismus. Sie erfolgt im selben Geist wie das stille Gedenken Papst Benedikts XVI. vor dem Mahnmal für die ermordeten österreichischen Juden am 7. September in Wien". Das besondere Gedenken der Bischöfe wird dem "Denkmal für die Kinder" gelten. Dieses Denkmal ist den 1,5 Millionen jüdischer Kinder gewidmet, die der Shoah zum Opfer fielen. Anschließend werden die Bischöfe zum Friedhof auf dem Herzl-Berg fahren und am Grab von Teddy Kollek, des aus Wien gebürtigen legendären einstigen Jerusalemer Bürgermeisters, einen Kranz niederlegen. Am Nachmittag besuchen die Mitglieder der Bischofskonferenz die "Klagemauer" (die Westmauer der Tempelplattform). Auch eine Begegnung mit dem Bürgermeister von Jerusalem, Uri Lupoliansky, ist vorgesehen.

Am Abend wird bei der Vesper im Hospiz eine Nachbildung der Mariazeller Muttergottes aus Marmor gesegnet, die einen neuen Akzent im Haupteingangsbereich des Hospizes setzt. Der steirische Künstler Siegfried Burgstaller ist bei der Segnung anwesend. Am Abend findet ein großer Empfang im Österreichischen Hospiz statt und anschließend ein Konzert, bei dem der "Eli Gefen Choir" christliche und jüdische liturgische Gesänge darbieten wird.

Am Freitag, 9. November, ist die Begegnung der österreichischen Bischöfe mit dem Generalsekretär des Heiligen Synods des orthodoxen Patriarchats von Jerusalem, Erzbischof Aristarchos (Peristeris), vorgesehen (Patriarch Theophilos III. hält sich derzeit im Ausland auf). Anschließend treffen die Bischöfe mit dem armenisch-apostolischen Patriarchen Torkom (Manoogian) zusammen.

Am Nachmittag fahren die Bischöfe nach Bethlehem; dort besuchen sie zuerst das "Caritas Baby Hospital" (das einzige Kinderkrankenhaus in den palästinensischen Gebieten) und anschließend die Geburtsbasilika. Die Heilige Messe wird in der Hieronymusgrotte gefeiert. Danach ist eine Begegnung mit dem lateinischen Patriarchen Michel Sabbah im Priesterseminar in Beit Jala vorgesehen. Am Abend treffen die Bischöfe mit der palästinensischen Tourismusministerin Khouloud Daibes zusammen; die angesehene katholische Architektin ist das einzige christliche Regierungsmitglied.

Den Abschluss der Heilig-Land-Reise der österreichischen Bischöfe bildet am Samstag, 10. November, der Besuch auf dem "Haram esh-sharif" (dem "edlen Heiligtum") mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee. Ein hochrangiger Funktionär der muslimischen Stiftungsbehörde ("Wakf") wird Kardinal Schönborn und die anderen Bischöfe durch die beiden Sakralbauten geleiten.

Wie Kardinal Schönborn betonte, versteht sich der Besuch der österreichischen Bischöfe im Heiligen Land auch als ein kleiner Beitrag zum Aufbau von Vertrauen, "sowohl unter den Christen unterschiedlicher Konfession als auch zwischen Christen, Juden und Muslimen". Die Bischöfe möchten damit auch die "verdienstvollen Bestrebungen" des Österreichischen Hospizes verstärken. Der Rektor des Pilgerhospizes, der burgenländische Priester Markus Bugnyar, sehe darin den besonderen Auftrag des an der Via Dolorosa gelegenen Hauses. Das Hospiz befindet sich am "Kreuzungspunkt der drei monotheistischen Religionen": Am Weg zur jüdischen Klagemauer, am Leidensweg Jesu nach Golgotha und am Weg zum muslimischen Felsendom. Aus dieser örtlichen Lage ergebe sich ein Auftrag, so der Wiener Erzbischof: Es gehe darum, gegenseitiges Verständnis, Toleranz, Achtung und ein immer besseres Kennenlernen des Anderen zu fördern.

Österreichisches Hospiz in Jerusalem:
http://www.austrianhospice.com
Erzdiözese Wien:
http://stephanscom.at
 
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