Zwei Ehrendoktorate für Kardinal Schönborn in Rumänien  

erstellt am
30. 10. 07

Begegnung mit dem neuen orthodoxen Patriarchen Daniel I. im Bukarester Flughafen
Bukarest/Wien (pew) - Kardinal Christoph Schönborn wurde am 29.10. in Sibiu mit dem Ehrendoktorat der orthodoxen Theologischen Fakultät ausgezeichnet. Der Wiener Erzbischof war am im Bukarester Flughafen vom rumänisch-orthodoxen Patriarchen Daniel I. und dem scheidenden Apostolischen Nuntius, Erzbischof Jean-Claude Perisset, empfangen worden. Am Dienstag wird Kardinal Schönborn in Cluj-Napoca mit einem Ehrendoktorat der dortigen Babes-Bolyai-Universität ausgezeichnet. Im Verlauf seines Rumänien-Besuchs trifft der Wiener Erzbischof mit orthodoxen, griechisch-katholischen und römisch-katholischen Bischöfen sowie mit Theologen aller in Rumänien vertretenen Konfessionen zusammen.

Bei seiner Rumänien-Reise wird Kardinal Schönborn u.a. vom Präsidenten der Stiftung "Pro Oriente", Hans Marte, und von der Generalsekretärin der Stiftung, Marion Wittine, begleitet.

Die "Schönheit der Barmherzigkeit"
In seinem Festvortrag in Sibiu ging Kardinal Schönborn vom Thema seiner Dissertation "Die Christus-Ikone" aus. Für viele Christen aller Konfessionen sei die östliche Ikonen-Tradition heute ein "Ort der Begegnung" für alle Christen geworden. Sprache und Symbolik der Ikone faszinierten viele Zeitgenossen, betonte der Wiener Erzbischof.

Es gebe den - oft auch von orthodoxen Christen - geäußerten Verdacht, dass die Begeisterung für die Ikonen so etwas wie eine Modeerscheinung sei. Er sei aber überzeugt, dass mehr hinter der Freude an den Ikonen stehe, sagte Kardinal Schönborn. Offensichtlich erkenne das "Glaubensbewusstsein" der Menschen, der "sensus fidei", in der östlichen Ikonentradition etwas wie eine "kanonische" Ausdrucksform des christlichen Glaubens, die alle "kulturellen Modeerscheinungen" überschreite.

Das Geheimnis der Ikone bestehe letzten Endes darin, dass sie das "Geheimnis Christi", des menschgewordenen Wortes Gottes, abbilde. Jenseits aller kulturellen Einflüsse und aller künstlerischen Schattierungen gebe es eine einzigartige Quelle der Ikonenkunst: Das Antlitz Christi. Die Ikone habe eine solche Anziehungskraft, weil sie Christus darstelle, betonte Kardinal Schönborn. Deshalb könnten Glaubende - und oft auch Nichtglaubende - ausrufen "Das ist Jesus", wenn sie eine Ikone sehen.

Die Christus-Ikone werde als "Zusammenfassung des christlichen Glaubens" gesehen, so der Wiener Erzbischof. Es gebe eine Intuition, die sich auf tausendfache Weise bewahrheite: "Dort, wo Christus ist, dort ist auch die Schönheit". Ein Beweis dafür seien die vielen Menschen, die aus aller Welt nach Rumänien kommen, um den Glanz der orthodoxen Klöster und ihrer Kunstwerke zu sehen. Johannes Paul II. habe in seinem Werk über den Heiligen Albert Chmielowski dargelegt, dass Christus der Welt eine "andere Schönheit" geschenkt habe, die "Schönheit der Barmherzigkeit". Kardinal Schönborn zitierte in diesem Zusammenhang das Beispiel eines rumänischen Freundes, des Künstlers, Ikonenmalers und Verlegers Sorin Dumitrescu, der einen Kalender mit zwölf großformatigen Fotos von orthodoxen "Starzen" (alten Mönchen) publiziert hat. Die Schönheit dieser alten zerfurchten Gesichter sei ein "eklatanter Hinweis" auf diese "Schönheit Christi", die "Schönheit der Barmherzigkeit".
 
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