Walls & Floor (without the Ceiling)  

erstellt am
15. 11. 07

Dan Perjovschi & Nedko Solakov gastieren von 30. November 2007 bis 3. Februar 2008 im tresor des BA-CA Kunstforums
Wien (lcg) - Sie operieren beide mit Bild und Text. Mit wenigen Strichen, humorvoll, subversiv und mit zuweilen beißender Ironie kommentieren sie den gesellschaftlichen und kulturpolitischen Status quo: Dan Perjovschi und Nedko Solakov. Von Bukarest und Sofia aus haben sie in den letzten 15 Jahren die internationale Kunstwelt erobert - zuletzt waren sie auf der 52. Biennale in Venedig, auf der documenta 12 in Kassel (Solakov) und im MoMA in New York (Perjovschi) vertreten.

Mit "Walls & Floor (without the Ceiling)" präsentieren Dan Perjovschi und Nedko Solakov ihre aktuelle, raumgreifende Gemeinschaftsarbeit im Tresor des BA-CA-Kunstforums, die - wie der Titel bereits andeutet - in situ entstehen wird. Innerhalb einer Woche werden beide, ausgestattet mit Markern und Bleistiften, die Ausstellungswände und -böden sowie den architektonischen Umraum zeichnerisch erobern.

Dan Perjovschi und Nedko Solakov, die beide eine klassisch-akademische Ausbildung durchliefen, haben auf den ersten Blick viele Gemeinsamkeiten: Aus Südosteuropa stammend, setzen sich beide mit den politischen und sozialen Transformationsprozessen der postkommunistischen Gesellschaft auseinander, mit den Chancen und Risken des vereinten Europas und den Mechanismen des globalen Kunstbetriebes - sowie den Konsequenzen, die sich daraus für ihre Identität als Künstler zwischen "Ost und West" ergeben. Beide entwickeln ihre Ideen für spezifische Kontexte; sie gehen vom Medium der Zeichnung aus und weiten dieses zu Rauminstallationen und Performances aus, indem sie Wände, Räume und ganze Gebäude einnehmen. Jenseits dieser Gemeinsamkeiten bleiben ihre künstlerischen Praktiken aber sehr eigenständig.

Nedko Solakov, der in der klassischen Wandmalerei ausgebildet wurde, ist ein Geschichtenerzähler, der universelle Themen ebenso wie autobiographische Momente verarbeitet. Der besondere Reiz seines konzeptuell angelegten, medienübergreifenden Werks liegt im unvergleichlichen Wechselspiel aus Einfachheit und Komplexität, Ernst und Humor, Präzision und Absurdität. Zentrale Themen seiner künstlerischen Arbeit sind neben seiner Identität als Künstler die kritische Analyse des "Systems Kunst", überlieferter Repräsentationssysteme und der traditionell an Kunst geknüpften Erwartungshaltungen.

Dan Perjovschi versteht seine Rolle als Künstler in der postkommunistischen Ära als eminent politische. Er arbeitet für das in Bukarest erscheinende oppositionelle Magazin "22", das kurz nach dem Sturz von Ceausescu ins Leben gerufen wurde. Perjovschi hat sich bewusst für das Medium der Zeichnung entschieden, das seit jeher als das unmittelbarste aller künstlerischen Medien gilt: "Ich will in ein paar Strichen eine komplexe Sache erfassen. Meine Revolution spielt sich hier ab, in der Zeichnung von 10 x 10 cm." Seine politischen Graffitis sind schnell hingeworfene Momentaufnahmen, die höchst sensibel und mit messerscharfer Ironie makropolitische Ereignisse thematisieren und diese mit persönlichen Erfahrungen kontextualisieren. Die bürgerliche Trennung von Privatem und Öffentlich-Politischem ist ihm fremd: "Alles, was ich sehe, ist doch mit dem verknüpft, wie ich die Dinge sehe und was mit mir passiert."

Mit "Walls & Floor (without the Ceiling") wird eine ephemere, nur für die Dauer der Ausstellung angelegte Gemeinschaftsarbeit entstehen. "Die größte Herauforderung bei den Wandkritzeleien ist die, dass 99 Prozent von diesen Werken übermalt werden und irgendwann ganz verschwinden. Das reizt mich", so Solakov. Mit dieser temporären Intervention entziehen sich die beiden Künstler den Mechanismen des Kunstmarktes, der ein mobiles, handelbares künstlerisches Produkt voraussetzt. Das Projekt wird den Höhepunkt einer Reihe von kollaborativen Arbeiten der beiden Künstler bilden, die bis jetzt allesamt im Ausland realisiert wurden - eine Tatsache, die die beiden Künstler in Wien kritisch hinterfragen werden.

Informationen: http://www.ba-ca-kunstforum.at
 
zurück