Bures: Frauen in Wissenschaft und Forschung sichtbarer machen   

erstellt am
27. 11. 07

Forschung in der Arbeitswelt ist Schlüssel zur Gleichstellung; Heute Abend: Verleihung des Käthe Leichter-Staatspreises an die Wirtschaftsprofessorin Margareta Kreimer von der Uni Graz
Wien (bpd/sts) - Frauenministerin Doris Bures übergibt am Abend des 27.11. im Rahmen einer Festveranstaltung im Bundeskanzleramt den mit 4.000 Euro dotierten Käthe Leichter-Staatspreis für Frauenforschung, Geschlechterforschung und Gleichstellung in der Arbeitswelt an die Wirtschaftsprofessorin Margareta Kreimer von der Uni Graz. Die Ökonomin verfolgt in Forschung und Lehre einen feministischen Ansatz und wird für ihre Arbeiten über die Diskriminierung von Frauen am Arbeitsmarkt sowie über die Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern ausgezeichnet.

„Dieser Preis richtet sich bewusst nur an Frauen, weil ihre Forschungsleistungen im Vergleich zu den Männern viel weniger öffentlich sichtbar sind. Wir müssen daher die erfolgreichen Frauen in Wissenschaft und Forschung sichtbarer machen – weil sie es sich durch ihre hervorragende Arbeit verdient haben und weil sie eine wichtige Vorbildfunktion für andere Frauen inner- und außerhalb der Wissenschaft haben“, so Bures.

„Wir dürfen es nicht als Naturgesetz hinnehmen, dass Frauen in Wissenschaft und Forschung unterrepräsentiert sind“ so Bures, die auf eine Untersuchung des Technologieministeriums verweist, wonach in 85 österreichischen Forschungseinrichtungen der außeruniversitären naturwissenschaftlich-technischen Forschung der Frauenanteil von 21,4 Prozent im Jahr 2005 auf 20 Prozent im Jahr 2006 zurückgegangen ist. Auch im universitären und Unternehmens-Bereich sehe es nicht besser aus: Der Frauenanteil an wissenschaftlichen Personal beträgt 23,6 Prozent. In der betrieblichen Forschung liegt er bei 12,6 Prozent.

Der Käthe Leichter-Staatspreis für Frauenforschung, Geschlechterforschung und Gleichstellung in der Arbeitswelt wird für hervorragende Leistungen um die Frauen- und Geschlechterforschung im Bereich der Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften wie auch um die Frauenbewegung und die Herstellungg von Geschlechtergerechtigkeit verliehen. Die Nationalökonomin Käthe Leichter war als Vorkämpferin für die Frauenrechte eine der bedeutendsten Frauen im politischen Leben der 1. Republik. Neben der Erforschung der Situation der Arbeitnehmerinnen war das zweite große Thema Käthe Leichters das Schließen der Gehaltsschere.

„Dieser Preis unterstreicht die wissenschaftliche Bedeutung und die gesellschaftliche Relevanz von Frauenforschung“, so Bures, die den Preis heuer wieder auf seine eigentliche Bestimmung zurückgeführt hat, indem sie ihn auf die Bereiche Arbeitswelt und Geschlechterforschung konzentriert hat. So soll der Preis Wissenschafterinnen fördern, die sich um frauenspezifische Forschung zum Thema Arbeitswelt verdient gemacht haben. „In diesem Thema liegt der Schlüssel zur Gleichberechtigung“, so Bures, „denn viele gesellschaftliche Benachteiligungen von Frauen resultieren aus der Ungleichbehandlung in der Arbeitswelt.“ Dazu zählen vor allem die Einkommensschere, die Probleme bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die nicht angemessene Vertretung in Führungspositionen und die ungerechte Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit sowie alle damit zusammenhängenden Folgeprobleme wie etwa Armut.

Neben dem Käthe Leichter-Staatspreis werden vier weitere Käthe Leichter-Preise für Frauenforschung, Geschlechterforschung und Gleichstellung in der Arbeitswelt vergeben. Diese Preise werden vom Bildungsministerium, dem Wirtschaftsministerium, der Arbeiterkammer Wien und der Österreichischen Nationalbank gestiftet und sind mit jeweils 2.000 Euro bzw. 2.200 Euro dotiert. Die Preisträgerinnen dieser Preise sind: ao.Univ.-Prof. Dr. Dipl.-Umwelttechnikerin Christine Wächter, Leiterin des Interuniversitären Forschungszentrums für Technik, Arbeit und Kultur in Graz, Dr. Ilse Korotin, Leiterin der Dokumentationsstelle Frauenforschung am Institut für Wissenschaft und Kunst der Universität Wien, Dr. Brigitte Lehmann, langjährige Forscherin beim Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung und Dr. Andrea Leitner, Mitarbeiterin und Mitinitiatorin der Forschungsgruppe equi (employment – qualification – innovation) am Institut für Höhere Studien (IHS).

Der Käthe Leichter-Preis wurde mit Unterstützung von Frauenministerin Johanna Dohnal erstmals 1991 vergeben. Ursprünglich als Staatspreis für die Frauengeschichte der Arbeiterinnenbewegung, wurde der Preis nach einer vierjährigen Pause 2005 als Staatspreis für Frauen- und Geschlechterforschung verliehen.

Die Auswahl der Preisträgerinnen erfolgte durch eine 15-köpfige Jury, die sich aus Wissenschafterinnen und Forscherinnen verschiedener Disziplinen – universitär und außeruniversitär – Vertreterinnen von Interessensvertretungen und der Preisstifter zusammensetzt.
 
zurück