Europa Region Mitte gibt ein kräftiges Lebenszeichen   

erstellt am
27. 11. 07

Bratislava (nöwpd) - Im Bewusstsein dessen, was sie historisch und aus Gründen gemeinsamer Interessen verbindet, sind die Länder der Zentraleuropäischen Region centrope auf der Suche nach neuen Formen der Zusammenarbeit. Einig sind sie sich darüber, dass sich diese Gemeinsamkeit auf wirtschaftlich leistungsstarke Grundlagen stützen soll. In diesem Zeichen tagten die Vertreter von centrope erstmals und wenige Tage nach der Eröffnung des letzten Teilstückes der Wiener Autobahn in der slowakischen Hauptstadt Pressburg - Bratislava.

Der Landeshauptmann der Region Bratislava Vladimir Bajan würdigte die Führungsrolle, die die österreichische Seite beim Aufbau der Administration von centrope übernommen habe, und kündigte ein stärkeres Engagement der slowakischen Seite an. "Es ist notwendig", sagte er, "dass wir die Initiative übernehmen und damit auch die gleiche Verantwortung." In der in Gang gebrachten grenzüberschreitenden Kooperation erkennt er eine neue Qualität der Zusammenarbeit.

Eugen Antalovsky, Geschäftsführer der Europaregion Mitte - centrope sowie des Europaforums Wien, stellte fest, dass sich die neue Region im fünften Jahr ihres Bestandes auf ein stabiles Netzwerke von Experten stützen könne, die derzeit damit befasst seien, die wichtigsten Anliegen der 16 Partner zu identifizieren. Als Planungsgrundlage habe man sich auf die Vision 2015 mit einem bis dahin zu entwickelnden Sollzustand verständigt. Antalovsky betonte, dass sich centrope bereits international etabliert habe und zu einem Begriff geworden sei.

Für die 16 Partner aus vier unterschiedlichen Staaten bieten sich gleichwertig und auch gleichzeitig zwei Varianten der Zusammenarbeit an, erklärte er. Eine Basiskooperation sämtlicher Partner mit einem schlanken multilateralen Management sowie Allianzkooperationen verschiedener Partner, die in speziellen Sachfragen mit gleichen Interessen zusammenarbeiten.

Peter Huber, WIFO-Experte für Regionale Arbeitsmärkte, Regionale Konjunktur und Wachstumsfaktoren sowie Räumliche Effekte von Integrationsprozessen, stellte fest, dass die centrope-Region über beste Voraussetzungen für arbeitsteilige Prozesse verfüge. Schon jetzt verschaffe sie der Zulieferindustrie Standortvorteile und insbesondere den Klein- und Mittelbetrieben (KMU) kostengünstige Entwicklungschancen. Allerdings brauche eine solche Region eine starke Infrastruktur, auch mehr grenzüberschreitende Investitionen sowie die Kooperation auch im öffentlichen Bereich. So sollte jedes Thema, das von einer Landesregierung behandelt werde, auf mögliche Synergien untersucht werden. Angesichts des hüben wie drüben beklagten Fachkräftemangels schlägt Huber Sondierungen vor um herauszufinden, inwieweit "ein centrope-Ausbildungs- und Qualifizierungsverbund machbar ist."

Niederösterreichs Landeshauptmannstellvertreter Ernest Gabmann bezeichnete die Unterstützung von innovativen Prozessen, die oft von Visionen ihren Ausgang nehmen, als einen besonders treffsicheren Beitrag, den die Regionalpolitik zur Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und zur Stärkung der Konkurrenzfähigkeit der Betriebe leisten könne. In diesem Sinne habe sich die Förderung der arbeitsteiligen Zusammenarbeit von Unternehmen des gewerblichen Mittelstandes in verschiedenen Branchenclustern als sehr erfolgreich für die teilnehmenden Firmen erwiesen und in Summe auch die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes erhöht. Die centrope-Region bedeute mehr Marktchancen für alle Partner.

Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl rückte die bedarfsorientierte Ausbildung in den Mittelpunkt seiner Überlegungen. "Es müssen jene Schwerpunkte gesetzt werden", sagte er, "die den Anforderungen der Wirtschaft entsprechen." Niessl plädiert für die Schaffung eines "Europäischen Verbundes für territoriale Zusammenarbeit", die zwar in den Grundzügen auf europäischer Ebene bereits beschlossen sei, wozu aber auf nationaler Ebene noch die Beschlüsse über die Durchführungsbestimmungen fehlten.

Hatte Ernest Gabmann in seinem Konferenzbeitrag an erster Stelle die Ausbildung als die größte Herausforderung genannt, so wurde er darin von einer Reihe namhafter Delegierter bestätigt. So meinte der Bürgermeister von Sopron, Tamas Fodor, es gelte eine neue Ausbildungsstruktur zu schaffen, den die derzeitige könne sich nicht rasch genug dem Bedarfswandel anpassen. Während sich Vladimir Bajan dafür aussprach, Prioritätsbereiche für gemeinsame Bildungsstandards festzulegen und diese zu definieren, setzte sein Stadtkollege Andrej Durkovsky, Oberbürgermeister von Bratislava, die Tagung von der Absicht in Kenntnis, "die Kapazität der Universitätsausbildung zu erweitern und der ganzen Region anzubieten." Oliver Pospisil, Vizebürgermeister von Brünn, räumte ein, man habe zwar genug Mittelschüler allgemeiner Art, "uns fehlen aber die Fachkräfte", betonte er. Dem müsse man "die Stirn bieten und das Schulwesen reformieren."

Wiens Bürgermeister Michael Häupl meinte, die strategischen Anleitungen, die man zu vermitteln trachte, sollten nicht allein auf die Marktentwicklung und den Wettbewerb ausgerichtet sein, man dürfe kein Politikfeld auslassen. Dabei unterstrich er die Bedeutung der Forschungs-, Bildungs- und Innovationspolitik, insbesondere auch der außeruniversitären Forschung und der privaten Grundlagenforschung. Eine Aufgabe für centrope sieht er darin, sich nicht allein an den Großen zu orientieren. Wer sich an die Häuptlinge wende, dürfe die Indianer nicht vergessen. Den Klein- und Mittelbetrieben stellte Häupl das Zeugnis aus, "ein wichtiges Element zur Schaffung von Lebensqualität zu sein."

In der centrope-Region eine feste Basis auch für relativ kleine Partner sieht der Bürgermeister von St. Pölten Matthias Stadler. "Centrope schafft auch den kleineren Partnern Chancengleichheit", sagte er. Eine klare "centrope-patriotische" Haltung demonstrierte er in der Frage der Öffnung des österreichischen Arbeitsmarktes. Im internationalen Wettstreit um gute Arbeitskräfte sollte man die Fachkräfte in der Region halten. Daher sei es besser, wenn ein Slowake nach Österreich ginge, statt nach Irland. Denn von dort sei die Rückkehr in seine Heimat weniger wahrscheinlich, als wenn er eine Zeitlang in Österreich arbeite. Sonst sei er für die gesamte centrope-Region verloren.

Eine besondere Grußadresse an Niederösterreich deponierte David Macek, Kreis-Abgeordneter von Südmähren. Dort habe man den Familienpass aus Niederösterreich übernommen, teilte er mit. Dieser Pass berechtigt jeden der bereits 12.000 Besitzer zur Konsumation spezieller Familienpassangebote in Niederösterreich wie umgekehrt den Inhaber eines NÖ Familienpasses zur Konsumation der Angebote in Südmähren.
 
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