Debatte über PISA-Ergebnisse  

erstellt am
06. 12. 07

 Missethon: Hin zum Schulalltag, weg von Expertendiskussion
ÖVP ist treibende Kraft in der Bildungspolitik
Wien (övp-pd) - "Es ist wichtig, sich dem Schulalltag zuzuwenden und Bildungspolitik nicht über eine reine Expertendiskussion, wie die SPÖ das macht, zu betreiben", betonte ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon am 06.12. bei einer Pressekonferenz gemeinsam mit der Wr. Stadträtin Mag. Katharina Cortolezis-Schlager. Dabei unterstrich Missethon, dass er sich auch in Zukunft den Kontakt zu Lehrern, Schülern und Eltern nicht verbieten lassen werde: "Man muss dort mehr hinschauen, wo Schule passiert, wo Schule gelebt wird. Es ist wichtig, dass sich Politik ein Bild vor Ort macht und ein Informationsaustausch stattfindet."

"PISA erscheint heute in einem neuen Licht", so der ÖVP- Generalsekretär. Man müsse sich damit auseinandersetzen, was PISA könne und was nicht. So zum Beispiel könne man aus PISA nicht ableiten, "dass überall eine Gesamtschule eingeführt werden muss". Massive Kritik übte Missethon an PISA-Chef Haider, bei dem fraglich sei "ob der Mann das kann", nachdem bei PISA "wissenschaftlich nicht profund" gearbeitet worden ist. "Haider hat zugegeben, dass im Jahr 2000 falsche Zahlen präsentiert worden sind. 2003 hat es keinen Absturz gegeben, die Kampagne gegen die damalige Unterrichtsministerin war ungerechtfertigt", betonte Missethon. Offensichtlich sei Haider "überfordert, er hat zu viele Hüte auf": Einerseits ist Haider PISA-Datenerheber, gleichzeitig der Interpret der Daten und auch noch Bildungsexperte der Ministerin. "Es ist fraglich, ob Haider noch weiß, welchen Hut er gerade auf hat."

Zur Situation in Wien hielt Missethon fest: "In Wien ist die Situation dramatisch, die Integrationspolitik ist ungesteuert und das wirkt sich auf viele andere Bereiche, wie auch den Schulbereich aus." In Wien gibt es einen exorbitant hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund. "Hier braucht es andere Antworten als in anderen Städten, weil dort völlig andere Grundvoraussetzungen herrschen", so der ÖVP-Generalsekretär.

"Die ÖVP ist in der Bildungspolitik als treibende Kraft stark vertreten", so Missethon, der an ÖVP-Vorschläge wie die Klassenschülerhöchstzahl von 25, Initiativen gegen Gewalt in der Schule und das Forcieren der Sprachförderung für die, die es brauchen, erinnerte. "Es hat mich sehr betroffen gemacht, wie die SPÖ argumentiert und agiert hat. Die SPÖ hat sich verloren in einer inhaltsleeren Ankündigungspolitik." Viele gemeinsam beschlossene Vorhaben seien noch immer nicht umgesetzt worden, so Missethon, der dabei auf die vorzeitige Schuleinschreibung in Wien verwies. "Im Packerl ‚Neue Mittelschule' sei nichts drinnen, die Ministerin sei in vielen Punkten in der Umsetzung säumig." Missethon zusammenfassend: "Die SPÖ ist Ankündigungsriese und ein Umsetzungszwergerl."

 

 Kalina: Österreich muss "von PISA lernen"
"Jetzt will die ÖVP nicht nur den Befund, sondern gleich auch den Arzt abschaffen"
Wien (sk) - Die Reaktion der ÖVP auf die Ergebnisse der PISA-Studie "werden immer skurriler: Jetzt will sie quasi nicht nur den Befund abschaffen, sondern gleich dazu auch den Arzt, der den Befund ausstellt und eine Therapie vorschlägt", so SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina zu den Angriffen der ÖVP auf PISA-Koordinator Günter Haider. "Ein reines Ablenkungsmanöver davon, dass PISA 2006 das 'Abschlusszeugnis' für über ein Jahrzehnt Schulpolitik Marke Gehrer ist", so Kalina.

"Es mag schon sein, dass die ÖVP in der Schulpolitik lieber ihre Kopf-in-den-Sand-Politik fortsetzen möchte, das wird es aber mit uns nicht spielen. Österreich muss von PISA lernen, das heißt, die Daten genau zu analysieren und sich jene Länder als 'Benchmark' zu nehmen, die erfolgreicher sind." Kalina verwies dazu als Beispiel auf Polen, das sich nach umfassenden Schulreformen innerhalb weniger Jahre bei PISA auffällig stark verbessert hat. Wie wenig stichhaltig die Position der ÖVP im übrigen sei, zeige sich daran, dass sie zum einen aus PISA aussteigen möchte, weil der Test angeblich nicht aussagekräftig sei, andererseits nun eine eigene Bundesländerauswertung der PISA-Daten fordert, so Kalina abschließend.

 

 Vassilakou: Peinliches öffentliches Mobbying von VP-Missethon gegen PISA-Chef Haider
Grüne Wien: VP agiert nach dem Motto: "Hängt den Überbringer der schlechten Nachricht!"
Wien (grüne) - Die Klubobfrau der Grünen Wien übt harsche Kritik an den Äußerungen von ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon und seiner Kollegin Katharina Cortolezis-Schlager über PISA-Chef Haider. "Die ÖVP versucht jetzt nach dem Motto: "Hängt den Überbringer der schlechten Nachricht!" PISA-Chef Haider schlecht zu reden. Das sind peinliche Untergriffe, mit denen die ÖVP versucht, die eigene Verantwortung für das schlechte PISA-Ergebnis zu kaschieren", so die Klubobfrau der Grünen Wien, Maria Vassilakou. "Den unumstrittenen und integeren PISA-Experten Haider öffentlich zu mobben, gibt kein gutes Bild der ÖVP ab. Die Grünen Wien fordern VP-Klubchef Molterer auf, den offensichtlich außer Rand und Band geratenen Missethon zurückzupfeifen."

"Die Tatsache, dass Kinder der zweiten Generation schlechter abschneiden als jene der ersten, muss zu einem radikalen Überdenken der Integrationspolitik führen", so Vassilakou. "Wir fordern endlich Chancengerechtigkeit für alle Kinder", so Vassilakou und verlangt von der Stadt Wien ein Konzept zur Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund.

Die Schulsprecherin der Wiener Grünen, Susanne Jerusalem ergänzt: "Im Finanzausgleich des Jahres 2000 haben die damalige Bildungsministerin Gehrer und Landeshauptmann Häupl die Pflichtschulen kurz und klein gekürzt. Es fehlen nach wie vor 1.000 Lehrerinnen und Lehrer. Es darf sich nun niemand darüber wundern, dass die Schulprobleme immer gravierender werden. Die Wiener VP-Stadträtin Cortolezis-Schlager jammert also über das eigene schulpolitische Versagen."

"Es ist unerhört, das schlechte PISA-Ergebnis LehrerInnen und Kindern mit Migrationshintergrund in die Schuhe schieben zu wollen. SPÖ und ÖVP wären gut beraten, endlich mit der Arbeit zu beginnen", so Jerusalem. "Wien braucht mehr Ressourcen und einen kostenlosen Kindergarten für alle Kinder ab drei Jahren".
 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

 
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