PISA-Studie 2006  

erstellt am
04. 12. 07

Schmied: Wir brauchen mehr Chancengerechtigkeit und Leistungsförderung an unseren Schulen
"Spitzenleistungen brauchen eine breite Basis"
Wien (sk) - "Aus der PISA-Studie ziehen wir wichtige Schlüsse für die notwendigen Reformen in unserem Bildungssystem. Ich nehme die Studie ernst. Sie zeigt, dass Länder, die Reformschritte setzen, davon profitieren. Bildungsreformen zahlen sich für die Gesellschaft und jeden einzelnen Jugendlichen aus. Länder wie Finnland, aber auch Polen zeigen, dass sich der Einsatz lohnt. PISA gibt uns die Möglichkeit, uns mit den Besten zu vergleichen und daraus faktenbasiert Schritte abzuleiten. Das spornt an", so Bildungsministerin Claudia Schmied bei der Präsentation der Studienergebnisse. "Es ist positiv, dass die Beteiligung der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Schülerinnen und Schüler in Österreich überdurchschnittlich hoch ist", so Schmied.

Bemerkenswerte Ergebnisse im Überblick:

  • Die Leseleistung der österreichischen Jugendlichen liegt wieder unter dem OECD-Schnitt. Vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund haben niedrige Lesekompetenzwerte. MigrantInnen der 1.Generation lesen besser als MigrantInnen der 2. Generation. "Ich ziehe klare Schlüsse aus den Ergebnissen: Der größte Reformbedarf besteht in der zentralen Grundkompetenz des Lesens. Gerade die Ergebnisse von Kindern mit Migrationshintergrund der zweiten Generation zeigen den Handlungsbedarf. Wie schon die PIRLS-Studie zeigt PISA : Lesekompetenz ist Grundvoraussetzung für den Bildungserfolg für alle Kinder, vor allem aber ist Sprach- und Lesekompetenz Schlüssel für gelungene Integration. Das verpflichtende Kindergartenjahr mit spezieller Sprachförderung für alle Kinder mit Sprachdefiziten ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Auch der Schwerpunkt in der Fort- und Weiterbildung der Volksschullehrer im Bereich der Leseförderung ist eine wichtige Maßnahme. Sprache ist der Schlüssel zum Leseerfolg", so Schmied.
  • Beinahe jeder dritte Jugendliche ist Risikoschüler in zumindest einem der drei Testbereiche (Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften). "Spitzenleistungen brauchen eine breite Basis. Wir können es uns weder gesellschaftlich noch ökonomisch leisten, dass jeder dritte Jugendliche in Österreich zumindest in einem der drei Testgebiete zu einer Risikogruppe gehört. Wir dürfen kein Kind zurücklassen. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel in der Lern-, Lehr- und Prüfkultur. Die Implementierung der Bildungsstandards durch das neu geschaffene BIFIE (Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens) ab Jänner 2008 ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Wir müssen die Vermittlung von Kompetenzen als zentrale Aufgabe des Bildungssystems begreifen. Nicht das Auswendiglernen darf im Mittelpunkt stehen. Das Verstehen von Zusammenhängen und Ursachen muss das Ziel sein", so Schmied.
  • Familiäre Herkunft bestimmt weiterhin den Bildungserfolg. SchülerInnen von Eltern mit Pflichtschulabschluss erzielen im Schnitt um 100 Punkte weniger, als Kinder von Eltern mit akademischer Ausbildung. "Besonders zu denken muss uns die geringe soziale Durchlässigkeit unseres Bildungssystems geben. Es ist gesellschaftspolitisch und ökonomisch problematisch, dass die Bildungschancen unserer Kinder nicht nur von ihrer Leistung, sondern auch in beträchtlichem Ausmaß von ihrer Herkunft abhängen. Der sozioökonomische Status der Eltern bestimmt leider noch immer das Bildungsniveau. Die Reformschritte der Bundesregierung zielen genau in diese Richtung: Wir brauchen mehr Chancengerechtigkeit und Leistungsförderung in unserem Bildungssystem. Deshalb intensivieren wir die Frühförderung, ermöglichen durch kleinere Klassen eine bessere Förderung der individuellen Begabungen und Talente jedes einzelnen Kindes, schaffen mehr und bessere ganztägige Schulangebote für Förderung auch am Nachmittag und ermöglichen durch die Modellversuche Neue Mittelschule angewandte Bildungsinnovation, aus der wir in den kommenden Jahren laufend Erkenntnisse für das Regelschulwesen gewinnen werden", betonte Schmied.
  • In der diesjährigen Hauptdomäne Naturwissenschaften liegt Österreich über dem OECD-Schnitt. Allerdings weisen Österreichs Jugendliche eine sehr geringe Motivation für naturwissenschaftliche Berufe auf. "Die engagierte Leistung der Lehrerinnen und Lehrer sowie in den vergangenen Jahren gesetzte Maßnahmen wie etwa das IMST-Programm (Innovationen machen Schulen Top), das seit 2005 auf den Pflichtschulbereich ausgedehnt wurde und mittlerweile über ein Drittel aller Fachlehrer erreicht, haben uns im Bereich der Naturwissenschaften auf den richtigen Weg gebracht, auch wenn natürlich noch weiter Verbesserungsmöglichkeiten bestehen. Diese Entwicklung ist umso positiver zu bewerten, als die Schwächen in der Leseleistung auch Auswirkungen auf die anderen Testgebiete haben. Ein wichtiger Schritt ist ein neuer Zugang zum Thema Naturwissenschaften. Das interdisziplinäre Thema ‚Science' soll auch in der Schule gesamtheitlich betrachtet werden. Ein Flächenfach ‚Science' soll in den pädagogischen Konzepten der Neuen Mittelschule einen neuen Zugang ermöglichen. Mehr Optimismus braucht das Land" betonte Schmied abschließend.

Die Ergebnisse der internationalen Studie "PISA2006. Internationaler Vergleich von Schülerleistungen." ist unter http://www.bmukk.gv.at abrufbar.


 

 Brinek: Zu einer nationalen Stärken- und Schwächenanalyse hätten wir PISA nicht gebraucht
ÖVP-Wissenschaftssprecherin kritisiert methodische Mängel
Wien (övp-pk) - Zu einer nationalen Stärken- und Schwächenanalyse hätten wir PISA nicht gebraucht. Qualitätssicherungssysteme wie Peer-Review-Verfahren und andere Evaluierungen bringen den Schulen direkte Verbesserungshilfen. Das stellte ÖVP-Wissenschaftssprecherin Abg. Dr. Gertrude Brinek fest.

"PISA stellt laut Aussagen der OECD eine Ergänzung und Erweiterung der nationalen Überprüfung von Bildungsqualität dar. Die Schwächen liegen in den schon aufgezeigten methodischen Mängeln, die bei einem weltumspannenden Testverfahren solcher Art auftreten. Darüber hinaus ist aus den PISA-Ergebnissen keine Rückmeldung an die einzelne Schule oder die einzelne Schulregion abzuleiten. Will sich eine Schule mit ihrem Abschneiden auseinander setzen und Verbesserungsmaßnahmen entwerfen, kann sie nicht auf PISA-Ergebnisse zurückgreifen. Rückschlüsse auf das Bildungssystem als Ganzes sind ebenso unzulässig, sodass die Frage bleibt: "Was ist der Sinn von PISA?", so Brinek.

"Was in Bezug auf Leseförderung zu tun ist, zeigen in gewisser Weise die PIRLS-Ergebnisse. Zur selben Erkenntnis kommen wir auch, wenn wir in pädagogische Gespräche mit Volksschullehrer/-innen mit Langzeiterfahrung treten. Auch die Tatsache, dass Lesen ‚die' zentrale Kompetenz für jede Art von Lernen ist, ist nicht neu", erklärte die Abgeordnete.

"Die Entwicklungen rund um PISA, die immer lauter werdende wissenschaftliche Kritik daran und die Gerüchte um das Verhalten von maßgeblichen Verantwortlichen - vor allem in verschiedenen Nachbarländern Österreichs - haben PISA seinen Mythencharakter genommen, so dass wir durchaus über ein Aussteigen aus dem PISA-Prozess nachdenken sollten - keinesfalls jedoch über eine Erweiterung, wie sie für das Hochschulsystem angedacht ist", schloss die Wissenschaftssprecherin.

 

 Brosz: PISA schreit nach massiven Reformen im Schulsystem
Herkunft entscheidet über die Zukunft
Wien (grüne) - "Es ist höchste Zeit, dass endlich Bildungsreformen umgesetzt werden. Die dritte PISA-Studie in Folge bestätigt die Mittelmäßigkeit des österreichischen Schulsystems und somit die Versäumnisse der letzten Jahre. Jedes andere Ergebnis wäre auch unerwartet gewesen, nachdem durch den Schüssel-Gehrer-Neugebauer-Kurs der ÖVP trotz all der bestätigten Probleme gespart und gekürzt wurde, wo es nur ging," so der Bildungssprecher der Grünen, Dieter Brosz.

Eine Verschiebung im Ranking um ein paar Plätze ist irrelevant. Viel wichtiger sind die Zusatzinformationen, die durch PISA geliefert werden. Und hier zeigt sich: "Herkunft entscheidet über die Zukunft und nicht Talent oder Fleiß." Der familiäre Hintergrund, das Einkommen und die Bildung der Eltern haben in Österreich einen weit überdurchschnittlichen Einfluss auf die Schulleistungen der Kinder. Der soziale Ausgleich gelingt viel schlechter als in anderen Ländern. "Wann nimmt die Regierung also endlich zur Kenntnis, dass ohne Gratiskindergarten und eine massive Aufstockung von FörderlehrerInnen in den Schulen die Zahl der 'RisikoschülerInnen' nicht sinken kann?"

Anstatt endlich Geld in die Hand zu nehmen und politische Maßnahmen zu setzen, werden ÖVP und SPÖ morgen im Nationalrat beschließen, dass die Erziehungsberechtigten dafür verantwortlich sind, dass ihre Kinder die Unterrichtssprache bei der Schuleinschreibung beherrschen. Schuld sind wieder einmal die Eltern, nicht die fehlenden Angebote. "Wer den Kopf in den Sand steckt, wird weiter Mittelmaß und soziale Selektion ernten," so Brosz.

 

 Zanger: Erlitz soll sich von linken Phantasien lösen
Neue Mittelschule wird Bildungsproblematik nicht lösen
Wien (fpd) - "Aus der aktuellen Pisa-Studie werden wieder einmal die falschen Schlüsse gezogen. Erstens ist der hohe Anteil schlecht integrierter Ausländer mit Schuld an den schlechten Ergebnissen, denn wer die Sprache nicht beherrscht, kann auch die Fragestellungen der Studie nicht befriedigend beantworten. Zweitens werden die guten Ergebnisse der Gymnasien und auch der Hauptschulen in den ländlichen Gebieten unter den Tisch gekehrt", äußerte der steirische FPÖ-NAbg. Wolfgang Zanger in Reaktion auf die Aussagen des steirischen Landesschulratspräsidenten Erlitz.

"Daher ist die Forderung nach der Mittelschule als Lösung ein leicht durchschaubares Spiel. Die Ergebnisse der Pisa-Studie liefern den Mittelschullobbyisten die nötigen Argumente und diese können ihre linken Phantasien mit Nachdruck einfordern. Erlitz sollte aber bedenken, dass die deutschen Bundesländer, wo die Mittelschule eingeführt wurde, gegenüber den deutschen Ländern mit der klassischen Schulausbildung im Nachteil sind. Weiters herrschen im Vorbildland Finnland ideale Bedingungen, da von 7.000 Bewerbern auf eine Lehrerausbildung lediglich die 500 Besten zugelassen werden. Solche Schritte müssen wir uns überlegen und keinen undifferenzierten Einheitsbrei, der zu einer Nivellierung nach unten führt", so Zanger weiter. "Auch die Eltern sind aufgrund der Leseergebnisse gefordert. Vom frühesten Alter an den Kindern vorzulesen und später gemeinsam mit ihnen zu lesen, ist mit Sicherheit eine geeignetere Förderung als staatliche Zwangsbeglückung. Die individuelle Verantwortung müsse auch gefördert werden, anstatt ständig nach dem Staat zu rufen."

 

Ettl: Alamierend, dass noch mehr SchülerInnen nicht Sinn erfassend lesen können
Verpflichtendes Vorschuljahr und Beendigung der viel zu frühen Selektion notwendig
Wien (ak) - "Wenn fast ein Viertel der Jugendlichen nicht richtig lesen kann, hapert es im Bildungssystem gewaltig", sagt die stellvertretende AK Direktorin Johanna Ettl zu den PISA-Ergebnissen. Für Ettl ist alarmierend, dass der Anteil der SchülerInnen, die nicht Sinn erfassend lesen können, im Vergleich zum letzten PISA-Vergleich sogar noch von 20 auf 21,5 Prozent gewachsen ist. Zudem stagnieren in den Bereichen Mathematik und Naturwissenschaften die Leistungen der SchülerInnen auf mittelmäßigem Niveau, während Länder wie Finnland zeigen, dass Verbesserungen selbst bei ausgezeichnetem Ausgangsstand möglich sind, so Ettl. Der Abstand zu den Spitzenländern bleibt somit groß, und verhältnismäßifg wenige erbringen Spitzenleistungen. "Die Ergebnisse machen überdies die soziale Schieflage im österreichischen Bildungssystem deutlich", verweist Ettl darauf, dass das Elternhaus laut PISA-Experten durch die frühe Aufteilung der Kinder auf verschiedene Schultypen beim Schulerfolg eine größere Rolle spielt als anderswo. "Wenn wir unseren Kindern die Chance geben wollen, in einer wissensbasierten Gesellschaft mitzuhalten, dürfen wir nicht zulassen, dass so viel Pozential verschwendet wird", sagt Ettl. Sie fordert die Einführung des verpflichtenden Vorschuljahres und die flächendeckende Einführung der Gemeinsamen Schule bis 14 Jahre mit individueller Förderung. "Sowohl am unteren als auch am oberen Ende der Leistungsskala schneidet Österreich im internationalen Vergleich miserabel ab", sagt Ettl. Auf der einen Seite hat rund ein Drittel eines Jahrgangs Defizite in einem der drei Testbereiche, und es wächst die Risikogruppe jener, die nicht richtig lesen können. Auf der anderen Seite stagniert die Zahl der SchülerInnen die besonders gute Leistungen erbringen auf niederem Niveau. "Bedenklich ist auch, dass der Anteil jene, die nach der Pflichtschule keine weitere Ausbildung mehr beginnen, gegenüber der letzten Studie noch auf sechs Prozent gestiegen ist", so Ettl. Die Ergebnisse zeigen für Ettl einmal mehr den Reformbedarf im heimischen Bildungssystem. Die AK fordert: + rasche Einführung eines gebührenfreien verpflichtenden Vorschuljahrs für alle Kinder; + flächendeckende Einführung der Gemeinsamen Schule bis 14 anstatt der hochselektiven Teilung in Hauptschule und AHS-Unterstufe mit doppelten Verwaltungsstrukturen; + Ausbildung aller LehrerInnen auf der Uni mit Schwerpunkt im methodisch-didaktischen Bereich und verpflichtender LehrerInnenweiterbildung.

 

Beyrer: PISA- und PIRLS-Studie bestätigen notwendigen Reformbedarf im Bildungswesen
Ergebnisse kein Grund zu Jubel - In Konzept "Schule 2020" aufgezeigte Handlungsnotwendigkeit bestätigt
Wien (pdi) - "Die heute offiziell präsentierten Ergebnisse der jüngsten PISA- sowie der PIRLS-Studie bestätigen die notwendige - und von der Industrie im Rahmen ihres Konzeptes "Schule 2020" aufgezeigte - Handlungsnotwendigkeit im österreichischen Bildungswesen", so der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV) Mag. Markus Beyrer. Die diesjährigen Ergebnisse der PISA-Studie belegen, dass die Ergebnisse nur mittelmäßig seien und keine signifikante Verbesserung darstellten. Trotz der Ranking-Verbesserung in allen geprüften Bereichen zeige sich bei näherer Betrachtung klar, "dass sich die Punktezahl kaum verändert hat - im Bereich Lesen und Mathematik haben sich die Leistungen nach Punkten sogar verschlechtert. Es besteht daher absolut kein Grund zum Jubel". Gleichzeitig sei vor einer allgemeinen Überbewertung und unkritischen Instrumentalisierung der vorliegenden Ergebnisse zu warnen.

Als "dramatisch" bewertet die IV das Ergebnis der PIRLS-Studie, die die Lesekompetenz der Volksschüler abtestet. "Besonders problematisch ist die Tatsache, dass jeder sechste Volksschul-Abgänger nur unzureichend Sinn erfassend lesen kann. In absoluten Zahlen verlassen damit rund 14.000 Schülerinnen und Schüler die Volksschule mit ernsthaften Problemen beim Leseverständnis. Das ist grob fahrlässig und unverantwortlich", so Beyrer. Die IV bekräftige daher ihre Forderung nach einem verpflichtendem, staatlich finanzierten Startschul- bzw. Kindergartenjahr ab dem 5. Lebensjahr mit altersgerechter Pädagogik, insbesondere zum Aufbau der sprachlichen, kommunikativen und sozialen Fähigkeiten zur besseren Vorbereitung auf die Grundstufe. "Darunter verstehen wir eine gezielte Förderung der vorschulischen Erziehung mit Schwerpunkt Sprachkompetenz auf Basis regelmäßiger Sprachfeststellungen. Gleichzeitig haben die Eltern ihre Verantwortung bei der grundlegenden, kindgerechten Erziehung wahrzunehmen. Die Schule kann hier nur ergänzend und begleitend wirken", betonte Beyrer.

Beyrer unterstrich die Notwendigkeit internationaler Vergleichsstudien über schulische Leistungen und die dadurch gebotene Möglichkeit, offen und wertfrei über die Zukunftsfragen Bildungs-, Integrations- und Familienpolitik zu diskutieren. "Denn", so Beyrer weiter, "die Förderung unseres wichtigsten Rohstoffes, des Humankapitals, ist für die Sicherung des Industrie- und Arbeitsstandortes und damit für Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand von zentraler Bedeutung.

Eine qualitativ hochwertige Ausbildung zur nachhaltigen Sicherung der dringend benötigten Fachkräfte im naturwissenschaftlich-technischen Bereich liegt der Industrie daher ganz besonders am Herzen. Die IV wird kommenden Montag, den 10. Dezember 2007, um 10.00 Uhr im Rahmen einer Pressekonferenz ein strategisches Konzept präsentieren, das zur Sicherstellung des naturwissenschaftlich-technischen Fachkräftenachwuchses entwickelt wurde.

 

Pirker: "Lesekompetenz ist Lebenskompetenz"
Das Zeitunglesen leistet dazu - wie internationale Studien beweisen - einen nachhaltigen Beitrag
Wien (vöz) -
Die PISA- und PIRLS-Ergebnisse sind hinsichtlich der Lesekompetenz der österreichischen Schülerinnen und Schüler unerfreulich. "Nicht nur weil beim nächsten PISA-Vergleich die Lesekompetenz die Hauptdomäne der Untersuchung darstellen wird, sondern weil sie als Lebenskompetenz ausschlaggebend für die ökonomischen, sozialen und kulturellen Zukunftschancen der jungen Menschen ist, muss das Lesen massiv gefördert werden. Das Zeitunglesen leistet dazu - wie internationale Studien beweisen - einen nachhaltigen Beitrag", erklärte VÖZ-Präsident Horst Pirker. Das Angebot von "Zeitung in der Schule" sollte daher im Unterricht erheblich stärker genutzt werden. Die Zeitungen und Magazine des Verbandes werden eine Offensive zur Verbesserung der Lesekompetenz, des Leseverständnisses und der Lesemotivation jedenfalls unterstützen, auch im Bewusstsein, dass kein elektronisches Medium dazu einen vergleichbaren Beitrag leisten kann.

Das "Geheimnis" der Finnen
Eine Studie des Instituts für Bildungsforschung an der finnischen Universität Jyväskylä hat im Zusammenhang mit der letzten PISA-Erhebung nachgewiesen, dass Zeitunglesen einer der wesentlichen Erklärungsgründe für die ausgezeichneten Resultate der finnischen Jugendlichen im PISA-Vergleich ist. In Finnland, so der VÖZ-Präsident, lesen sechs von zehn aller 15-Jährigen regelmäßig und mehrmals wöchentlich Zeitungen. Das Lesen von Zeitungen fördert laut Studie Schlüsselfertigkeiten, die auch für andere Lernsituationen von ausschlaggebender Bedeutung sind: für Mathematik ebenso, weil das Textverständnis einfach besser ist, wie im Bereich der Naturwissenschaft und der Fähigkeit, Probleme zu verstehen und zu lösen. Daher waren umgekehrt auch im finnischen PISA-Test 2003 jene die schwächsten Schüler, die kaum oder nie Zeitung lesen.

Durch Zeitunglesen auf der Überholspur
Pirker verwies auch auf die erst heuer vorgestellte Studie der Universitäten Koblenz-Landau und Kaiserslautern, bei der junge Auszubildende in einem einjährigen Projekt in zwei Gruppen untersucht wurden, wobei die eine Gruppe bewusst Zeitung gelesen hat, während das Mediennutzungsverhalten der Kontrollgruppe unverändert blieb. Während zu Beginn des Leseprojektes wesentliche Unterschiede beim Allgemeinwissen festgestellt wurden und die Wissenskluft zwischen formal gering und formal besser Gebildeten groß war, gelang es der Experimentalgruppe im Laufe des Projekts, durch regelmäßiges Zeitunglesen zu den Auszubildenden mit höherem Bildungsniveau aufzuschließen. Der Wissenszuwachs der Zeitung lesenden Experimentalgruppe hatte sich in nur wenigen Monaten, unabhängig von der Schulbildung, verdoppelt.


Zeitung in der Schule und in der Familie
"Zeitung in der Schule" (ZiS) bietet - in Abstimmung mit dem Bildungsministerium und den Schulbehörden - für Lehrerinnen und Lehrer aller Schultypen und Schulstufen von der Volksschule an ein umfangreiches Serviceangebot, darunter Gratis-Abos für Unterrichtsprojekte, didaktische Unterrichtsbehelfe für diverse Fächer sowie spezielle Seminare in allen Bundesländern. Pirker unterstrich aber gleichzeitig auch die Verantwortung der Eltern, deren Einstellung zum Lesen für die Jugendlichen prägende Vorbildwirkung hat: "Bücher und Zeitungen im Haus sind auch nicht durch noch so viele TV-Programmangebote zu ersetzen."
 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

 
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