Analysen zur Geschlechterdifferenz  

erstellt am
14. 12. 07

Frauen bilden die klare Mehrheit
Wien (statistik austria) - Derzeit entfallen auf 4 ¼ Mio. Frauen nur wenig mehr als 4 Mio. Männer. Es gibt damit um 5% weniger Männer als Frauen. Während stets mehr Knaben als Mädchen geboren werden, nimmt der Anteil der Männer mit fortgeschrittenem Lebensalter zunehmend ab. Bei den über 75-Jährigen gibt es nur halb so viele Männer wie Frauen.

Frauen leben um 5,6 Jahre länger als Männer, Männer holen aber auf
Im Jahre 2006 betrug die Lebenserwartung der Frauen 82,7 Jahre, jene der Männer 77,1 Jahre – die weibliche Lebenserwartung ist damit um 5,6 Jahre höher als die der Männer. Der Vorsprung der weiblichen Lebenserwartung hat sich allerdings in den letzten Jahren verringert: Anfang der 80er Jahre hatte er noch 7,2 Jahre betragen, also gut 1 ½ Jahre mehr als heute. Laut Prognose der Statistik Austria wird sich die Schere in der Lebenserwartung zwischen den Geschlechtern weiter schließen und im Jahre 2030 nur noch 5,1 Jahre betragen.

Allein zu leben ist bei jungen viel seltener als bei älteren Frauen
Fast die Hälfte (49%) der 75- und mehrjährigen Frauen leben allein im Haushalt. Bei den gleichaltrigen Männern sind es nur 22%. In den letzten Jahren haben auch die Single-Haushalte im jungen Erwachsenenalter zugenommen und hier vor allem bei den Männern: 2006 lebten 20% der 30- bis 34-jährigen Männer allein. Bei den Frauen dieser Altersgruppe waren es nur 12%; parallel zum früheren Auszug aus dem Elternhaus gehen Frauen auch biographisch früher eine erste Partnerschaft ein.

Bildungsexpansion der letzten Jahrzehnte betraf Frauen stärker als Männer
Die Bildungsexpansion der letzten Jahrzehnte, durch die die Zahl der Personen mit lediglich Pflichtschulabschluss deutlich gesenkt wurde, betraf Frauen stärker als Männer und ermöglichte einen bemerkenswerten Aufholprozess. Betrachtet man die gesamte Bevölkerung im Alter von über 15 Jahren, dann wird dieser Effekt nur abgeschwächt sichtbar, da die ältere Bevölkerung ja von dieser Bildungsexpansion der letzten 40 Jahre nicht mehr betroffen war. Die Anteile der Frauen mit Lehrabschluss und Abschluss einer berufsbildenden mittleren Schule haben sich verdoppelt, mit Maturaabschluss (und ohne Hochschulabschluss) verdreifacht und mit Hochschul- oder anderem Tertiärabschluss etwa verzehnfacht. Frauen dominieren mit 68% die Kategorie der berufsbildenden mittleren Schulabschlüsse und haben einen Gleichstand mit den Männern bei Matura und Hochschulabschlüssen erreicht. Allerdings tritt das völlige Fehlen eines weiterführenden Schulabschlusses nach der Pflichtschule mit 34% bei Frauen immer noch deutlich häufiger auf als bei Männern (21%), da letztere weit öfter eine Lehre samt Berufsschule abgeschlossen haben (46%) als Frauen (26%).

Weibliche Mehrheiten bei aktuellen Maturajahrgängen und Hochschulabschlüssen, krasses Defizit an weiblichen Universitätsprofessorinnen
Nachdem die Maturajahrgänge schon seit zwanzig Jahren über weibliche Mehrheiten verfügen, ist dies seit dem Studienjahr 2000/2001 auch bei den Universitätsabschlüssen der Fall. Weit entfernt von weiblichen Mehrheiten sind allerdings noch die Universitätsprofessuren: Mit 14% hat sich der Anteil zwar gegenüber früheren Zeiten spürbar erhöht (1960/61: 2%), ist aber noch weit von gleichen Anteilen der ordentlichen und außerordentlichen Universitätsprofessuren entfernt.

Erwerbsbeteiligung der Frauen in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen
Für Österreich lässt sich in den letzten 40 Jahren eine deutlich zunehmende Erwerbsbeteiligung der Frauen feststellen. 1961 waren 53% der 15- bis 64-jährigen Frauen erwerbstätig oder arbeitslos, 2006 waren es bereits 67% - und das trotz verlängerter Ausbildungsphase und deutlich früherem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben. Damit näherte sich die Erwerbsquote der Frauen tendenziell jener der Männer an. Betrug der Unterschied zwischen weiblicher und männlicher Erwerbsquote (15 bis 64 Jahre) 1961 noch 37 Prozentpunkte, hat er sich 2006 auf 14 Prozentpunkte verringert.

Vier von zehn Frauen arbeiten in Teilzeit
Ein Teil dieses Anstiegs geht auf die deutliche Ausweitung der Teilzeitbeschäftigung zurück. Allein in den letzten zehn Jahren stieg die Teilzeitquote der unselbständig erwerbstätigen Frauen von 27% auf 42%. Zum Vergleich: Bei den Männern betrug die Teilzeitquote im Jahr 2006 6%. Am meisten verbreitet ist die weibliche Teilzeitarbeit bei den 35- bis 39-Jährigen, wo sie schon häufiger als die Ganztagsarbeit geworden ist (51%).

Nur 3% der Männer beziehen Kinderbetreuungsgeld
Nach wie vor beziehen sehr wenige Männer Kinderbetreuungsgeld: 97% der Überweisungen gehen an Frauen. Seit 2003 zeigen sich hier keine Veränderungen.


Nahezu 70% aller erwerbstätigen Frauen sind Angestellte oder Beamtinnen, 80% arbeiten im Dienstleistungssektor
Gleichzeitig veränderte sich die Struktur der weiblichen Erwerbstätigkeit grundlegend. Während 1951 noch mehr als ein Drittel als Bäuerinnen oder als mithelfende Familienangehörige in der familieneigenen Landwirtschaft arbeitete, ist dies 2006 nur noch bei 5% der erwerbstätigen Frauen der Fall. Andererseits hat sich im selben Zeitraum der Anteil der unselbständig erwerbstätigen Frauen von 55% auf 89% erhöht, wobei der Anteil der Arbeiterinnen von 37% auf 20% zurückgegangen und jener der Angestellten und Beamtinnen von 17% auf 69% angestiegen ist. Parallel dazu hat sich die Frauenerwerbstätigkeit zum Dienstleistungssektor hin verlagert: Heute arbeiten 80% aller weiblichen Erwerbstätigen in diesem Wirtschaftsbereich. Ähnliche Trends waren auch bei den Männern zu beobachten, sie waren aber dort weniger stark ausgeprägt.

Geringer Frauenanteil in höheren Positionen
Sechs von zehn Hilfsarbeitertätigkeiten, jedoch nur 4% der Vorarbeiter- und Meistertätigkeiten werden von Frauen geleistet. Sieben von zehn Angestellten, die Hilfstätigkeiten verrichten, sind weiblich, jedoch nur 31% der Angestellten mit hoch qualifizierten oder führenden Tätigkeiten. Am geringsten sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern im öffentlichen Dienst, wo Beamtinnen und weibliche Vertragsbedienstete zusammen 42% der hoch qualifizierten oder führenden Tätigkeiten leisten (Beamtinnen 37%, Vertragsbedienstete 54%).

Frauen verdienen deutlich weniger als Männer
Frauen verdienen nach wie vor, in allen Beschäftigtengruppen und unabhängig davon, ob sie Hilfsarbeiten oder führende Tätigkeiten ausüben, deutlich weniger als Männer. Ganzjährig vollzeitbeschäftigte Frauen erzielen nur rund drei Viertel der Männereinkommen. Noch deutlicher zeigt sich der Unterschied bei ganzjährig vollzeitbeschäftigten Angestellten und Arbeiterinnen, die nur rund zwei Drittel des Einkommens ihrer männlichen Kollegen verdienen. Fast kein Unterschied ist hingegen zwischen vollzeitbeschäftigten Beamtinnen und Beamten zu verzeichnen.


Frauen beziehen immer mehr Alterspensionen
Im Jahr 2006 wurden von den Pensionsversicherungsträgern rund 2,1 Mio. Pensionen ausbezahlt, davon 1,3 Millionen an Frauen. Ein Blick auf die Pensionsbezieherinnen zeigt: Während 1980 nur 35% eine Alterspension bezogen, waren es 2006 bereits 51%. Bei den Witwenpensionen zeigte sich hingegen eine gegenläufige Entwicklung, von 46% auf 34%.
 
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