Österreichs Elektroindustrie verliert an Spannung   

erstellt am
13. 12. 07

Umsatzwachstum 2007 plus 7 Prozent – 2008 und 2009 verliert die Branche deutlich an Schwung – Elektro- und Medizintechnik aus Österreich sind unverändert Exportschlager
Wien (ba-ca) - Die Herstellung von elektrotechnischen und elektronischen Produkten, kurz Elektroindustrie, wächst 2007 nur wenig langsamer als 2006, wobei mit einem Zuwachs der Produktion von rund 5 Prozent und des Branchenumsatzes im Bereich von 7 Prozent zu rechnen ist. Das Umsatzvolumen wird über 17,5 Milliarden Euro steigen. Das geht aus dem jüngsten Branchenbericht der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) Konzernvolkswirtschaft hervor. Auch im langfristigen Vergleich verliert die Branche 2007 wenig Tempo: In den letzten zehn Jahren stieg die Produktion der Elektroindustrie um 7,7 Prozent im Jahr, der Umsatz um 4,3 Prozent.

Erst 2008 und voraussichtlich 2009 wird das Branchenwachstum deutlich schwächer, parallel zum schwächeren gesamtwirtschaftlichen Wachstum. "Auch wenn die Zuwachsraten nicht unter die 2 Prozent-Marke im Jahr fallen, bedeutet das für die Elektroindustrie erhebliche Nachfrageeinbußen im Inland, da die Branche weniger von den zu erwartenden kräftigeren Konsumausgaben profitiert, als sie unter dem schwächeren Wachstum der Investitionen der Wirtschaft leidet", so Branchenanalyst Günter Wolf. Noch entscheidender ist für die stark exportorientierte Branche, dass die Auslandsnachfrage an Tempo einbüßt. Die Elektroindustrie erlöst fast 70 Prozent ihres Umsatzes im Export. Unter den aktuellen Bedingungen kann für die nächsten zwei Jahre zumindest ein Produktionsrückgang ausgeschlossen werden. Die Zuwachsraten rutschen aber deutlich unter die 5 Prozent-Marke.

Aus Österreich werden Elektrotechnik- und Elektronikprodukte im Wert von insgesamt 11,8 Milliarden Euro exportiert und um 13 Milliarden Euro importiert. "Das Defizit im Außenhandel mit Elektrotechnik und Elektronik von 1,2 Milliarden Euro ist Ausdruck des hohen Konkurrenzdrucks und Verdrängungswettbewerbs", sagt Wolf, "Dieser ist vor allem in Märkten mit hoch standardisierten Produkten, die nur in großen Stückzahlen rentabel erzeugt werden können, besonders hart." So wird der Großteil der Computer und IT-Peripheriegeräte für den österreichischen Markt importiert. Darüber hinaus ist Österreich aufgrund der relativ hohen Produktionskosten als Produktionsstandort für Standardgüter, wie sie vor allem im Bereich der Unterhaltungselektronik zu finden sind, nicht geeignet. In dem Segment wurde China zum weltweit wichtigsten Erzeugerland.

Das hohe Handelsdefizit in den Konsumgütersegmenten kann mit Exportüberschüssen in anderen Teilsparten zum Teil ausgeglichen werden. Die sehr guten Außenhandelsergebnisse einiger Bereiche beweisen, dass die Elektroindustrie auch in Österreich im Kern konkurrenzfähig ist: Besonders erfolgreich im Export sind die Elektrotechnik, der Hersteller elektronischer Bauteile und von Medizintechnik.

Im europäischen Branchenvergleich zählt die heimische Elektroindustrie sogar zu den Wachstumsspitzenreitern. Die Branchenproduktion ist in den letzten zehn Jahren in Österreich um insgesamt 111 Prozent gestiegen, in der EU-25 um 53 Prozent. "Die sehr gute internationale Positionierung ist Ausdruck der hohen Konkurrenzfähigkeit eines zentralen Teils der österreichischen Elektroindustrie und wird durch die hohe Wertschöpfungsintensität der Branche gestärkt", attestiert BA-CA Ökonom Günter Wolf. Mit einer Wertschöpfungsquote von 36 Prozent, gemessen am Umsatz, liegt die Branche deutlich über dem EU-25-Schnitt von 30 Prozent, im europäischen Spitzenfeld. Die Basis dafür sind wiederum hohe Forschungsausgaben und laufende Innovationen. Österreichs Elektroindustrie ist nicht nur eine der forschungsfreudigsten sondern auch eine der innovativsten Branchen in Europa. Die Wettbewerbsfähigkeit und ein nachhaltiges Wachstum sind zumindest in Teilen der Branche gesichert.
 
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