Franzobel: "Die Verzückung"   

erstellt am
07. 01. 08

Graz (dramagraz) - Seit er 1995 den Bachmann-Preis gewann, ist Franzobel mit seinen Theaterstücken, Romanen und Essays ein Fixstern am Himmel der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Seine Texte enthüllen einen opulenten, amüsanten Worterfindungsmeister und barocken Geschichtenerdenker, dessen Metaphern und poetische Bilder kühne Sprachformationen bilden: "Franzobels Welt ist verschroben aktuell, zeitgeschichtlich auf dem neuesten Stand und massenpsychologisch vielleicht sogar noch weiter. Fußballmetaphorisch ist der regelmäßig in Argentinien weilende Schriftsteller eindeutig der Goleador der österreichischen Gegenwartsliteratur. Franzobel kreiert einen Erzählstil, der vor skurriler Metaphorik und semantischen Finessen, vor Neologismen und Klangmalereien nur so sprüht und funkelt." (Die Zeit)

Nach der viel beachteten Uraufführung „Black Jack“ (UA: 20. August 2003; Festwochen Gmunden) wird Franzobel ein weiteres Auftragswerk für dramagraz und den Regisseur Ernst M. Binder verfassen. Im Monolog "Die Verzückung" thematisiert er die weibliche Sexualität und den gesellschaftlichen Umgang mit geschlechtlichen Themen. Sein Interesse gilt dabei vor allem dem Zusammenhang zwischen Körperlichkeit und Spiritualität in einer übersexualisierten Gesellschaft, in der Pornografie alltäglich und das Liebesleben des einzelnen Sache von Werbung und Unterhaltungsmedien geworden ist:

"Es ist irgendwie so eine leichte Utopie, die mir vorschwebt. Von einer sinnlichen Religion oder religiösen Sinnlichkeit. Weil ja umgekehrt das Pornographische gegenwärtig kaum mehr etwas Verbotenes hat und total verkauft wird. Die Sexualität hat kaum mehr ein Geheimnis oder etwas Heiliges, oder etwas, dem man mit Respekt begegnen könnte. Es ist reine Geschäftemacherei. Man geht raus auf die Straße und sieht sofort lauter Titten und nackte Ärsche, denen man nicht entfliehen kann, und die einem besonders als Mann den ganzen Tag versauen können.“ (Franzobel)

In "Die Verzückung" erzählt eine Frau aus ihrem Leben als Wirtstochter, die im Gasthaus zwischen Alkohol, derben Sprüchen und sexuellen Belästigungen aufwuchs und für die außerhalb der „Schirchwörter“ und Grapschereien von Besoffenen keine Liebe mehr existiert. Mit lakonischer Offenheit, ohne Pathos, dafür aber mit einem sicheren Instinkt für das Menschliche im Skurrilen, Grotesken spürt Franzobel den traumatischen Begebenheiten und berührenden Kindheitserlebnissen seiner Protagonistin nach, die vor einer Entscheidung zwischen Leben und Tod steht…

Co-Produktion von dramagraz und echoraum, Wien

Uraufführung: 1. Februar 2008, 20:00 Uhr; echoraum, Sechshauser Straße 66, 1160 Wien

Weitere Vorstellungen in Wien: 2., 5., 6., 7., 8., 9., 13., 14., 15., 16. Februar 2008, jeweils 20:00 Uhr

Premiere in Graz: 19. Februar 2008, 20:00 Uhr; Literaturhaus Graz, Elisabethstraße 30, 8010 Graz

Weitere Vorstellungen in Graz: 20., 21., 22., 23., 24., 29. Februar 2008 und 1., 2., 3., 7., 8., 9. März 2008, jeweils 20:00 Uhr

Informationen: http://dramagraz.mur.at/
 
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