Qualtinger lebt!   

erstellt am
07. 01. 08

Ein Helmut Qualtinger-Abend in der Komödie am Kai – Szenische Lesung von Karl Merkatz, Hanno Pöschl, Georg Biron und Max Mayerhofer
Wien (imagefactory) - 80 Jahre wäre er im Jahr 2008 geworden, der Helmut Qualtinger (1928-1986), der in seinen Theaterstücken, Sketches und Minidramen mit bösem Witz und klugem Humor die Wiener Seele bis zur Kenntlichkeit bloßgelegt hat.

An zwei Abenden im Fasching präsentieren Karl Merkatz, Hanno Pöschl, Georg Biron und Max Mayerhofer – vier Generationen – auf der Bühne der Wiener Komödie am Kai die bissigsten und lustigsten Passagen aus Qualtingers schriftstellerischem Werk.

Karl Merkatz (*1930), den meisten Österreichern als unverwüstlicher „Mundl“ ein Begriff, war mit Qualtinger befreundet und spielte gemeinsam mit ihm u. a. in Hamburg Theater.

Hanno Pöschl (*1949) stand mit dem „Quasi“ unter der Regie von Maximilian Schell im Kinofilm „Geschichten aus dem Wienerwald“ vor der Kamera.

Georg Biron (*1958) lernte Helmut Qualtinger bei den Dreharbeiten zur „Alpensaga“ von Peter Turrini und Wilhelm Pevny kennen und verfasste nach Qualtingers Tod gemeinsam mit Michael Kehlmann 1987 die im Verlag Kemayr&Scheriau erschienene Biographie „Der Qualtinger“.

Der junge Schauspieler Max Mayerhofer (*1980) spielte schon mit 13 Jahren im Theater in der Josefstadt („Der Bockerer“) und war zuletzt unter der Regie von Georg Biron in Theaterproduktionen in Wien und Graz zu sehen („Planet Schwab“, „Rebellen im Internet“). Sein Diplom als Schauspieler machte er 2005 mit einem Monolog von Helmut Qualtinger.

Nachdem sich Helmut Qualtinger vom Kabarett verabschiedet hatte, weil er eingesehen hatte, dass das Lachen keine Medizin gegen das herrschende Übel war, wurde er Propagandist und Agitator seiner Weltanschauung. Er gab Unterrichtsstunden zum Kampf auf Leben und Tod und legte die Wurzeln des Systems frei. Als politischer Künstler leistete Helmut Qualtinger vielschichtigen Widerstand. Er war ein österreichischer Dissident, der bei Johann Nestroy und Karl Kraus seine künstlerischen Wurzeln suchte. Was er spielte, war Teil seines Widerstandsprogramms, seiner „Partisanentätigkeit“.

Qualtinger exekutierte seine Opfer durch feinste Nuancen des Vortrags, er verfolgte den Tonfall fremder Zungen bis in die verräterischsten Schlupfwinkel.

Die Sprache hatte es ihm angetan. Sie war sein Werkzeug und seine Macht, sein Protest und sein Leben. Es war die Sprache der Vorstädte und der Einsamkeit, die Sprache verlorener Träume und verdrängter Geschichte.

Er hatte Heimweh nach Wien, wenn er in Wien war. Verließ er die Stadt, verlor er sein Heimweh. Wien war sein Schicksal: Am liebsten wollte er weggehen, am liebsten blieb er hier. Er war süchtig. Diese Stadt war seine Droge.

„Was Helmut Qualtinger unternimmt“, schrieb der "Spiegel"-Kritiker Hellmuth Karasek, „ist die gewaltsame, zähneknirschende Ehrenrettung einer Metropole durch ihre andere Wirklichkeit. Das ist der patriotische Kraftakt eines Wahrheitsfanatikers.“

Sonntag, 3. Februar & Montag, 4. Februar 2008, jeweils 19 Uhr 30
Informationen:
http://www.komoedieamkai.at/
 
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