Einmal arm, immer arm?   

erstellt am
10. 01. 08

Ergebnisse aus EU-SILC 2005 zeigen Dauerhaftigkeit von Armutsgefährdung in Österreich
Wien (statistik austria) - Laut regelmäßigen Erhebungen von Statistik Austria sind rund eine Million bzw. ein Anteil von 12-13% der Menschen in Österreich von Armut gefährdet. Eine vertiefende Analyse über zwei aufeinanderfolgende Kalenderjahre (EU-SILC-2005, EU-SILC 2004) belegt beträchtliche Bewegungen aus und in die Armutsgefährdung. Rund 5% der Bevölkerung mussten in beiden Jahren mit einem niedrigen Einkommen auskommen und sind auch verstärkt von sichtbaren Armutslagen betroffen. Rund 7% der Bevölkerung erlebten eine Verschlechterung der Einkommenssituation zwischen EU-SILC 2004 und EU-SILC 2005, die zu einer Neugefährdung führt; ungefähr ebenso viele Personen konnten ihr Einkommen über die Gefährdungsschwelle verbessern. In Summe waren somit rund 1,57 Millionen Menschen bzw. rund 19% der Bevölkerung in zumindest einem der beiden Jahre armutsgefährdet.
In 2 Jahren haben fast 1,6 Millionen Menschen Armutsgefährdung kennengelernt

Als armutsgefährdet gelten Personen mit niedrigem Haushaltseinkommen. Die Schwelle zur Armutsgefährdung wird jährlich ermittelt und richtet sich nach dem Medianeinkommen. Aktuelle Grundlage ist die Erhebung EU-SILC 2005. Diese Statistik wird in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union durchgeführt, um Veränderungen bei Einkommen und Lebensbedingungen der privaten Haushalte kontinuierlich zu beobachten.

In Österreich liegt die Schwelle zur Armutsgefährdung bei 900 Euro netto pro Monat. Wenn mehrere Personen im gemeinsamen Haushalt leben, dann erhöht sich dieser Schwellenwert um 449 Euro für jeden Erwachsenen und um 270 Euro für jedes Kind. Aus dem Ergebnis von EU-SILC 2005 wurde die Zahl der Armutsgefährdeten in Österreich auf über 1 Million Menschen bzw. rund 12% der Bevölkerung hochgerechnet.

Eine Analyse der Ergebnisse von EU-SILC 2004 und 2005 zeigt, dass 1,57 Millionen Menschen zumindest in einem von zwei aufeinanderfolgenden Kalenderjahren armutsgefährdet waren. Viele Menschen kennen Armutsgefährdung als vorübergehende Station im Lebenszyklus. Etwa aufgrund einer Ausbildung, kurzfristiger Arbeitslosigkeit oder Änderung der Familiensituation.

Bei mehr als der Hälfte der laut EU-SILC 2005 armutsgefährdeten Personen bzw. 7% der Bevölkerung lag das Einkommen im vorangegangen Kalenderjahr noch über der Schwelle zur Armutsgefährdung. Hochgerechnet haben daher etwa 559.000 Personen gegenüber dem Vorjahr einen Abstieg in die Armutsgefährdung erlebt. Geringfügig mehr Personen haben einen Aufstieg geschafft. Bei rund der Hälfte der Aufstiege ist die Einkommensposition allerdings weniger als 150 Euro über der Gefährdungsschwelle, bei 111.000 sogar weniger als 50 Euro. Geringfügige Schwankungen tragen demnach zur Dynamik von Armutsgefährdung bei und verdecken chronisch benachteiligte Positionen im Nahbereich zur Armutsgefährdung.
442.000 Menschen sind in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gefährdet

Laut EU-SILC 2005 waren hochgerechnet rund 442.000 Personen bzw. 5% der Bevölkerung in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gefährdet. Somit waren 44% der Armutsgefährdeten für eine Dauer von zwei Jahren betroffen. Der größte Anteil davon entfällt auf Frauen im Pensionsalter (96.000 Personen).

Von jenen Personen, die in EU-SILC 2005 nicht armutsgefährdet waren, zeigen sich 23% bei grundlegenden Konsummöglichkeiten, Wohnen oder Gesundheit benachteiligt. Solche Benachteiligungen finden sich bei 36% der im ersten Jahr armutsgefährdeten Personen und bei 47% der in zwei aufeinanderfolgenden Jahren armutsgefährdeten Personen.
 
zurück