Das Wienerlied kennt keine Hauptsaison   

erstellt am
16. 01. 08

Eine Kooperation von Aktionsradius Wien, Kulturverein Narrendattel und der Wienbibliothek im Rathaus
Wien (aktionsradius) - „wir kennen das wienerlied. wir kennen roland neuwirth. wir kennen adi hirschal, und wir kennen heinz holecek. wir kennen den schmalen grat zwischen milieu und niveau. wir kennen den spagat zwischen soul und groove, die tanz und die märsche. wir kennen die alten themen, den wein, die maderln, den tod; und wir wissen um die lust und die qual, die es verursacht, das eigene in besitz zu nehmen. doch wieder haben unberechenbare anarchisten das wienerlied besetzt wie ein staubiges haus, und hinter den blinden scherben der alten fenster wachsen – heimlich? ohne lärm jedenfalls – frische, kräftige triebe am alten stock. kennen wir das wienerlied?“

Zeilen von Walther Soyka, sieben Jahre alt, wie die vorweg genommene Abstraktion von koid=woam, eines neuen Typs von nachhaltiger Wienerlied-Revitalisierung. Ohne die dialektische Idee der Einheit der Gegensätze ist diese Herausforderung nicht zu bestehen. koid=woam steht für diese Dialektik – zwischen Anarchie und Gmiadlichkeit, zwischen Bewahrung und Destruktion, zwischen altem Stock und jungem Trieb; steht auch für die wechselnden Gefühlslagen, die das Wienerlied transportiert, von Wödvadruss bis Duliöö, vielleicht mit einer leichten Neigung zu ersterem. koid=woam ist Resultat einer Vernetzung von drei Akteuren der tätigen Liebe zum Wienerlied: Aktionsradius Wien (bisher Veranstalter der Neuen Wiener Welle), Friedl Preisls Kulturverein Narrendattel (Schutzhaus-Trilogie, Reihe Wienerlied-und?) sowie Wienbibliothek im Rathaus (die ihr umfangreiches Wienerlied-Archiv und einzigartige Veranstaltungssäle in das Gesamtprojekt einbringt). Dank dieser Kooperation ist eine ganzjährige Reihe möglich, ein abwechslungsreicher Zyklus, der die kleinen, leisen, intimen Begegnungen zwischen MusikliebhaberInnen und Musikschaffenden ebenso schätzt wie die lauten Muladschags. Perfektion als künstlerisches Prinzip wird geduldet, dem Prinzip Improvisation wird gehuldigt.

Wohin will koid=woam das Wienerlied bringen? In die nächste Woche, zumindest. Und was will koid=woam am Wienerlied verändern? Das traditionelle Wienerlied, sagt Max Gruber von Des Ano, handle im Grunde immer von der Trilogie des Grauens: vom Fressen, Saufen und Sterben. Von Liebe sei so gut wie nie die Rede. koid=woam muss das nicht akzeptieren. Das Wienerlied wird leben, wenn es die Liebe reinlässt.

Informationen: http://www.aktionsradius.at/
 
zurück