Kdolsky: Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs forcieren  

erstellt am
28. 01. 08

Wien (bgf) - Die am 28.01. zusammengetretene Bundesgesundheitskommission, bei der alle Entscheidungsträger des Gesundheitswesens versammelt sind, beschäftigte sich neben vielen weiteren Tagesordnungspunkten auch mit Strategien zur Bekämpfung des Gebärmutterhalskrebses.

Obwohl sich in Österreich die Zervixkarzinominzidenz in den letzten zehn Jahren um ca. 35 Prozent und die Mortalitätsrate um 37 Prozent reduziert hat, rangiert der Gebärmutterhalskrebs laut Statistik Austria mit 3,3 Prozent an zehnter Stelle bei der Häufigkeit von Krebserkrankungen. Derzeit treten rund 500 neue Erkrankungsfälle pro Jahr auf wobei 130 bis 180 Todesfälle zu verzeichnen sind. Die Reduktion der Zervixkarzinomsterblichkeit in den Industrieländern wird von Experten auf das primäre Screening mittels PAP-Abstrich zurückgeführt. So weisen Länder mit einem forcierten Präventionsprogramm ein um 50 Prozent reduziertes Erkrankungsrisiko im Vergleich zu Österreich auf.

"Dennoch nutzen derzeit nur etwa 30 Prozent der über 20-jährigen Frauen in Österreich die Möglichkeit der Früherkennung mittels PAP-Abstrich. Insofern ein klares 'Ja' zur Forcierung der Vorsorgeuntersuchung, denn im Frühstadium erkannt ist dieser Krebs zu 100 Prozent heilbar", so Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky am Rande der Sitzung. "Unser Ansatz, die jährliche Früherkennungs-Programme auszubauen ist richtig und muss massiv weiterbetrieben werden. Der PAP-Abstrich im Rahmen der jährlichen Vorsorgeuntersuchung bietet eine mehr als 95-prozentige Sicherheit während die HPV-Impfung nur 70 Prozent der auslösenden Faktoren von Gebärmutterhalskrebs bekämpft. Hier bleibt demnach ein hohes Restrisiko von 30 Prozent trotz Impfung an Krebs zu erkranken."

Die von der Bundesgesundheitskommission in ihrer letzten Sitzung 13. Juli 2007 beschlossene Evaluierung durch das Ludwig-Boltzmann-Institut bestätigt die Wichtigkeit des PAP-Abstriches und kommt unter anderem zu folgenden Ergebnissen:

Die Reduktion der Zervixkarzinominzidenz und -mortalität wird primär durch Erfolge aus der Einführung von Zervixkarzinomscreening (Pap-Abstrich) erklärt. Das Screening ist unterschiedlich organisiert. In Österreich existiert ein opportunistisches Screening und die Teilnahmerate ist im internationalen Vergleich relativ niedrig wobei Verbesserungspotenziale insbesondere im Hinblick auf die Inanspruchnahme von Früherkennungsuntersuchungen seitens Angehöriger niedriger sozialer Schichten und hinsichtlich Qualität bestehen. In Ländern mit organisiertem Screening (mit Einladesystem) finden sich im 3-Jahresintervall deutlich höhere Teilnahmeraten (z.B. 93 % in Finnland bzw. 82 % in Schweden).

Da zum langfristigen Effekt der Impfung noch viele offene Fragen bestehen und mit dem Zervixkarzinomscreening eine wirksame Alternativmaßnahme existiert, erscheint es als eine legitime Option, auf die Optimierung des Zervixkarzinomscreening zu setzen. Eine Reduktion des Zervixkarzinomvorkommens ist auch bei dieser Option zu erwarten. Einer Verbesserung der Vorsorge müsste aber eine Mängelanalyse vorausgehen, in der die großen Varianzen bei den Teilnahmeraten untersucht und Qualitätsverbesserungen vorgeschlagen würden.

Diesen Ergebnissen und Empfehlungen der wissenschaftlichen Studie entsprechend, wird nun vom Gesundheitsministerium ein Präventionsprogramm gegen Gebärmutterhalskrebs erarbeitet.

Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, beim Aufbau eines flächendeckenden Präventionsprogrammes drei Schwerpunkte zu berücksichtigen:

  • Aufbau eines Call- und Recall-Systems für Gebärmutterhalskrebs-Vorsorge, dass Frauen automatisch per eMail oder SMS an die jährliche Vorsorgeuntersuchung erinnert. Diesbezüglich seien bereits Gespräche mit dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger erfolgt.
  • Start einer Informationskampagne, um bei Frauen das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Vorsorge zu stärken. Besonders wichtig ist dabei ein interkultureller Zugang, um auch Frauen anderer Kulturkreise zu sensibilisieren.
  • Die Sicherheit des PAP-Abstriches hängt wesentlich von einem standardisierten Ablauf ab. Hier ist der Dialog mit den betroffenen Fachgesellschaften und dem neuen Qualitätsinstitut notwendig, um die Qualität des PAP-Abstriches weiter zu verbessern und österreichweit zu harmonisieren.
 
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