Rückgang der Krankenstände in Österreich   

erstellt am
31. 01. 08

Bestimmungsfaktoren und Ausblick
Wien (wifo) - Die Krankenstandsquote war in Österreich in der Periode 2000/2006 rückläufig, und auch gegenüber den Höchstwerten in den späten siebziger Jahren ist ein Rückgang der Krankenstände zu beobachten. Im Jahr 2006 waren die unselbständig Beschäftigten in Österreich im Durchschnitt 11,5 Tage krank, das war in der Krankenstandsstatistik der bisher niedrigste Wert, 1980 waren es noch 17,4 Tage gewesen.

Diese Entwicklung hängt mit den großen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt seit den achtziger Jahren zusammen. Die Verfestigung der Arbeitslosigkeit dürfte dazu beigetragen haben, die durchschnittliche Zahl der Krankenstandstage pro Kopf der Beschäftigten zu dämpfen. Arbeitsmarkt-, Beschäftigungs- und Sozialpolitik haben ebenfalls auf die Veränderung der Rahmenbedingungen reagiert und dadurch vor allem das Krankenstandsniveau älterer Beschäftigter beeinflusst. Die hohe Fluktuation der Krankenstände älterer Arbeitskräfte zeigt, dass die Gestaltung des Übergangs zwischen Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Ruhestand für die Krankenstandsentwicklung eine wichtige Rolle spielt: Häufig oder chronisch kranke Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind den Anforderungen ihres Arbeitsplatzes oft nicht mehr voll gewachsen und wählen, je nach betriebs-, arbeits- und sozialpolitischen Möglichkeiten und Rahmenbedingungen, einen Frühausstieg aus dem Erwerbsleben.

Auch der Wandel der Branchen- und Berufsstruktur der Beschäftigung beeinflusst die Krankenstandsentwicklung. Die Verlagerung von arbeitsintensiven Prozessen und körperlich anspruchsvollen Tätigkeiten ins Ausland sowie der technologische Fortschritt dämpfen die Zahl der Krankenstandstage. Damit verringert sich vor allem die hohe Krankenstandsquote der Arbeiter und nähert sich dem Niveau der Angestellten an. Zugleich verändert sich die Bedeutung einzelner Krankenstandsursachen – Verletzungen verlieren an Gewicht, während psychische Erkrankungen an Bedeutung gewinnen.

Diese Effekte des wirtschaftlichen Strukturwandels werden von demographischen Veränderungen überlagert. Ältere Beschäftigte weisen überdurchschnittlich hohe Krankenstände auf. Die Alterung der Erwerbsbevölkerung und das Ziel, die Erwerbsbeteiligung von Älteren zu erhöhen, bedeutet eine Herausforderung, wenn die Krankenstandsquote niedrig gehalten werden soll. Berechnungen zeigen allerdings, dass der demographische Effekt geringfügig ist und auch in Zukunft die Alterung der Erwerbsbevölkerung für sich genommen nur einen mäßigen Anstieg der Krankenstandsquote mit sich bringen wird. Von großer Bedeutung ist dagegen, unter welchen Arbeitsplatzbedingungen Ältere am Erwerbsprozess beteiligt und welche beschäftigungs- und arbeitsmarktpolitischen Akzente gesetzt werden.

Quelle: WIFO
Autor: Thomas Leoni
 
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