Sprache als tägliches Brot   

erstellt am
30. 01. 08

Grazer Germanistin untersucht „nahrhafte WortSchätze
Graz (universität) - Wir wollen auf die Butterseite fallen, am besten nicht von der Hand in den Mund leben müssen und vor allem nicht von Wahlzuckerln abgebrühter Politiker abgespeist werden: “Nahrhafte“ Redewendungen sind Teil des Alltagslebens – auch wenn wir dies oft nicht wahrnehmen. Eine junge Forscherin hat deshalb im Rahmen des laufenden WortSchätze-Projekts am Institut für Germanistik der Karl Franzens-Universität analysiert, was uns sprachlich alles schmeckt. Ihre Ergebnisse fließen in den Deutschunterricht an steirischen Schulen ein.

„Bildhafte Ausdrücke gehören zu unserer Alltagssprache“, sagt Prof. Wernfried Hofmeister vom Institut für Germanistik der Uni Graz. Seit dem Jahr 2000 leitet er das vom Land Steiermark geförderte Projekt „WortSchätze“, bei dem er und seine Studierenden den Sprachschatz des Deutschen untersuchen. Die Bereiche Wehrhaftes („im Kreuzfeuer“), Sport („Endspurt“), Religion („Leviten lesen“) und Musik („vergeigen“) wurden bereits analysiert, jetzt wurde auch der vorläufig abschließende Teil – das „Nahrhafte“ – fertig gestellt.

Die Germanistin Mag. Christa Binder hat im Rahmen ihrer Diplomarbeit soziokulturelle, sprachhistorisch und -pädagogisch markante Ausdrücke aus dem nahrhaften Bildspendebereich gesammelt, systematisiert und in eine Datenbank übertragen. Darin finden sich gebräuchliche Wendungen wie „abschneiden“, „durchbeißen“, „Leckerbissen“ oder „verwurschteln“, die in metaphorischer Weise zur Anwendung kommen; auch Begriffe wie „Couchpotato“, „Bananenrepublik“ und „Buchstabensalat“ sowie regionale Ausdrücke wie „eine Breze reißen“ finden sich darin. Insgesamt 215 ausgewertete Belege – von mehr als 1000 gesammelten – sind in der Datenbank dokumentiert, allesamt auch online unter http://wortschaetze.uni-graz.at abrufbar.

Interessant bei der Sammlung waren verschiedene Aspekte, sagt die „frisch gebackene“ Germanistin: „Die Ausdrücke haben oft humoristischen Charakter, sie vermitteln knallige Bilder und prägen so unsere Wahrnehmung nachhaltig.“ Gerade das Nahrhafte vermittle das Zusammenspiel von Körperlichem und Geistigem: „Solche Ausdrücke stellen einen Mehrwert für das Vermittelte dar – die Begriffe sind gewissermaßen das ,Sahnehäubchen’ der Sprache“, meint Hofmeister dazu.

Die gesammelten WortSchätze bleiben nicht nur GermanistInnen vorbehalten, sie finden auch ihren Weg in die Schulen: Die Datenbanken werden medial aufbereitet im Deutschunterricht in steirischen Schulen präsentiert. „Zwölf Leute sind damit beschäftigt, die Koordination erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Landesschulrat“, sagt Hofmeister. Die SchülerInnen sollen so Sprache bewusster wahrnehmen und einsetzen lernen und „Lust bekommen, dem Facettenreichtum der deutschen Sprache nachzuspüren.“ Auch Lehrmaterial für den Unterricht ist in Vorbereitung: „Das Schulprojekt läuft mit Ende des Sommersemesters aus, es wird aber gerade mit dem Leykam-Verlag an der Zusammenstellung von Wortschatz-Material für LehrerInnen gearbeitet.“ Nicht zuletzt soll damit die Lehramtsausbildung an der Universität gestärkt werden, wo kürzlich auch für die Germanistik ein Zentrum für fachdidaktische Fragen aus der Taufe gehoben wurde.
 
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